Gedenken an Frankenmarkter NS-Opfer: "Der Gemeinderat muss dafür sein"

Von Norbert Blaichinger   09.August 2018

Gemeinderat und Pfarrgemeinderat von Frankenmarkt erhielten kürzlich Post vom katholischen Theologen Andreas Pillichshammer in einer Angelegenheit aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Es geht dabei um den von drei fanatischen Haslauer Nazis am 26. Dezember 1944 gehetzten und schließlich ähnlich einer "Hasenjagd" zur Strecke gebrachten Frankenmarkter Landarbeiter und Fahnenflüchtigen Alois Zierler. Dieser hatte sich seit seiner Desertion 1942 mit Hilfe seiner Schwester zwei Jahre lang in den Wäldern rund um die Haslau, Gemeinde Zell am Moos, vor seinen Häschern verstecken können.

Pillichshammer hat beiden Gremien eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet, die geeignet wären, Zierler (und wohl auch seiner Schwester Josefa) ein Andenken im richtigen Licht zu bewahren. Frankenmarkts neuer Bürgermeister Peter Zieher (53) zeigt sich im Gespräch mit den OÖNachrichten Pillichshammers Vorschlägen gegenüber aufgeschlossen. Im Originalton: "Ich kann mir alles vorstellen, aber der Gemeinderat muss mehrheitlich an Bord sein." In einem Ausschuss (in den auch Pillichshammer eingebunden werden könnte) sollen die Vorschläge auf Umsetzbarkeit überprüft werden. Das Läuten der Totenglocke zum 75. Sterbetag Zierlers kann sich laut Zieher Frankenmarkts Pfarradministrator Dr. Anthony Ejeziem vorstellen, auch eine Benennung einer Straße nach Alois Zierler sowie weitere kleinere Gedenkmaßnahmen dürften kaum ein Problem sein.

Vielmehr werde es Fingerspitzengefühl brauchen, um eine Polarisierung innerhalb der Gremien sowie der Bevölkerung zu vermeiden. Erste Sondierungen des Bürgermeisters lassen jedenfalls vermuten, dass die Stimmungslage die ganze Bandbreite abdeckt – von einer Zustimmung zum Gedenken bis hin zum Wunsch nach einem Ruhenlassen der Ereignisse. Das hat wohl auch damit zu tun, dass jüngere und ältere Generationen unterschiedliche Zugänge zum schweren Erbe der NS-Zeit haben.