"Freeman" schlittert in die Pleite und fordert 225 Millionen Euro

Von Gerhard Hüttner   02.März 2016

Mit einer eidesstattlichen Erklärung hat Johannes "Joe" Kreißl am 14. März 2012 seinen Austritt aus der "System-Sklaverei" bekanntgegeben und seine Karriere als "Freeman Austria" - wir haben berichtet - gestartet. "Ich bin nicht damit einverstanden, verwaltet oder regiert zu werden", heißt es in seinem Schreiben. Jetzt hat ihn aber die Realität doch eingeholt: Am 24. Februar wurde beim Landesgericht Wels (Aktenzeichen 20 S 25/16a) über das Vermögen von Johannes Ewald Kreißl das Konkursverfahren eröffnet.

Die Finanzverwaltung will vom Vortragenden und Veranstalter, der jetzt als "Freeman" auf Schloss Walchen in Vöcklamarkt logiert, 17.000 Euro. Dazu soll es weitere offene Forderungen der UniCredit über 340.000 Euro geben.

"Rede gegen eine Wand"

Der vom Gericht eingesetzte Masseverwalter, der Linzer Rechtsanwalt Wilhelm Deutschmann, hat sich mit Kreißl am Montag zu einem eineinhalbstündigen Gespräch getroffen, das ruhig und konstruktiv verlaufen sei. In der Sache selbst wird es der Anwalt allerdings alles andere als leicht haben: Der Systemaussteiger Kreißl will das Konkursverfahren nicht einmal zu Kenntnis nehmen. "Da rede ich gegen eine Wand", mutmaßt Deutschmann.

Kreißl selbst spricht von einem spannenden und lustigen Verfahren, indem er einige Dinge aufzeigen möchte. Spannend wird es auf alle Fälle werden, wenn der "Freeman Austria" seine Aktiva geltend macht. So hat er bereits eine Forderung über 4,8 Millionen Euro gegenüber der Republik. Doch das ist erst der Anfang: Im Gespräch mit dem Anwalt kündigte Kreißl an, weitere 225 Millionen Euro (ohne Zinsen) an Forderungen von der Republik geltend zu machen. "Das wäre das größte Konkursverfahren in Österreich, was die Aktiva betrifft", erläutert Deutschmann.

Diese Summen begründet "Joe" Kreißl mit Schadenersatzforderungen, die er in seiner eidesstattlichen Erklärung vor vier Jahren an das Bundeskanzleramt, das Innenministerium, den Obersten Gerichtshof und das Land Oberösterreich verschickt hat. Darin bezeichnet sich Kreißl als freier Bewohner des Planeten Erde, der niemandem, außer der Schöpfung, Rechenschaft über sein Handeln schuldig ist. "Ich lebe in voller Souveränität." Er unterscheidet zwischen Mensch und Person – für jedweden Schaden, der ihm durch Täuschung entstanden sei, fordere er Schadenersatz. Die Höhe des Schadenersatzes beziffert der 45-Jährige mit fünf Millionen Euro – pro Lebensjahr!

Wie geht es jetzt konkret weiter? Der Masseverwalter wird die Schließung des Unternehmens bei Gericht beantragen, was vermutlich auch genehmigt wird. Die erste Gläubigerversammlung ist für 19. Mai um 15.30 Uhr im Saal 101 des Landesgerichtes Wels anberaumt.