Frauen vom KZ-Nebenlager Lenzing waren abgemagert "bis zum Skelett"

Von Gerhard Hüttner   24.April 2015

"Abgemagert bis zum Skelett. Da hast ’glaubt, die brechen ab beim Gehen. Aber die haben arbeiten müssen." So beschreibt ein Lenzinger Zeitzeuge die Frauen vom KZ-Nebenlager Pettighofen. Von November 1944 bis Mai 1945 war die ehemalige Papierfabrik ein Außenlager des KZ Mauthausen. Hier waren 577 meist jüdische Frauen untergebracht. Sie wurden aus Auschwitz und Theresienstadt nach Lenzing gebracht und mussten in der Zellwollfabrik im Schichtbetrieb arbeiten.

Nach dreitägiger Fahrt kamen am 30. Oktober 1944 mit dem ersten Transport aus Auschwitz 300 Frauen am Bahnhof in Lenzing an. Im Jänner kamen weitere Häftlinge dazu. Mit dem nahen Kriegsende verschlimmerten sich die Zustände im Lager laufend. So wurden die Verpflegungsrationen immer kleiner und die Luftangriffe nahmen zu.

Den Weg zur Arbeit hatten sie in einem 45-minütigen Fußmarsch zu bewältigen. Am 11. Jänner 1945 kam es zu einem folgenschweren Unfall. "Wie üblich gingen wir damals in der Dunkelheit zur Arbeit", schildert die Häftlingsfrau Helene V. "Unterwegs mussten wir einen unbeschrankten Bahnübergang überqueren. Ich marschierte in einer Fünferreihe, eher am Schluss der Kolonne. Der Zug kam von der linken Seite auf uns zu." Zuerst trieben die SS-Aufseherinnen die Häftlinge zu höherem Tempo an, dann schrien sie "Halt!". Das haben manche nicht gehört oder verstanden. "Ich selber kam noch im Laufschritt über die Geleise. Plötzlich hörten wir ein furchtbares Geschrei." Der Zug war in eine Reihe von Frauen gerast und hatte fünf in den Tod gerissen. Die verstümmelten und blutverschmierten Leichenteile wurden ins Lager gebracht.

"Wir wollen das nicht vergessen lassen", sagt Margret Lehner-Wessely, stellvertretende Vorsitzende des Mauthausenkomitees Vöcklabruck. Sie wird bei der Gedenkfeier am Mittwoch einen kurzen historischen Abriss über die damaligen Ereignisse geben.

Die Feier beim Gedenkstein Pettighofen ist am 29. April, 18 Uhr. Um 19 Uhr beginnt im Kulturzentrum eine Lesung von Ludwig Laher aus seinem Roman "Bitter", das Ensemble "Mira" gestaltet den Abend musikalisch, an dem auch der Le-Caër-Preis für Zivilcourage zum sechsten Mal vergeben wird.