Erinnerungen an eine schlimme Zeit
GSCHWANDT. Am Heimatbuch von Gschwandt wird dank der Hilfe von Zeitzeugen weitergearbeitet.
Nach längerer Pause wird in Gschwandt die Arbeit an einem Heimatbuch fortgesetzt. Darin soll auch darüber berichtet werden, wie die Menschen zwischen der Traun und der Laudach die Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges erlebten. Zu diesem Zweck luden Ingrid Hummer, VP-Obfrau des Kulturausschusses, und VP-Bürgermeister Fritz Steindl dieser Tage Zeitzeugen zu einem Erzählcafé im Veranstaltungssaal ein. Rund 20 ältere Menschen kamen zu der Veranstaltung und brachten nicht nur ihre Erinnerungen mit, sondern auch alte Fotos. Sie nahmen sich mehrere Stunden Zeit, um darüber zu erzählen, wie sie als Kinder diese schreckliche Zeit erlebten, und beeindruckten jüngere Zuhörer, die das Erzählte bisher nur aus Büchern und TV-Dokumentationen kannten.
Der kleine Ort erlebte das Grauen der NS-Zeit in seiner ganzen Bandbreite: Menschen hatten Angst, offen zu reden, was auch Kindern streng eingebläut wurde. Väter und Brüder starben an der Front. Ein behindertes Kleinkind wurde abgeholt und – wie man später erfuhr – ermordet. In den Wäldern am Flachberg versteckten sich Deserteure, vor denen die Propaganda warnte. Nahrungsmittel waren streng rationiert, und Gmundner bettelten bei Gschwandtner Bauern um Kartoffeln. Oft wurde das Gemüse auch nachts auf den Feldern gestohlen. Eine Zwangsarbeiterin aus Polen bekam ein Kind und wurde nach Kriegsende von den Russen nach Sibirien deportiert.
Ein hoher örtlicher NS-Funktionär wiederum wurde 1945 von den US-Besatzern in Glasenbach (Salzburg) inhaftiert, wo die Alliierten das größte österreichische Internierungslager für Nationalsozialisten und Kriegsverbrecher betrieben. Später wurde er Landtagsabgeordneter des Verbands der Unabhängigen (VdU), einer Vorgängerpartei der FPÖ. (ebra)
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