Das letzte ungelöste Rätsel des Müllner Bräustübls

Von Von Gary Sperrer   29.März 2010

Das Müllner Bräustübl in Salzburg gehört zu den beliebtesten Bierlokalen Österreichs, und das seit mehr als 100 Jahren. Wobei Lokal nicht ganz stimmt: Seine Säle und Stüberl sind vielmehr ein lebendiges Museum, ein Hort von Genuss und Freude, der wie durch eine Zeitmaschine den Eintritt in eine längst vergangen geglaubte Epoche ermöglicht. Und es ist ein Ort voller Rätsel. Eines ist noch immer ungelöst.

Das Augustiner-Bräu im Kloster Mülln am Fuße des Mönchsberges, das das Bräustübl beherbergt, blickt auf eine 389 Jahre lange Geschichte zurück. Das Bier, das hier gebraut wird, ist legendär köstlich und wird auch heute noch aus Holzfässern gezapft. Erhältlich ist es nur hier, in einigen handverlesenen Geschäften und Gaststätten der Umgegend sowie im Wallersee-Strandbuffet und im „Bamkraxler“ in Wien-Nussdorf. Für jene, die auch zu Hause nicht auf Bräustübl-Bier verzichten wollen oder können, werden Kisten und Fässer im Gassenverkauf angeboten.

Der Bierausstoß ist – in kosmischen Maßstäben gemessen – gering, aber was zählt, ist die Qualität. „Im Vorjahr haben wir zum ersten Mal seit 1973 die 10.000-Hektoliter-Marke übersprungen“, so Bräustübl-Direktor Rainer Herbe. Dazu zählen auch die in der Vorweihnachtszeit eingebrauten 300 Hektoliter Bockbier (6,5 Volumsprozent Alkohol) – neben dem äußerst süffigen Märzen (4,6 Prozent) und dem vor Ostern produzierten und derzeit erhältlichen Fastenbier (5,2 Prozent) eine der drei Gerstensaft-Köstlichkeiten, die unter Braumeister Hansjörg Höplinger im Kloster Mülln entstehen. Und das in einem Sudhaus, das in dieser Form seit 1912 in Betrieb ist.

Eigene Jause erlaubt

„Wichtig für uns ist es, die Qualität zu erhalten, bodenständig zu bleiben und das Bräustübl so zu belassen, wie es die Leute seit mehr als 100 Jahren kennen“, sagt Herbe. Das gelingt den Verantwortlichen auch im 21. Jahrhundert mit Bravour, wie der ungebremste Besucherzustrom beweist. Während die Bierausschank (an der auch antialkoholische Getränke erhältlich sind) die Gäste mit Flüssigem versorgt, gibt es daneben einen Schmankerlgang mit diversen Standln, an denen alle möglichen festen Nahrungsmittel angeboten werden. Doch nach wie vor wird niemand aus dem Bräustübl verjagt, der seine eigene Jause mitnimmt und verzehrt. Bei Getränken ist man verständlicherweise nicht so tolerant.

104 Stammtischgruppen gibt es derzeit im Bräustübl. Der mit zwei Stufen erhöhte Hahnbaum-Stammtisch im Stockhammersaal ist der exklusivste. Rainer Herbe: „Die, die da oben sitzen, müssen sich das verdient haben.“ Tipp für Leute, die das Bedürfnis verspüren, es sich verdienen zu wollen: Die Hahnbaum-Stammtischler residieren donnerstags. „Wir legen sehr viel Wert auf die Stammtischkultur“, ergänzt Herbe, „und bei uns im Haus ist auch immer etwas los. Zum Beispiel am 12. April: Da gibt es Live-Musik mit den Second Hand Brothers, und während der Fußball-WM bieten wir in zwei Sälen Public Viewing auf Flachbildschirmen an.“

Maß aus dem Steinkrug

Die Brauerei sei laut Herbe „im Prinzip ein Museum“. Und das kann man auch von den vier Sälen und drei Stüberln behaupten, die den Bräustübl-Gast in eine andere Zeit versetzen, so er jahreszeitlich oder witterungsbedingt nicht auf einem der 1500 Sitzplätze in Österreichs größtem Biergarten seine Maß aus dem traditionellen Steinkrug genießt. Und damit wären wir beim Thema angelangt: den 21 Sprüchen und Rätseln im Stockhammersaal, mit 250 Sitzplätzen größter im Bräustübl.

Die Gedichte und Weisheiten auf den Wänden sind mehr als 100 Jahre alt, einige sind auf den ersten Blick verwirrend, die meisten in deutscher, einige in lateinischer und andere in pseudo-lateinischer Sprache verfasst („Amas bi eris guat in summa“), doch von den Rätseln sind sämtliche entschlüsselt. Bis auf ein einziges: ein Rebus, der relativ einfach beginnt und plötzlich selbst die routiniertesten Rätselknacker vor eine bislang unlösbare Aufgabe stellt.

Rainer Herbe, der seit 25 Jahren in der Müllner Brauerei tätig ist, weiß als „Urgestein“ noch von wenigen Eingeweihten, die angeblich die Lösung kannten. Doch von denen lebt mittlerweile keiner mehr. Da das Einzugsgebiet des Bräustübls bis weit ins Oberösterreichische hineinreicht, wie der Direktor weiß („Viele Gäste kommen aus Mattighofen und Braunau, aber etliche auch aus den Bezirken Vöcklabruck und Gmunden.“), nahm er den Vorschlag sofort an, über die OÖN zu versuchen, das kryptische Rebusrätsel zu entwirren.

Fünf Liter als Belohnung

„Es gibt zwar einen Lösungsansatz, der ist aber nicht logisch-schlüssig und passt auch nicht mit dem typisch feinwitzigen Humor zusammen, der die anderen Sprüche ausmacht, daher stimmt er ganz sicher nicht“, sagt Herbe, der verspricht, die Aufbringung einer plausiblen Lösung mit fünf Litern Märzenbier zu belohnen.

Lösungsvorschläge erbeten unter der E-Mail-Adresse rebus@nachrichten.at

Das Bräustübl im Internet: www.augustinerbier.at