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"Da finden wir endlich einen Lehrling, und dann soll er abgeschoben werden"

Von Edmund Brandner   30.Juli 2018

Fünf Jahre lang suchte der Dachdeckerbetrieb Fürtbauer in Lindach vergeblich einen Lehrling. "Wir arbeiten das ganze Jahr über im Freien und zum Teil in großer Höhe", sagt Max Fürtbauer (28). "Das schreckt viele ab."

Um so glücklicher war Fürtbauer, als er Mustafa Emnik fand. Der 24-jährige Afghane flüchtete vor zwei Jahren nach Österreich. Seine Familie war in Afghanistan in einen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten geraten. Sein Bruder wurde getötet, er selbst kam mit schweren Verletzungen davon. Vier Monate dauerte danach seine Flucht durch den Iran und die Türkei bis nach Österreich. Hier wurde er in einer Flüchtlingsunterkunft in Laakirchen untergebracht.

"Sehr talentierter Handwerker"

In diesem Frühjahr begann der gelernte Goldschmied eine Lehre bei Fürtbauer. "Mustafa kann gut mit Metall umgehen und ist ein extrem talentierter und fleißiger Handwerker", sagt Fürtbauer. "Wir stecken große Hoffnungen in ihn, und ich bin sicher, er macht auch die Meisterprüfung."

Doch daraus dürfte nichts werden. Mustafa Emnik soll nach dem Willen der türkis-blauen Bundesregierung jetzt in seine Heimat ausgewiesen werden. Den entsprechenden Bescheid erhielt er Ende Juni. Mit Hilfe Fürtbauers legte er dagegen zwar Berufung ein, aber seine Hoffnungen sind gering. Die Regierung will alleinstehende afghanische Männer offenbar ausnahmslos abschieben. Auch wenn sie eine Lehrausbildung in Mangelberufen wie der Dachdeckerei begonnen haben.

Aus Sicht des Unternehmers Max Fürtbauer ist diese Politik irrational und wirtschaftsfeindlich. "Der Nachwuchsmangel ist für unsere Branche mittlerweile das größte Problem", sagt er. "In den kommenden Jahren gehen bei uns einige Leute in Pension. Ich weiß nicht, wie ich sie ersetzen soll."

Die Laakirchner Grünen haben in der jüngsten Gemeinderatssitzung eine Petition eingebracht, in der sie an die Bundesregierung appellieren, das bewährte deutsche Modell "3 plus 2" zu übernehmen. Es sieht vor, dass asylwerbende Lehrlinge während ihrer dreijährigen Lehrzeit und den beiden ersten Arbeitsjahren danach nicht abgeschoben werden. Dieses Modell fördere die Integration und helfe Unternehmen mit Mangelberufen, argumentieren sie.

Die Petition wurde im Gemeinderat mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ abgelehnt.

Mustafa Emnik, der bereits gut Deutsch spricht, bittet im OÖN-Interview nur um eins: "Bitte schreiben Sie, dass ich der Familie Fürtbauer und allen Menschen, die mir hier geholfen haben, sehr dankbar bin."

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25. April 2024