Auf Stefanies Wunschliste für ihr zweites Leben stand der Traunstein ganz oben

Von Gabriel Egger   11.Juli 2018

"Wenn’s mir wieder gut geht, dann möcht’ ich noch einmal vom Traunstein runterschauen", hat Stefanie Krenmayer im Juni 2016 gesagt. Das war kurz bevor ihr eine neue Lunge transplantiert wurde. Damals war es noch nicht sicher, ob sie danach wieder Sport treiben kann. Es war noch nicht einmal sicher, ob sie überhaupt wieder richtig gehen kann. Die 23-Jährige aus Eberstalzell (Bezirk Wels-Land) leidet an einer chronischen und fortschreitenden Stoffwechselerkrankung: Mukoviszidose. Ohne eine Spenderlunge waren ihre Überlebenschancen gering.

Wunschliste als Motivation

Die Operation im Wiener AKH verlief erfolgreich, danach traten Komplikationen auf. Stefanie musste einen Monat auf der Intensivstation verbringen. Doch die damals 21-Jährige gab niemals auf. "Ich habe mir eine Wunschliste mit Dingen geschrieben, die ich machen will, wenn alles klappt, und hab’ sie mir über mein Bett gehängt. Ich hab’ immer wieder draufgeschaut, wenn es mir nicht so gut ging. Das war meine Motivation", sagt die Sonderschulpädagogin.

Stefanie wollte eine Kreuzfahrt unternehmen, noch einmal Paragleiten, mit dem Flugzeug reisen und mit Eseln auf Wanderschaft gehen. Und ganz oben auf dieser Wunschliste stand der Traunstein.

Diesen großen Wunsch erfüllte sich Stefanie vergangenen Sonntag. Mit Freundin Lisa-Maria stieg sie über den Naturfreundesteig auf den Gipfel. Gemütlich, mit zwei offenen Augen für die Landschaft, wie sie sagt.

"Riesig gefreut" hat sich Stefanie schon, da ging es noch gar nicht los. "Ich war schon beim Einstieg so glücklich. Ich dachte: Das ist der Weg, den ich schon so lange gehen wollte. Mein ganz persönlicher Weg. Da hab’ ich einige Minuten gebraucht", sagt die 23-Jährige. Erst vor zwei Wochen durfte sich Stefanie bei der EM der Herz-und Lungentransplantierten über zwei Goldmedaillen im Tischtennis freuen, am Gipfel des Traunsteins war sie den Freudentränen aber mindestens genauso nahe.

Ein Leben für den Augenblick

"Es kommt bei mir nicht so oft vor, aber ich war richtig stolz auf mich. Das Gefühl, da ohne zusätzlichen Sauerstoff für die neue Lunge und ohne Probleme raufzukommen, war unbeschreiblich", sagt Stefanie. Der Traunstein ließ sie neue Kraft schöpfen. Denn jetzt geht es für die 23-Jährige wieder auf die deutsche Insel Sylt: vier Wochen Rehabilitation. Ob sie ohne Komplikationen weiterleben kann, weiß Stefanie nicht.

"Ich denke nicht dran, was morgen passieren könnte. Ich lebe im Augenblick und freue mich über jeden schönen Moment, den ich genießen darf. Am Traunstein waren ganz viele dabei."