Als die Spanische Grippe in der Region wütete
Beim Grippevirus A/H1N1, das in diesem Winter Ängste auslöste, handelt es sich um den gleichen Virusstamm, der vor 91 Jahren als „Spanische Grippe“ in der ganzen Welt wütete und dabei bis zu 70 Millionen Sterbefälle verursachte.
Beim Grippevirus A/H1N1, das in diesem Winter Ängste auslöste, handelt es sich um den gleichen Virusstamm, der vor 91 Jahren als „Spanische Grippe“ in der ganzen Welt wütete und dabei bis zu 70 Millionen Sterbefälle verursachte.
Der Goiserer Historiker Michael Kurz recherchierte, welche Auswirkungen das Virus im Salzkammergut hatte und ist in den Archiven fündig geworden. „Amerikanische Soldaten haben am Ende des 1. Weltkriegs die Krankheit nach Europa gebracht“, sagt er. „Das Virus traf auf eine ohnehin durch Hunger und Entbehrungen geschwächte Bevölkerung und konnte deshalb umso stärker wüten.“
Im Salzkammergut berichteten regionale Zeitungen am 20. Oktober 1918 von ersten Erkrankungen. „Obwohl die Auswirkungen auch in Österreich katastrophal waren, gingen die Meldungen oft in den politischen Umwälzungen nieder“, so Kurz. „Es war die Zeit des Umbruchs von der Monarchie zur Republik.“ Im Salzkammergut blieben von 20. Oktober bis 10. November alle Schulen geschlossen. Festprozessionen wurden wegen der „spanischen Krankheit“ abgesagt, und Leihbibliotheken schlossen ihre Pforten – auch deshalb, weil die meisten Mitarbeiter erkrankt waren. In Gmunden wurde das Kino geschlossen, öffentliche Veranstaltungen wurden abgesagt.
Aus den alten Chroniken geht hervor, dass fast alle Haushalte in der Region betroffen waren, oft war die ganze Familie wegen der Krankheit ans Bett gefesselt. Wieviele Todesopfer die Spanische Grippe im Salzkammergut forderte, ist nicht bekannt. Aus den Sterbeanzeigen in den Lokalblättern geht aber hervor, dass die Opferzahlen hoch waren. Alleine im Oktober 1918 starben in Bad Ischl 20 Personen an den Folgen der Viruserkrankung.