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Als Spione im Salzkammergut Nazi-Bonzen jagten

Von Von Edmund Brandner, 13. November 2018, 06:49 Uhr
Waghalsige Einsätze, um das NS-Regime schneller zu Fall zu bringen Bild: APA

BAD ISCHL, ATTNANG-PUCHHEIM. Der aus Bad Ischl stammende ORF-Redakteur Günter Kaindlstorfer schrieb einen packenden Roman über das Kriegsende im Salzkammergut.

Im April 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, sprang Albrecht Gaiswinkler (1905–1979) mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug der Royal Air Force über dem Salzkammergut ab. Der Bad Ausseer war in Frankreich von der Wehrmacht zum britischen Geheimdienst übergelaufen. Er hatte den Auftrag, im Ausseerland Joseph Goebbels zu ermorden. Das steirische Salzkammergut war in diesen Wochen letzter Fluchtpunkt für prominente Nationalsozialisten.

Wie sich herausstellte, war Goebbels in Berlin. Doch Gaiswinkler schloss sich in seiner Heimat der Widerstandsbewegung an. Nach dem Krieg wurde er SPÖ-Nationalratsabgeordneter und schrieb ein Buch über seinen Einsatz („Sprung in die Freiheit“). Ob seine Schilderungen zur Gänze der Wahrheit entsprachen, ist bis heute umstritten. Andere Partisanen widersprächen seinen Darstellungen zum Teil vehement.

Chaos der letzten Kriegswochen

Der in Bad Ischl geborene ORF-Redakteur, Literaturkritiker und Schriftsteller Günter Kaindlstorfer verwendete die Ereignisse im April 1945 aber als Basis für einen packenden Roman mit dem Titel „Edelweiß“, den er unter dem Pseudonym „Günter Wels“ diesen Herbst im Czernin-Verlag veröffentlichte.

Kaindlstorfer erzählt die fiktive Geschichte des übergelaufenen Wehrmachtssoldaten Friedrich Mahr, der unter dem Decknamen „Edelweiß“ für den US-Geheimdienst das Salzkammergut ausspionieren soll und zu diesem Zweck mit dem Fallschirm abspringt. Aus der Perspektive Mahrs erlebt der Leser die chaotischen letzten Kriegswochen in unserer Region – die Widerstandsbewegung in Bad Ischl und den verheerenden US-Bombenangriff auf Attnang-Puchheim am 21. April 1945. Der Roman ist gespickt mit alltagshistorischem Detailwissen, auch Albrecht Gaiswinkler taucht als Partisanenführer „Gaissbrecher“ am Rande kurz auf.

Doch „Edelweiß“ ist viel mehr als ein historischer Schlüsselroman, der reale Ereignisse fiktiv widerspiegelt. Kaindlstorfers Buch stellt knifflige moralische Fragen. Es legt außerdem ein Stück Zeitgeschichte frei, mit dem sich die Historiker in den Nachkriegsjahren schwertaten. Denn auch nach 1945 betrachteten manche Leute Widerstandskämpfer wie Albrecht Gaiswinkler oder Sepp Plieseis als „Vaterlandsverräter“.

Dass Kaindlstorfer die Geschichte des April 1945 mit einer Erzählebene verwebt, die in der Gegenwart angesiedelt ist, steigert den Reiz noch einmal. Denn hier entpuppt sich ausgerechnet der Wiener Enkelsohn des Romanhelden als Mitglied der rechtsextremen Identitären Bewegung. Wer gehofft hat, Menschen würden aus der Geschichte lernen, erhält von Kaindlstorfer einen Dämpfer.

Günter Wels: „Edelweiß, Verlag Czernin, 404 Seiten, 25 Euro (E-Book: 19,99 Euro)

Buchpräsentation

Günter Kaindlstorfer präsentiert seinen Roman „Edelweiß“ bei Lesungen in unserer Region: am kommenden Sonntag, 17 Uhr, in der Landesmusikschule Vöcklabruck und am Mittwoch, 28. November, 19 Uhr, im Zeitgeschichtemuseum Ebensee.

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5  Kommentare
5  Kommentare
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blubert (117 Kommentare)
am 13.11.2018 06:50

Kaindlstorfers Buch stellt knifflige moralische Fragen. Denn auch nach 1945 betrachteten manche Leute Widerstandskämpfer als „Vaterlandsverräter“.
Günter Kaindlstorfer präsentiert seinen Roman „Edelweiß“ bei Lesungen in unserer Region:..

Das Rätsel ins Forum: Ist er nun für oder gegen uns? Finden Sie die Antwort bei seiner Lesung ! Es sind noch Karten frei!

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tradiwaberl (15.581 Kommentare)
am 13.11.2018 07:19

Einige halten heute noch Widerstandskämpfer für Verräter.
Die gleichen pilgern dann auch ans Grab von Nazi-Piloten.

Und es ist eine Schande, dass der ÖKB da mitspielt. Da darf es echt nicht wundern, wenn der ÖKB in der Bevölkerung als Alt-Nazi-Verein gesehen wird.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 13.11.2018 08:30

Tut er das wirklich? Bisher befand ich, er hielte sich standhaft.

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Motzi (4.918 Kommentare)
am 13.11.2018 10:35

Tut er auch.

Das Trutscherl sülzt gequirlte Scheiße.

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Motzi (4.918 Kommentare)
am 13.11.2018 10:34

Was ist denn bitteschön ein Nazi-Pilot?

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