84-jährige Frankenburgerin schloss Germanistik-Master-Studium ab
FRANKENBURG. Lernen und Lehren bestimmte seit jeher das Leben der Frankenburgerin Gertraud Stöckler-Schatzdorfer. Die 84-Jährige erforschte das literarische Werk ihres eigenen Vaters.
Als Volksschullehrerin und Direktorin begleitete sie unzählige junge Frankenburger auf dem Weg ins Leben und motivierte nicht wenige von ihnen, höhere Schulen zu besuchen.
Jetzt ist sie diesen Weg auch selbst gegangen: Als älteste Absolventin des Studiengangs Germanistik schloss sie im Juni ihr Studium an der Universität Salzburg mit dem Master of Arts ab. Nach ihrer Bachelorarbeit über Else Lasker-Schüler schrieb sie ihre literaturwissenschaftliche Abschlussarbeit über ihren Vater: den Innviertler Geigenbauer und Mundartdichter Hans Schatzdorfer.
Hans Schatzdorfer beforscht
Die Liebe zur Literatur wurde ihr wohl bei ihrer Geburt im Stelzhamerhaus am 5. Juli 1935 in die Wiege gelegt. Die pensionierte Pädagogin, die 1957 den Frankenburger Dachdeckermeister Friedrich Stöckler heiratete, dokumentiert in ihrer Arbeit das Leben und Werk ihres Vaters, der wie Franz Stelzhamer aus Großpiesenham in Pramet stammte. Besonders kritisch setzt sie sich mit der Frage auseinander, wie ihr Vater und seine Dichtung dem Nationalsozialismus gegenüberstanden. Dabei stellt sie eine zunehmende Distanzierung im Werk ab 1939 fest – dem Jahr, in dem Hitler die Welt in den Krieg stürzte.
Literarisch entwickelten sich die Gedichte Schatzdorfers von bodenständiger Heimatliteratur hin zu einer einfühlsamen Darstellung der Gefühlswelten des frühen 20. Jahrhunderts. Einer Epoche, die von wirtschaftlichen und politischen Katastrophen geprägt war. Im Spätwerk drücken sich Depression, Trauer und Schmerz aus – daneben aber auch Lebenslust, Freude und Liebe.
Auch Gertraud Stöckler-Schatzdorfer selbst hat in den vergangenen Jahrzehnten in ihrer Heimatregion kulturell wertvolle Arbeit geleistet. Das drückte sich in Lesungen ebenso aus wie in Bildungsveranstaltungen. Sie hat auch CDs mit den Werken Schatzdorfers und Stelzhamers besprochen. Die Frankenburgerin ist Trägerin der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich. In ihrer Heimatgemeinde ist die 84-Jährige seit 2004 zudem Trägerin des Ehrenzeichens in Silber.
Ich sehe die Seniorenstudien kritisch, weil für den Freizeitvertreib ein Studium ( auf Staatskosten) einfach zu teuer ist. Da sollten Studiengebühren eingehoben werden, ich hätte es als störend empfunden wenn da etliche Senioren immer herumgesessen wären.
Das Studium sollte in keinem Fall gratis sein, denn die Studierenden in diesem Alter werden mit 80 kaum mehr an die Allgemeinheit etwas zurückgeben können. Die erbrachte Leistung ist aber jedenfalls grandios, Gratulation!