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50 Jahre Westautobahn: Wie ein Bauernbub seine Chance ergriff

Von Edmund Brandner   13.September 2013

In diesen Tagen jährt sich die Fertigstellung der Westautobahn zum 50. Mal. Zwischen 1961 und Herbst 1963 wurde die Straße zwischen Vorchdorf und Mondsee Stück für Stück freigegeben.

Die Errichtung war ein Mammutprojekt. Die junge Republik hatte das halbfertige Projekt von den Nationalsozialisten geerbt, die 1939 in Ohlsdorf begonnen hatten, die Grundstücke einzulösen. Betroffen waren damals auch die Eltern des heute 76-jährigen Ohlsdorfer Altbauern Alois Danner. „Fünf oder sechs Pfennig zahlte die Reichsregierung für den Quadratmeter“, so Danner. „Aber lange gefragt wurden meine Eltern dabei nicht.“

Als in Ohlsdorf 1959 die Arbeit wieder aufgegriffen wurde, witterte dort ein 23-jähriger Bauernsohn ein gutes Geschäft. Er erlaubte den Baufirmen die Fahrt über die Gründe seiner Eltern, stellte dafür aber eine Bedingung: Er wolle am Kiestransport beteiligt werden. Die Rede ist von Hans Asamer.

„Ich kaufte der OKA einen alten zweiachsigen Steyr 380 mit 90 PS ab“, erinnert sich der 76-jährige Industrielle heute. „Durch Viehhandel hatte ich mir 5000 Schilling erspart. Weil das für den Lastwagen nicht reichte, lieh mir mein Vater den Rest.“

Asamer lieferte mit seinem klapprigen Lkw (der noch fünf Jahre halten sollte) Kies von Regau zur Baustelle nach Aurachkirchen. Weil er am elterlichen Hof im Stall mithelfen musste, stellte er einen Fahrer ein.

Unfall am Eröffnungstag

Als der 16,4 Kilometer lange Autobahnabschnitt zwischen Vorchdorf und Regau am 7. Oktober 1961 von VP-Bundeskanzler Alfons Gorbach eröffnet wurde, kam es wegen des Menschanandrangs gleich zum ersten Stau. Auch der erste Unfall passierte an diesem Tag: Ein 60-jähriger Autolenker verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und musste verletzt aus dem Wrack geborgen werden.

Ab 1963 war Oberösterreich das erste Bundesland mit einer durchgehenden Autobahntrasse. Der Lückenschluss führte zu einem sprunghaften Anstieg des Verkehrs (siehe Faksimile rechts). Sehr dicht kann der Verkehr aber nicht gewesen sein. Auch nach der Straßeneröffnung trieben Ohlsdorfer Bauern gelegentlich noch ihre Kühe über die Fahrbahnen, heißt es.

Hans Asamer hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst zusätzliche Steyr-Lastwagen und eine Raupe angeschafft. 1962 errichtete er gemeinsam mit Johann Hufnagl eine Kiesgrube in Ohlsdorf. Der Rest ist Geschichte.

Wussten Sie...

• dass Adolf Hitler bereits 1937 (ein Jahr vor dem Anschluss) Techniker nach Österreich schickte, um die künftige Autobahntrasse zu vermessen? Sie waren als Touristen getarnt.

• dass die Nationalsozialisten nach dem Spatenstich im Jahr 1938 die Errichtung der Autobahn 1941 nach nur 16,8 Kilometern in Salzburg einstellten, weil der Krieg alle Kapazitäten raubte?

• dass die Westautobahn heute mit 292 Kilometer Länge nach der Südautobahn die zweitlängste Autobahn Österreichs ist? Der oberösterreichische Abschnitt ist 115 Kilometer lang.

• dass der zehn Kilometer lange Abschnitt zwischen Regau und Seewalchen das nebelgefährdetste Autobahnstück Österreichs ist?

• dass der Mondseehang beim Bau eine besondere geologische Herausforderung war? Aus diesem Grund besteht in diesem Abschnitt zwischen den Fahrbahnen ein Höhenunterschied von vier Metern.

• dass 35 Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Seewalchen 100 Kilometer Wildschutzzäune und 70 Gewässerschutzanlagen warten sowie zehn Parkplätze reinigen?
 

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