Razzia verraten? Prozess gegen Polizisten
WELS. Ein Beamter aus dem Innviertel, der einen Bordellbesitzer vor einer Kontrolle gewarnt haben soll, steht in Wels vor Gericht.
Über einen pikanten Fall von Amtsmissbrauch wird derzeit beim Landesgericht Wels verhandelt. Angeklagt ist ein Innviertler Polizist, der einen Bordellbetreiber vor einer Razzia gewarnt haben soll. Im Gegenzug soll der Polizist kostenlose Getränke und sexuelle Dienstleistungen der Damen genossen haben. Die Verhandlung wurde aber vertagt, weil der wichtigste Belastungszeuge, ein Kellner des Etablissements, "untergetaucht" ist.
Der 31-jährige Polizist muss sich auch wegen Bestechlichkeit verantworten. Er sei bisher nicht geständig, teilte eine Sprecherin des Gerichts mit. Laut Anklage soll der Mann dem Lokalbetreiber von März 2017 bis August 2018 mehrere Kontrolltermine "gesteckt" haben.
"Spezialgast nicht abkassieren"
Aufgeflogen sein soll die Causa bei einer anlaufenden Razzia. Der Lokalbetreiber soll die Polizisten mit den Worten begrüßt haben, er habe die Kontrolleure "schon erwartet", denn er habe von einem Beamten von dem Termin schon erfahren.
Einer der Kellner des Etablissements sagte schließlich aus, dass der 31-jährige Polizist "auf Anordnung" des Bordellbetreibers zu jenen "Spezialgästen" gehört habe, "die nicht abkassiert werden dürfen". Das Landeskriminalamt übernahm daraufhin die Ermittlungen. Der beschuldigte Beamte wurde bis zum Abschluss des Gerichtsverfahrens suspendiert. Verhandelt wird der Fall in Wels, weil die Rieder Justiz jeden Anschein der Befangenheit vermeiden wollte.
Im Fall einer Verurteilung drohen dem Angeklagten bis zu fünf Jahre Haftstrafe. Der verschwundene Kellner wurde zur internationalen Fahndung ausgeschrieben. Der Prozess gegen den Beamten wurde daher auf Ende April vertagt.