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Prozess um Todesfahrt: „Es tut mir alles so leid“

Von Thomas Streif   21.November 2019

Dichtes Gedränge herrscht heute früh vor dem Saal 18 des Landesgerichts Ried. Ein 20-Jähriger aus dem Bezirk Schärding muss sich wegen grob fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung vor Richterin Claudia Lechner verantworten. 

Der tödliche Unfall ereignete sich am 7. Juli 2019 im Gemeindegebiet von Taufkirchen an der Pram. Mit mindestens 1,75 Promille Alkohol und Drogen im Blut sowie ohne Führerschein kam der Innviertler mit einem nicht angemeldeten Auto von der Straße ab – die OÖN berichteten.

Er dürfte mit rund 145 km/h viel zu schnell unterwegs gewesen sein. Zuerst prallte der Audi gegen ein Marterl, dann gegen einen Baum und ein Buswartehaus. Bei dem Unfall starb ein 21-Jähriger, die beiden weiteren Insassen wurden schwer verletzt.

"Ich kann mich an nichts erinnern"

 „Ich weiß nicht, warum ich gefahren bin und wieso ich überhaupt auf diese Idee gekommen bin. Ich kann mich an nichts erinnern“, sagt der Angeklagte. Dass in seinem Blut die Droge Speed nachgewiesen wurde, kann er sich nicht erklären. „Ich nehme so etwas nicht.“

 Zuerst habe er bei einem Zeltfest in Schardenberg gefeiert, ehe er zu später Stunde mit dem Taxi nach Schärding fuhr. Dort traf er die drei Mitfahrer. An das Fortgehen in Schärding könne er sich nicht mehr erinnern. 

Spontane Spritztour

Anschließend gingen die vier jungen Innviertler zum Haus des Angeklagten, wo man sich spontan zu einer Spritztour entschloss. Am Steuer wechselten sich die drei männlichen Insassen ab. „Ich habe nicht gewusst, dass er keinen Führerschein hat“, sagt einer der Zeugen, der mit einem Gehstock den Saal betritt. Er leidet nach wie vor an den Folgen des Unfalls, seinen vorherigen Beruf kann er nicht mehr ausüben. 

Die Frage von Staatsanwalt Franz-Joseph Zimmer, ob jemand den Angeklagten ermahnt habe, nicht so schnell zu fahren, beantwortet die 17-jährige Mitfahrerin: „Ja, der tödlich Verunglückte hat gesagt, er soll langsamer fahren. Das war wenige Augenblicke vor dem Unfall.“ Bei den zahlreichen Besuchern, darunter viele Angehörige der Unfallbeteiligten, fließen zum Teil die Tränen. 

Nach Unfall bedroht

„Es tut mir alles so furchtbar leid, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich möchte es, wenn ich nur könnte, rückgängig machen“, sagt der Angeklagte, der sich psychologischer Behandlung befindet, mit stockender Stimme. 

Nach dem Unfall sei er immer wieder bedroht worden. „Mir wurde vor die Füße gespuckt, mein Moped wurde zerstört“, sagt der Beschuldigte mit gesenktem Kopf. 

„Das Urteil wird für die Familie des Verstorbenen nicht gerecht sein, das ist menschlich und völlig nachvollziehbar. Es haben sich aber alle ins Auto gesetzt und sind mit zu hoher Geschwindigkeit gefahren. Mein Mandant war der Pechvogel, der den Unfall verursacht hat“, sagt Verteidigerin Tanja Baminger-Dvorak in ihrem Schlussplädoyer. 

"Arm ist er"

Der Vater des Verstorbenen kann sich ein „arm ist er“ nicht verkneifen. Richterin Lechner verurteilt den bisher unbescholtenen Mann aus dem Bezirk Schärding zu 15 Monaten Haft, der unbedingte Teil beträgt fünf Monate, eine Fußfessel ist vorstellbar. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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28. März 2024