Pastoralamt gestürmt: "Widerlich"

LINZ. Als "widerlich und schockierend" bezeichnete Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) den Sturm auf das Pastoralamt der Diözese Linz am Donnerstag.
Wie berichtet, waren die maskierten Männer mit Flugzetteln, Transparenten und einem Megafon für einige Minuten in das Amt eingedrungen.
Solche Aktionen würden sich gegen die Demokratie und das friedliche Zusammenleben richten, sagte Stelzer. Er hoffe, dass die Täter rasch gefasst werden und die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. "Euer Gedankengut und Handeln ist in keiner Weise willkommen bei uns", sagte Stelzer.
Die selbsternannten "politischen Aktivisten" gaben sich als Teil der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Identitären-Bewegung zu erkennen. Sie stellen sich gegen ein geplantes und von Bischof Manfred Scheuer unterstütztes Mahnmal auf dem Linzer Stadtfriedhof für die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer.
"Naive Vorstellung von Multikulti"
FP-Bundesparteichef Herbert Kickl hatte die Identitären im Juni als "NGO von rechts" und als "interessantes und unterstützenswertes Projekt" bezeichnet. Eine Anfrage bei Oberösterreichs FP-Chef und LH-Stellvertreter Manfred Haimbuchner beantwortete am Freitag Landesparteisekretär Erwin Schreiner. "Kritik an der Kirche und ihrer zuweilen naiven Vorstellung von Multikulti und Migration zu äußern, ist das eine", teilte Schreiner mit. Er halte aber nichts davon, "als Ausdruck des Protests in einem kleinen Pastoralamt Angst und Schrecken verbreiten zu wollen".
Die Kritik der "Aktivisten" teilt er: Es gebe Orte, an denen Gedenktafeln für die im Mittelmeer ertrunkenen Migranten passender wären als in Linz. "Wenn wir hierzulande Gedenktafeln aufstellen, dann sollten wir sie auch den Opfern der unkontrollierten Masseneinwanderung widmen, wie zum Beispiel der kleinen Leonie in Wien", sagte Schreiner.
SP-Landesrätin Birgit Gerstorfer versicherte dem Bischof volle Solidarität. "Ich verurteile solche Störaktionen. Derartiges darf bei uns keinen Platz haben", sagte Gerstorfer. Die Identitären hätten "beste Beziehungen zur FPÖ". Das erste Halbjahr habe generell eine "gefährliche Steigerung" rechtsextremer Straftaten" gebracht.
Für Grünen-Klubchef Severin Mayr zeigt der Zwischenfall neuerlich, dass dem Land eine rechtsradikale Offensive drohe. Das sei der nächste Baustein der Identitären für ihre Festung. "Oberösterreich darf nicht weiter zum Hotspot dieser Bewegung werden. Es ist die Aufgabe der Behörden, die entsprechenden Schritte einzuleiten", forderte Mayr.
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