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Oberösterreichs Veterinäre haben alles unter Kontrolle

Von Alfons Krieglsteiner   09.Februar 2019

Die Teilnehmer an der von Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) organisierten Exkursion in die Tierkörperverwertung (TKV) Regau sind vorgewarnt: "Im Naserl kitzeln kann’s schon", sagt der Vöcklabrucker Amtstierarzt Herbert Seiringer. Stimmt: Eine ranzig-süßliche Duftglocke liegt über dem elf Hektar großen Areal, die sich in den Hallen mit dem Geruch von Desinfektionsmitteln mischt. Aber bald gewöhnt man sich daran, zumal eine Biofilteranlage die Abluft reinigt.

"Bring ma’s nach Regau"

Wer ein totes Tier hat, sagt: Bring ma’s nach Regau! "Für uns sind das wertvolle Rohstoffe", erklärt TKV-Geschäftsführer Friedrich Hausberger. Da kommt vieles zusammen: Kadaver und Schlachtabfälle, 500 Tonnen pro Tag, 130.000 Tonnen pro Jahr. Aus dem Sammelgut wird Tiermehl, Tierfett und Blutmehl gemacht. Seit 2012 gehört die TKV, in der 95 Mitarbeiter beschäftigt sind, zum Linzer Lebensmittelkonzern Vivatis. 25.000 Landwirte sind die Kunden, dazu die Gemeinden, 140 Altstoffsammelzentren und 300 Fleischereibetriebe.

"Die TKV ist ein Teilbereich des Veterinärwesens", sagt Landesveterinärdirektor Thomas Hain. "Gesunde Tiere für sichere Lebensmittel" lautet der Auftrag. Tierkrankheiten sind anzeigepflichtig und müssen bekämpft werden. 2400 Obduktionen werden dazu pro Jahr durchgeführt. Hinein darf man nur in Schutzkleidung: Einweg-Overall, Vlieshaube, Plastik-Überschuhe. Auf dem Metalltisch liegen Rinderschädel, rückseitig gekappt, das Gehirn liegt frei. Mit scharfrandigem Löffel bohrt Seiringer ins Gewebe, entnimmt eine Probe für die BSE-Untersuchung.

Doch eine andere Tierseuche macht derzeit Sorgen: die Afrikanische Schweinepest. Zuletzt wurden Fälle aus Tschechien und Belgien gemeldet. "Wir haben schon verdächtige Proben von Wildschweinen ins Labor geschickt, bisher gab es aber stets Entwarnung", berichtet Seiringer.

Gradmesser für Tiergesundheit

Im Auftrag des Veterinärdienstes OÖ. führen 210 Amtstierärzte die Schlachttier- und Fleischuntersuchungen und die Hygienekontrollen in den Schlachtbetrieben durch. "Der Veterinärdienst ist ein Gradmesser für die Tiergesundheit", sagt Hiegelsberger.

Zum Beispiel im Schlachthof Marcher in Steinerkirchen. In der Früh werden die Tiere gebracht. Dann geht es vom Hänger an den Haken, alles unter veterinärmedizinischer Überwachung. Erst muss man sich die Hände desinfizieren, dann kann man die Eingangsschleuse passieren. Der Anblick der kopfüber an den schiefergrauen Deckenschienen hängenden Rinderhälften hat etwas Unwirklich-Bizarres. Doch für Gefühle ist kein Platz – Sterilität kennzeichnet die Halle. Jeder Schlachtkörper ist mit einer ovalen Punzierung versehen. Ein Strichcode verrät den Erzeugerbetrieb und den für die Kontrolle zuständigen Veterinär.

Letzte Station: der Milchviehbetrieb von Roswitha und Gerhard Reingruber in Inzersdorf. Auf einer Hügelkuppe liegt der stattliche Vierkanthof. Da haben es die 55 gen-selektierten Rinder gut, die die begehrte A2-Milch geben, bekömmlich bei Laktose-Unverträglichkeit. 25 Schulen und Kindergärten werden damit beliefert.

Die Schutzkleidung übergestreift, und hinein in die wie poliert wirkende Milchkammer. "Sauber!", sagt der Landesrat anerkennend. Das gilt auch für den lichtdurchfluteten Laufstall. Tierärztin Susanne Ebner-Gösweiner berät bei der Stallhygiene, für angekündigte Gesamtkontrollen ist die Kirchdorfer Amtstierärztin Edeltraud Pirker zuständig. Sie nimmt eine Stichprobe des Futters – ein Mix aus Gras, Maissilage, Stroh, Getreide, Raps, Soja – und riecht daran. Kann im Naserl kitzeln. Aber angenehm.

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