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Nichts wie weg

Von gabriel egger, aus rumänien, 25. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Nichts wie weg
Bild: Egger

BACOVA/LINZ. 621.000 Rumänen verließen in den vergangenen zwei Jahren ihr Heimatland.

Alin ist schüchtern. Der Bub mit dem blaukarierten Hemd und den zersausten Haaren spricht nicht viel über die ersten neun Jahre seines Lebens. Nur, dass er seine Mama oft vermisst habe. Aber dass er auch versteht, warum sie immer wieder weg war. "Mama musste nach Österreich gehen. Wegen der Arbeit", sagt er und rutscht auf seinem Sessel hin und her. "Sie pflegt dort alte Menschen."

Heute ist seine Mutter gekommen, um ihn zu besuchen. In der Caritas-Kindertagesstätte in Bacova, einem kleinen Dorf im Westen Rumäniens. Dort verbringt Alin die Zeit nach der Schule, macht seine Hausaufgaben und spielt mit anderen Kindern, die auf ihre Eltern warten. Und von dort ist seine Mutter Cristina Simion-Tanasie 2011 nach Österreich aufgebrochen.

Nichts wie weg
Caritas-Präsident Michael Landau im Altersheim in Bacova Bild: Caritas

Weil sie mit dem Geld, 380 Euro im Monat, das sie in Rumänien mit ihrem Vollzeit-Job als Verkäuferin verdient hatte, ihre Familie nicht mehr versorgen konnte. Vom Vater der Kinder lebt sie getrennt. Nach ihrer Ausbildung zur Pflegerin im 30 Kilometer weit entfernten Lugosch stieg die damals 28-Jährige in den Bus, der sie Richtung Westen brachte. Als 24-Stunden-Pflegerin arbeitete sie in Hallein, in Salzburg, im steirischen Irdning und 2017 schließlich in der Linzer Kopernikusstraße.

Eine Jugend ohne Eltern

Eine "schöne Zeit mit sehr netten Menschen", erinnert sie sich an das Jahr in Oberösterreich. Und sie habe "mehr als dreimal so viel verdient" als zu Hause. Jede dritte Woche pendelte sie nach Rumänien, um ihre Kinder zu sehen, die einstweilen von deren Tante umsorgt wurden. Bis August wird sie nun bleiben. Ihr viertes Kind ist erst eineinhalb Jahre alt. Dann geht es zurück nach Österreich. Wohin, weiß sie nicht. Das liege in den Händen ihrer Agentur. Dann möchte auch Alin einmal mit.

"Ich kann mir nicht vorstellen, wieder ganz nach Rumänien zurückzukehren. Das geht einfach nicht. Viele meiner Nachbarn arbeiten auch schon in Österreich", sagt sie. Sie sei stolz auf sich. Und noch stolzer darauf, dass sie ihren Kindern etwas bieten könne. 2014 wurde Tanasie in Salzburg zur "Pflegerin mit Herz" des Jahres gekürt.

Sie ist eine von vielen, die im Westen auf eine bessere Zukunft hoffen. Alleine in den vergangenen zwei Jahren verließen 621.000 Rumänen das Land. Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung arbeitet im Ausland. Das Land ist arm. Die staatlichen Ausgaben für Soziales, Gesundheit und Erziehung liegen bei der Hälfte des europäischen Durchschnitts. Wer kann, der geht. Und weil in Österreich bis zum Jahr 2050 mehr als 50.000 weitere Pflegekräfte gebraucht werden, wird sich daran nicht viel ändern.

Nichts wie weg
Pflegerin Vasilina Cobanu Bild: Caritas

Vasilina Cobanu ist trotzdem zurückgekehrt. Zehn Jahre lang hat die 62-Jährige als Pflegekraft in Italien gearbeitet. Zuerst im Süden, dann weiter im Norden, in Perugia. Mit dem Geld, das sie dort verdiente, konnte sie ihr Haus renovieren und genug für ihre drei Kinder ansparen. Seit 2017 ist sie wieder in Bacova, arbeitet dort in einem kleinen Seniorenheim mit 24 Plätzen. "Die Trennung von der Familie hat mich enorm belastet. Ich war bis zu neun Monate am Stück weg", sagt sie. Die Kinder wuchsen großteils ohne sie auf. Wie mehr als 250.000 andere in Rumänien. Weil ihre Eltern im Ausland an einer besseren Zukunft arbeiten.

Nichts wie weg
Familie Otvos mit ihren sieben Kindern in der kleinen Wohnung in Petrosani. Bild: Caritas

Auch Iosif Otvos will das. Der 51-Jährige wartet seit Wochen, in seiner 50 Quadratmeter großen Wohnung in Petrosani, die er sich mit seiner Frau und den sieben Kindern teilt, auf diesen einen Anruf. Um der Armut im Stadtviertel Venus endlich zu entfliehen und auf einer Baustelle in England Geld für seine Familie zu verdienen.

"Wir tragen Verantwortung"

"Ich muss das machen. Jeder hier würde das machen", sagt er. 300 Euro monatlich stehen der Familie derzeit zur Verfügung. Sechs der sieben Kinder sind tagsüber im Caritas-Kinderzentrum Maria Stein untergebracht. Dort werden sie nach der Schule beim Lernen begleitet, bekommen eine warme Mahlzeit und dürfen sich im Sommer auf etwas freuen, das ohne diese Hilfe nie möglich wäre: ein Ferienlager. Wie das Leben nach der Schule weitergehen wird, weiß niemand. "Im Ausland gibt es mehr Optionen", deutet der Vater an.

16 Kinder in der rumänischen Gemeinde Stremt müssen ganz ohne ihre Eltern auskommen. Mama und Papa sind entweder für immer ins Ausland gegangen oder nicht fähig, sich um ihre Kinder zu kümmern. Sie wachsen im Familienkinderheim der Caritas auf.

Nichts wie weg
Gemeinsame Mahlzeit im Familienkinderheim in Stremt Bild: Egger

Die Arbeitsmigration stelle die Herkunftsländer vor große Herausforderungen, ein enormes Wohlstandsgefälle entwickle sich, sagt Caritas-Präsident Michael Landau. "Auch wir tragen Verantwortung, denn viele Menschen in Österreich profitieren von rumänischen Pflegern", sagt er. Den Menschen zu sagen, sie machen etwas falsch und müssten im Land bleiben, sei unter diesen Umständen nicht möglich. Man achte aber darauf, dass Frauen, die in Österreich leben und arbeiten, nicht allzu kleine Kinder in ihrem Heimatland zurücklassen.

Die oberösterreichische Caritas in Rumänien

Seit der Wende im Dezember 1989, als Diktator Nicolae Ceausescu unter schweren Ausschreitungen gestürzt wurde, hilft die oberösterreichische Caritas in Rumänien.

Die Linzer Caritas arbeitet im zweitärmsten Land der Europäischen Union mit der Caritas Alba Iulia zusammen und unterstützt dabei mehr als 20 Tageszentren, in denen aktuell rund 600 Kinder untergebracht sind. Derzeit gilt die Hilfe vor allem dem „Haus der verlorenen Kinder Maria Stein“, einer Kindertagesstätte in Petrosani.

Spendenkonto der Caritas Österreich, Kennwort: Kinder in Not

AT23 2011 1000 0123 4560, online unter caritas.at/kinder

 

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19  Kommentare
19  Kommentare
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walterneu (4.715 Kommentare)
am 26.01.2020 04:05

Nur mit der Mitleidsmasche hinter den Kindern verstecken, das ist zum kotzen.
Die eigene Kinder beluegen, dass es nicht anders geht.
Aber die Kinder sehen, dass viele andere mit dem Gehalt zu Hause ihre Familie unterhalten koennen.

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transalp (10.022 Kommentare)
am 26.01.2020 21:22

Schämen Sie sich!
Unerträglich, Ihr Kommentar!

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walterneu (4.715 Kommentare)
am 27.01.2020 08:59

Das ist typisch fuer Jene die keine Ahnung haben und sich nur mit Mitleid selbstbefriedigen wollen.
Es spricht viel ueber ihre Einstellung ihren (falls sie welche haben) Kinder gegenueber.
Und ich schaeme mich als Oesterreicher wirklich, dass es auch in Oesterreich solche Leute gibt die Kinder in einem moralischen Saustall aufwachsen lassen.

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123_einmal_eins (400 Kommentare)
am 25.01.2020 18:46

Bei Ländern wie Rumänien und Bulgarien sieht man wieder wie Unglaublich Dumm unsere Politiker sind.

Bei diesen Ländern müsste normalerweise von seiten der EU die Daumenschrauben maximal angezogen werden um deren Misswirtschaft und Korruption einen Riegel vorzuschieben, gleichzeitig müsste es eine spezielle Wirtschaftspolitik mit diesen Ländern geben.

Logisch begreifen kann man die derzeitige Politik ohnehin nicht mehr, die hat sich komplett abgekapselt, es ist unmöglich deren Gedankengänge nachzuvollziehen.

Die Verstricken sich in, in Stahl geschnittenen Gesetze, die gelinde gesagt für heutige Zeiten einfach nicht mehr passend sind!

Die Leute sollen bleiben wo sie hergekommen sind und Helfen die eigene Heimat aufzubauen und zu verbessern und nicht wie Feiglinge davonzulaufen!

Das gleiche gilt übrigens auch für alle anderen Migranten die ihr Heil bei uns suchen.

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pinkpaul (379 Kommentare)
am 26.01.2020 03:46

...und wie lösen wir dann das Pflegeproblem? Es können hunderte Stellen nicht besetzt werden. Monatelange Wartezeiten auf einen Pflegeplatz sind die Folge. Das vorhandene Pflegepersonal ist überlastet. Wir werden ohne ausländische Hilfskräfte nicht auskommen. Personal aus Nicht-EU-Ländern gibt es auch kaum, da die Anforderungen für eine Aufenthaltsbewilligung (Deutsch auf Maturaniveau = B2-Prüfung) von populistischen Parteien auf ein Niveau hinaufgesetzt wurden, daß die Leute lieber in anderen Ländern arbeiten, wo es ihnen nicht so schwer gemacht wird. Das ist die Realität und das sind akute Probleme, die dringlich einer Lösung bedürfen.

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( Kommentare)
am 25.01.2020 15:27

Das ist gerade noch die positive Seite, wenn die Leute interessiert sind, sich mit ehrlicher Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Rumänen jedoch ziehen eine etwas leichtere Arbeit vor und klauen. Bei uns am Durchzug nach Deutschland, etc. und gut organisiert.

Ich habe das kürzlich in Spanien miterleben können, wo die Rumänen "Morenos" genannte werden und eine sehr wichtige Rolle bei bei der Umverteilung von Vermögen spielen. Aus sprachlichen Gründen und wegen der vielen Touristen scheinen die großen Städte für diese ein Paradies zum Klauen, Überfallen und Rauben zu sein. Die erste Frage in den Comisarías ist immer: "War es ein Moreno?"

Und man kann auch an den Beispielen sehen, dass sich Vorurteile meist bewahrheiten!

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 25.01.2020 15:25

wenn Milliarden EU Gelder in korrupte Systeme fließen wirds nie was mit einen Aufschwung, die Uschi von der Leyen soll mal ihre Schulaufgaben machen😉

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HumanBeing (1.743 Kommentare)
am 26.01.2020 18:15

Logisch, die v.d.Leyen hat ja schon seit Jaaahren den EU-Vorsitz.

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Fenstergucker (2.386 Kommentare)
am 25.01.2020 12:49

Rumänien ist in der EU.
Nur so zum Nachdenken.

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walterneu (4.715 Kommentare)
am 25.01.2020 12:44

Das ist reine Ausbeutung durch den Westen basierend auf Dummheit der Ausgebeuteten.
Viele joennen mit ihrem Gahalt in Rumaenien gut leben. Wem es bicht reicht der jann sich ja einen 2 Job suchen.
Aber nur mit der Mitleidsmasche hinter den Kindern verstecken, das ist zum kotzen.

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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 25.01.2020 12:34

von rumänischen Pflegerinnen hört man selten Gutes ..... eher das Gegenteil

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( Kommentare)
am 25.01.2020 09:48

Das ist gerade noch die positive Seite, wenn die Leute interessiert sind, sich mit ehrlicher Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Rumänen jedoch ziehen eine etwas leichtere Arbeit vor und klauen. Bei uns am Durchzug nach Deutschland, etc. und gut organisiert.

Ich habe das kürzlich in Spanien miterleben können, wo die Rumänen "Morenos" genannte werden und eine sehr wichtige Rolle bei bei der Umverteilung von Vermögen spielen. Aus sprachlichen Gründen und wegen der vielen Touristen scheinen die großen Städte für diese ein Paradies zum Klauen, Überfallen und Rauben zu sein. Die erste Frage in den Comisarías ist immer: "War es ein Moreno?"

Und man kann auch an den Beispielen sehen, dass sich Vorurteile meist bewahrheiten!

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eulenspiegel (723 Kommentare)
am 25.01.2020 05:39

So nennt man heutzutage die in Fußgeherzonen ,Bahnhof oder Geschäfte um Geld betteln.

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schnapp_atmung (284 Kommentare)
am 25.01.2020 06:44

Auch sie werden nicht jünger und nachdem es in der Pflege jetzt schon an "arischen" Personal mangelt, gewöhnen sie sich schon mal an den Gedanken das eine Rümänin oder dgl. ihnen ihren Ar..ch putzen und ihnen die P.s.e wegwischen wird. Sie werden dankbar sein und mit Scham an ihre Worte denken!

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Ramses55 (11.126 Kommentare)
am 25.01.2020 10:10

"in der Pflege jetzt schon an "arischen" Personal mangelt"
Doofer gehts wohl nimmer. Mit solchen Einwürfe ist von vorhinein eine sinnvolle Diskussion nicht mehr möglich.

Nicht jeder Mensch wird zum Pflegefall.

Mit Ihren Post wollen Sie hier uns nur suggestieren daß man mit ca. 80 Jahren jemand braucht der einen den Hintern auswischt und das natürlich von einer Rumänin.

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ischlfan (658 Kommentare)
am 25.01.2020 11:15

seinen sie nicht so empfindlich, Schnapp Atmung hat aus meiner Sicht völlig Recht

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Ramses55 (11.126 Kommentare)
am 25.01.2020 15:02

Das hätten Sie jetzt nicht extra erwähnen müssen, ich hab schon einige Posts von Ihnen gelesen.

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HumanBeing (1.743 Kommentare)
am 26.01.2020 18:12

Aber mit dem hochqualifizierten Postind von deinem Freund Eulenspiegel schon......

Haltet nur wirklich in JEDER Situation zsamm, das ist wichtig unter den Rechtsaussen.

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Proking (2.653 Kommentare)
am 25.01.2020 14:05

Der Aussetzer bei Schnapp-Atmung hat wohl zum Sauerstoffmangel im Gehirn geführt.

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