Willi Warma-Frontman Kurt Holzinger gestorben
Sie waren maßgeblich verantwortlich für den Mythos der Linzer Musikszene, mit „Stahlstadtkinder“ schenkten sie ihrer Heimatstadt eine Hymne: die Punkband Willi Warma. Jetzt ist ihr ehemaliger Sänger und Frontmann Kurt Holzinger mit 59 Jahren gestorben.
Der als „Mick Jagger von Linz“ legendär gewordene Holzinger gründete Willi Warma 1977 mit Schulfreund Peter Donke, (2016 gestorben) - in einer Zeit, als in Linz kulturelle Ödnis herrschte.
Ein Schüleraustausch in London hinterließ sowohl bei Donke, als auch bei Holzinger einen bleibenden Eindruck. Fortan waren die Sex Pistols, The Clash und Damned die Vorbilder, die in Linz noch unbekannt waren. Dann ging es los. Kurt Holzinger sang, Peter Donke spielte Bass, Christian Unger trommelte, Julius Zechner (1992 gestorben) spielte Gitarre.
Zunächst spielten die Willis in Jugendklubs. Anfang 1978 entdeckte „Willi Warma“-Freund Bernhard Praschl das Cafe Landgraf als Spielort. Das Lokal an der Urfahraner Hauptstraße, wo man einst nobel zum Fünf-Uhr-Tee tanzte, war eine heruntergekommene Bude und wurde binnen kürzester Zeit zum Treffpunkt der Linzer Punk-, New Wave- und Underground-Szene.
Bis heute ist die Strahlkraft der Band ungebrochen. Sie waren laut, sie waren sexy, ihre Lieder wurden Hymnen einer desillusionierten Jugend im tristen Linz.
Super-8 Mitschnitt eines Live-Auftrittes im U4 1982:
1. Du brichst mein Herz entzwei
2. Walkin' The Dog
3. Stahlstadtkinder
4. Blöd im Hirn
5. Daniela
Kurt Holzinger und Seven Sioux in der KAPU 2008: "Ich sprenge alle Ketten":
Kurt Holzinger blieb aber auch nach dem Ende der Band 1983 ein kompromissloser Mitstreiter der Linzer Kulturszene und arbeitete an verschiedenen Zeitungsprojekten wie der Stadtzeitung "hillinger" oder das Onlinemagazin "prairie" mit. Zuletzt galt sein ganzes Herzblut aber der Stadtwerkstatt-Zeitung "Versorgerin".
Ein Zitat aus dem Nachruf der Stadtwerkstatt beschreibt treffend, was die Versorgerin für ihn war:
"In ihr fand und gestaltete er ein Medium, mit dem er der allgemeinen Verblödung, der Biederkeit und der Kritiklosigkeit der Zeit etwas entgegenzusetzen wusste – um sich nicht abfinden zu müssen. Kurt hat mit seinem Sinn für relevante Themen, intelligente Texte und widerständige AutorInnen, sowie mit seiner Abneigung gegen pomphafte Phrasen und karrieristische Kulturmeierei die Versorgerin zu einer Ausnahmeerscheinung gemacht: Zu einer Kulturvereinszeitung, die über Österreich hinaus gelesen und geschätzt wird."
Am Donnerstag, den 27. Juni 2019, starb Kurt Holzinger nach langer Krankheit. Seine Aufmüpfigkeit, sein Kampfgeist, sein scharf geschliffenes Wort werden fehlen.
> Der Nachruf der Stadtwerkstatt im ganzen Wortlaut