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Sein Wille versetzte Berge

Von Gerald Winterleitner   14.November 2020

Beide waren sie echte "Münichholzer Kinder", die in den Nachkriegsjahren in diesem lebenswerten Steyrer Stadtteil aufwuchsen.

"Wir waren 62 Jahre lang zusammen, seit 1965 auch verheiratet", sagt die Witwe.

Am Dienstagabend, 10. November, starb Günther Pfaff im Pflegeheim Christkindl an den Folgen einer Infektion. Der ehemalige Kajak-Weltmeister hatte sich von einem am 19. Juli 2018 bei einer Bergwanderung in Großarl erlittenen Herzinfarkt nie mehr richtig erholt. Neben Gattin Karin trauern die Kinder Thomas und Christine, seine Zwillings-Enkelkinder Anna und Andrea sowie zahlreiche Sportkameraden und Freunde um den leidenschaftlichen und großartigen Sportler.

"Günther hat gemeinsam mit Kurt Presslmayr die ganz große Zeit des SV Forelle geprägt", sagt Wolfram Steinwendtner, damals Präsident der Kanuten, "er war ehrgeizig, hat viel trainiert, vor allem aber war Günther ein lieber Mensch und hilfsbereit."

Das sportliche Ausnahmetalent hatte in jungen Jahren mit dem Kajakfahren begonnen. Vier Mal, von 1964 bis 1976 (Tokio, Mexiko, München und Montreal), nahm Pfaff an Olympischen Spielen teil. 1968 gewann er mit dem Klosterneuburger Gerhard Seibold die Bronzemedaille im Zweierkajak. Ebenfalls mit Seibold feierte Günther Pfaff zwei Jahre später seinen größten Erfolg: Das Duo wurde in Kopenhagen Weltmeister über 1000 Meter, über 500 Meter eroberten sie zudem Bronze. Nur ein Jahr später wurden sie in Belgrad Vizeweltmeister. Silber hatten sie auch schon 1966 in Ost-Berlin im Vierer gemeinsam mit Kurt Lindlgruber und Helmut Hediger gewonnen, nur ein Jahr später auch EM-Bronze. Zahlreiche Staatsmeistertitel waren quasi die "Draufgabe". 1996 erhielt er das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich.

"Trotz seiner Erfolge hatte er nie Starallüren", sagt Manfred Mahrle. Der Linzer hatte sich seit Jugendtagen mit dem Steyrer duelliert und ihn nach der aktiven Karriere von den Steyrer Werken zur Wiener Städtischen Versicherung gelotst. "Günther war immer zielstrebig. Nicht nur als Sportler", sagt Karin Pfaff, "er hat zwar für den Sport gelebt, aber später alles mit der Familie nachgeholt, wofür ihm während seiner Karriere keine Zeit geblieben ist." Besuche bei seiner Tochter und den Enkelkindern in Ligurien standen dabei weit oben auf der Liste, ebenso regelmäßige Ski- und Wanderurlaube.

Karin Pfaff: "Ich habe ihn in den vergangenen beiden Jahren täglich im Spital und danach im Heim besucht. Sein Motto hat immer gelautet: Der Wille versetzt Berge. Daran hat er immer geglaubt. Zuletzt hat ihm dann aber selbst sein großer Wille nicht mehr geholfen."

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29. März 2024