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Prälat mit Ader zur Wirtschaft

17.Februar 2021

Als der spätere Florianer Propst und Prälat noch der kleine Willi aus Enns war, sollte er nach Ansicht seiner Familie Geige lernen, weil das zu dem musikalischen Bürschchen gut gepasst und auch sein Vater einst Geige gespielt hatte.

Doch Willi wollte nicht. So ging die Geige in den Besitz des Lorcher Schülers Johannes Ebner über, der das Instrument brav erlernt hat und als pensionierter Direktor des Diözesanarchivs mitunter immer noch spielt. Der kleine Willi wurde im Gymnasium des Stiftes Wilhering erwachsen und es wäre durchaus nicht überraschend gewesen, wäre aus ihm ein Zisterzienser geworden. Was ihn zu den Augustiner Chorherren nach St. Florian gezogen hat, weiß man nicht, aber er trat dort ein und feierte 1966 seine Priesterweihe.

In Ried in der Riedmark und in Vöcklabruck war er Kaplan, bevor er Linz-Kleinmünchen als Pfarrer übernahm. 1977 starb jedoch der damalige Propst Johannes Zauner und der Konvent kürte Neuwirth trotz seiner erst 36 Lebensjahre zum Nachfolger. Neben der Freude über die hohe Ehre erwarteten Neuwirth riesige Aufgaben. Das Stift war hoch verschuldet, Neuwirth schaffte es aber, das Haus wirtschaftlich zu stabilisieren. In den 1990er-Jahren war die Stiftskirche mit der berühmten Bruckner-Orgel an der Reihe, mit viel öffentlicher und medialer Unterstützung fand die Sanierung 1999 einen glücklichen Abschluss durch die Ernennung der Stiftskirche zur Basilika.

Auf Propst Willi warteten aber auch die Sängerknaben in einem bereits desolaten Institut. Auch dieses ließ er sanieren und auf neue Beine stellen.

Oft und viel fuhr er hinaus in die zahlreichen Stiftspfarren, gern nahm er sich aber auch Zeit für Reisen mit seinem "Reiseclub". "Er war ein Mann von Welt, ein Intellektueller, der am Boden geblieben ist", bewundert ihn Johanna Kramler, die viele dieser Fahrten organisiert hat. Werbung dafür habe es nie gebraucht. Kaum waren sie ausgeschrieben, waren die Plätze auch schon wieder besetzt. Immer mit dabei Helga Mayrhofer, die Willi Neuwirth schon seit ihrer Jungscharzeit in Vöcklabruck treu zur Seite stand. Oder Gerhard Greiner, mit dem zusammen der Propst die Organisation "Christ und Wirtschaft" gegründet hat. "Wo immer wir hingefahren sind, Willi verstand es, einen gut verständlichen Bezug zur Bibel herzustellen", erinnert sich Greiner an Fahrten nach Syrien oder Jordanien und Griechenland.

Geehrt wurde das Wirken Neuwirths vom Land Oberösterreich mit hohen Auszeichnungen, die Gemeinde St. Florian machte ihn zum Ehrenbürger und die Wirtschaftskammer ernannte ihn zum Kommerzialrat. Als Neuwirths privaten Vorlieben werden der Birnen-Schaumwein und alle Arten von Süßigkeiten genannt, aber eigentlich habe er alles gemocht, was gut ist.

Seit vier Jahren machten Neuwirth die Knie Probleme. Auf die gewohnten Wanderungen musste er daher verzichten, seit Mai galt es, einen aggressiven Krebs zu bekämpfen, der ihn müde und matt werden ließ. Im Linzer Rudigierheim, bestens betreut von Helga Mayrhofer, verstarb Propst Wilhelm Neuwirth.

Am Freitag besteht die Möglichkeit, von Prälat Wilhelm Neuwirth in der Stiftskirche Abschied zu nehmen. Wegen Corona ersucht das Stift, von einer Teilnahme am Requiem am Samstag abzusehen.

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