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Politisches Leben im Schatten vieler Schicksalsschläge

Von Bert Brandstetter   30.März 2020

Am Tag, bevor der 44-Jährige beim Holzverladen von einem Baum tödlich getroffen wurde, trat bei Annemarie Brunner, die bereits im Krankenhaus lag, eine weitere Gehirnblutung auf. Von diesem Zeitpunkt an befand sie sich im Koma. Dieser Trost ist angesichts der weiteren tragischen Umstände bescheiden, aber nachvollziehbar.

Annemarie Brunner war die zweite Tochter der Bauersleute Rockenschaub in Schwertberg. Ihr Bruder Karl beschreibt sie als aufgewecktes Mädchen, das die Handelsschule in Perg absolvierte und eine Anstellung in der Buchhaltung eines Modegeschäftes fand. Noch nicht einmal großjährig, heiratete sie den um sieben Jahre älteren Sepp Brunner aus Ried, wenig später kam ihr einziges Kind zur Welt. Mit 23 dann ein erster Schicksalsschlag: Annemarie brachte nach dem Schneedruck 1980 den Arbeitern die Jause, ein Holzstück raste auf sie zu und schlug ihr den Schädel ein. "Drei Wochen haben wir um das Leben von Annemarie gebangt," erinnert sich ihr Bruder Karl. Wenig später übernahm sie mit ihrem Mann den Hof in Ried. Über die Arbeit in der Ortsbauernschaft begann das politische Leben der Annemarie Brunner. Ihr Engagement für eine bessere Ausbildung und eine Vernetzung der Bäuerinnen sprach sich bis Linz durch: 2002 wurde sie Landesbäuerin, ein Jahr später war sie Mitglied der Landwirtschaftskammer, ebenfalls 2003 zog sie in den Landtag ein. Ihr langjähriger Sitznachbar im Hohen Haus war Alfred Frauscher: "Annemarie war so eine liebenswerte Person, die es schaffte, ein modernes Bild der Bäuerinnen zu verkörpern. Bewundert habe ich auch ihr Interesse an vielem, das über ihre berufliche Rolle hinausgegangen ist." Als "wichtige Stimme der Landwirtschaft" erlebte sie Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer, die offizielle Bauernvertretung würdigte ihr Wirken mit dem Titel "Ökonomierat".

Alles wäre gut gegangen, hätte sich 2016 nicht wieder das Schicksal gemeldet. Ihr Gatte Sepp erlitt einen Sekundenherztod. Für Annemarie Brunner ein Signal, die 17 Jahre dauernde politische Arbeit zu beenden: 2019 schied sie aus der Kammer, 2020 aus dem Landtag aus. Gerne wollte sie sich neben ihrem Sohn und dessen Partnerin Bettina um die drei Enkelkinder (1, 4, 5 Jahre alt) kümmern und mehr Zeit für sich selbst finden, wie sie ihrem Sitznachbarn im Landtag, Alfred Frauscher, anvertraut hat. Lange blieb ihr dieser Wunsch nicht erfüllt. Nach ihrer ersten Gehirnblutung vor wenigen Wochen kam sie nicht mehr nach Hause. Um sie trauern ihre 88-jährige Mutter, die Familie ihres Bruders und natürlich ihre Schwiegertochter mit den drei kleinen Kindern.

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19. April 2024