Lutz Jürgen Heinrich: Initiator der Wirtschaftsinformatik
Zahlreiche Veröffentlichungen von Fach- und Lehrbüchern, 80 Zeitschriftenbeiträge, 60 Beiträge zu Sammelbänden, Buchbesprechungen und fünf Werke als Herausgeber:
Die Entwicklung der Wirtschaftsinformatik als Disziplin im deutschen Sprachraum ist untrennbar mit Lutz Jürgen Heinrich verbunden. Am 27. Juni verstarb der Universitätsprofessor im 87. Lebensjahr im Kreise seiner Familie.
1936 wurde Lutz Jürgen Heinrich in Guben an der deutsch-polnischen Grenze geboren, auf eine unbeschwerte Kindheit konnte er wegen des Zweiten Weltkrieges jedoch niemals zurückblicken. Nachdem sein Vater aus der englischen Gefangenschaft zurückgekehrt war, eröffnete er im Osten eine Arztpraxis und die Familie gab den zuvor geschmiedeten Fluchtplan in den Westen auf.
Gleich zweimal absolvierte er das Abitur, da das sogenannte Ost-Abitur im Westen nicht anerkannt wurde. 1955 entschied sich Lutz Jürgen Heinrich schließlich für das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Technischen Universität Berlin. In einem Empfehlungsschreiben schrieb sein Volkswirtschaftsprofessor Alfred Kruse: "Ich schätze Herrn Heinrich als sehr ernsthaften und gewissenhaften Studenten, der einer Förderung voll und ganz würdig ist."
Schon bald nach seinem Studium begann Heinrich seine Karriere an der Universität und übernahm zunächst diverse Assistentenstellen an Hochschulen in Berlin und Karlsruhe, wo er auch seine ersten einschlägigen Vorlesungen der Wirtschaftsinformatik abhielt.
Obwohl er auf mehreren Berufungslisten zu finden war, entschied sich Heinrich für die Johannes Kepler Universität, wo er als Initiator der Betriebs- und Verwaltungsinformatik fungierte. Damit legte er einen wesentlichen Meilenstein für die Wirtschaftsinformatik, die sich zu einer Schlüsseldisziplin des 21. Jahrhunderts etablierte.
Seinen vielen Studierenden stand er mit seinem Weitblick und seiner Fachkompetenz stets zur Seite, zahlreiche Führungskräfte in und außerhalb Oberösterreichs haben unter Universitätsprofessor Heinrich ihre Kenntnisse erworben. Als er 2004 emeritierte, wurde er mit dem Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich geehrt. Für seine Monografie "Geschichte der Wirtschaftsinformatik" wurde er außerdem 2011 zum Konsulenten für Wissenschaft ernannt.
Mit Lutz Jürgen Heinrich verliert die JKU und ihre sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät einen Mann, auf dessen Wirken sie mit Stolz zurückblicken kann. Die Trauerfeier fand vergangenen Freitag, 8. Juli, in Gallneukirchen statt. Die Urnenbeisetzung erfolgte im engsten Familienkreis.