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Leben für die Nachbarn

Von Bert Brandstetter, 17. Dezember 2019, 00:04 Uhr
Leben für die Nachbarn Anna Achhorner (1925–2019) Von Bert Brandstetter
Anna Achhorner Bild: (privat)

Es war unendlich mehr als der riesige ausgezogene Apfelstrudel, der Alt und Jung zusammenlaufen ließ, um ein Stück davon zu ergattern.

Anni war eine Meisterin der Küche und der Apfelstrudel nur eines von vielen Gerichten, die Robert Spendlingwimmer das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. "Was immer Anni kochte, es war meisterlich", erinnert er sich. Dabei war Anni gar nicht seine Mutter, aber sie war halt da, während seine Mutter ihren Mann im Baumeisterbüro unterstützte.

Zur Anni konnte er genauso wie seine vier Geschwister kommen, wenn es wo zwickte. Und das auch noch, als sie längst in Pension war. Anna Achhorner ist ein Stück Neumarkt. Aufgewachsen in einem kleinen Häuschen am Hagerweg, das ihr Vater errichtet hatte. Drei Kinder wuchsen dort auf, und deren Mutter war froh, dass Anni in der benachbarten Baumeisterfamilie Spendlingwimmer eine Stelle bekam. 13 Jahre war sie alt, als sie den Posten antrat. Vormittags ging sie noch in die Schule, am Nachmittag half sie im Haushalt.

Obwohl Anni fleißig und erfolgreich lernte, war an einen weiteren Schulbesuch nicht zu denken. Erst später ermöglichte ihr ihre Dienstgeberin den Besuch der Haushaltungsschule. Anni war zu dem Zeitpunkt bereits voll in die neue Familie integriert, es war Krieg und sie mit dabei, als die Familie das Haus den Russen überlassen und selbst in einem Bauernhaus Unterschlupf finden musste. Der Hausherr war eingerückt, die Hausfrau allein überfordert mit den vielen Kindern: Einen Gutteil der Last trug bereits Anni Achhorner.

Manche Neumarkter, die Anni natürlich kannten, meinten nicht ganz zu Unrecht, sie würde zur Familie Spendlingwimmer gehören, weil sie dort ja auch wohnte und von vielen bloß "Baumeister-Annerl" genannt wurde. Anni machte nie viel Aufhebens um sich, aber sie machte auf sich aufmerksam, wenn sie gerufen wurde: so zum Beispiel von den Kaplänen der 1950er und 1960er Jahre, die viel Wert auf die Aufführung von großen Theaterstücken legten. Anni Achhorner war mit von der Partie, "sie spielte mit mir gar manche Hauptrolle", sagt der ehemalige Glasermeister Josef Gstöttenbauer. Anni sei ein äußerst begabtes Spieltalent mit einem exzellenten Textgedächtnis gewesen. Eine eigene Familie hat sich für Anni nicht ergeben, auch wenn sie einst von einem russischen Offizier sehr verehrt worden sei. Der Mann blieb erfolglos, Anni hatte bereits ihre Familie. Nach ihrer Pensionierung zog sie sich nicht zurück von "ihrer" Familie, aber zog doch wieder in ihr Elternhaus, um ihre betagte Mutter zu pflegen. Nach deren Tod war es ihre frühere Chefin, die ihre Pflege brauchte, und wieder verging kein Tag, an dem Annerl nicht schnell zu den Spendlingwimmers geschaut hätte, wo bereits die fünfte Generation am Ruder ist. Anni kannte und liebte sie alle, genauso wie die Nichten, Neffen und deren Kinder. Ihr Begräbnis ist am Donnerstag, 19. Dezember, um 10 Uhr in der Pfarrkirche Neumarkt i. M.

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Autor
Bert Brandstetter
Bert Brandstetter
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