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Ideales Beispiel für lebenslanges Lernen

Von Bert Brandstetter   27.Mai 2019

Nur wenige Kollegen wussten von ihrem ernsten Gesundheitszustand. Johanna wollte nicht gerne darüber sprechen, viel lieber kümmerte sie sich um das, was ihr wirklich wichtig war. Zum Beispiel um das Museum des Kulturvereins Windhaag-Altenburg, dessen Schriftführerin sie seit 2002 war.

Eine ihrer letzten Fahrten ging mit dem Verein nach Hall in Tirol, um dort das Museumsgütesiegel in Empfang zu nehmen, für das sie extra den Kustodiats-Lehrgang absolviert hat, wie der Windhager Bürgermeister und Museums-Obmann Ignaz Knoll erzählt. "So jemanden wie die Johanna als Nachfolgerin zu finden, wird ganz schwer sein", sagt Knoll, der auch die Späße vermisst, die mit ihr zu erleben waren.

Eigentlich war Johanna Luger aber Lehrerin für Englisch und Geschichte. 40 Jahre war sie leidenschaftliche Pädagogin an der Neuen Mittelschule in Naarn, seit 2014 auch deren Direktorin. So engagiert wie sie ihre Schüler betreut hat, waren ihr auch ihre Lehrer ein Anliegen. Unvergessen bleiben die 40 selbstgebackenen Osterlämmer, die Luger ihrem Kollegium geschenkt hat. "Sie wollte mit aller Kraft aus unserer NMS eine Vorzeigeschule machen", sagt der Naarner Bürgermeister Martin Gaisberger. "EDV war ihr ein wichtiges Thema, dafür haben wir 20 Tablets angeschafft."

"Wohnzimmer" Schule

Ihr Stellvertreter Werner Luegmayr bestätigt das große Engagement. Sie gab vollen Rückhalt für alle möglichen pädagogischen Initiativen: für das Kindertheater, auch für die Fußballer, deren Spiele sie in der Freizeit besuchte. Ganz wichtig war es Luger auch, den Blick ihrer Schüler auf Europa zu schärfen, etwa durch die Projektwoche London-Brüssel, die sie Schülern zehn Jahre lang ermöglichte. Lebenslanges Lernen verschrieb sich Johanna Luger auch selbst: Sie erwarb nebenberuflich mehrere Master-Titel für Begabtenförderung, Pädagogik an Gedächtnisorten bis hin zu Suchtprävention. Jede Form von Bildung ließ sie gemeinsam mit ihrem Gatten Hans auch dem gemeinsamen Sohn Martin angedeihen, der die Schule seiner Mama fast als eine Art zweites Wohnzimmer erlebte: "Von klein an war ich oft mit Mama in der Schule." Kein Wunder, dass auch er als seine Grundausbildung die Lehrfächer Englisch und Geschichte wählte. "Um nicht ganz ihre Kopie zu sein, nahm ich noch Geographie dazu."

Offen für andere Kulturen

Die kulturelle Offenheit von Johanna Luger unterstreichen auch etliche Einladungen zu Hochzeiten ehemaliger Schüler in muslimischem Ritus, auch zum Fastenbrechen nach dem Ramadan war sie öfters geladen. Und dann war noch die ganz private Johanna Luger, die mit ihrer Familie gleich neben dem Bauernhaus lebte, auf dem sie aufgewachsen war. Dort lebte sie auch ihr Hobby in der Küche aus: "Am besten schmeckte mir ihre Diplomatentorte, aber auch die Linzer Torte war herrlich", schwärmt Sohn Martin. Vom Spital aus organisierte die engagierte Pädagogin noch wichtige Erledigungen für ihre Schule, bevor sie Mitte Mai ihre Augen für immer schloss. Johanna Luger wurde unter großer Beteiligung am 21. Mai beerdigt.

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