Ein Riesenherz für die Gemeinschaft
"Mit dieser Frau lässt sich gut an einem Strang ziehen", dachte sich Christian Czapek, als er die 19-jährige Brigitte kennengelernt hatte, mit der er fortan gemeinsam durchs Leben gehen wollte.
Fünf Brüder passten damals auf Brigitte Lindorfer auf und sie hatte von klein auf mitbekommen, dass es gerade in wirtschaftlich bescheidenen Verhältnissen auf das Zusammenhalten ankommt. Diese Eigenschaft hat ihr ganzes Leben bestimmt.
Nach der Handelsschule arbeitete sie in der Molkerei Rohrbach, dann als Kassenprüferin der CA in Linz. In den 90er Jahren kamen die Söhne Aron und David zur Welt. Beruflich landete Brigitte Czapek nach der Zeit der intensiven Kinderbetreuung in ihrem Fahrwasser. In der Rohrbacher Volksschule betreute sie Kinder, die sich schwer taten oder Behinderungen hatten.
"Brigitte war immer optimistisch, konnte motivieren, war voller Leben, hat Gesellschaften genossen und nie gejammert, auch nicht, als es ihr schon schlecht ging. Ihr war keine Arbeit zu schlecht, und sie hatte ein Riesenherz für benachteiligte Kinder", sagt Johannes Kobler, einer ihrer damaligen Kollegen.
Diese Haltung machte Czapek auch in der Freizeit geltend. Sie engagierte sich bei den Pfadfindern, organisierte eine Walking-Gruppe und war begeistertes Mitglied der "Golden Girls". So nannten sich die sieben Frauen, die immer wieder gemeinsam in Cafés anzutreffen waren und dort feierten.
Um Gemeinschaft zu erleben – was Brigitte Czapek so wichtig war – brauchte sie nicht weit fortzugehen. Nachbarn am Erlenweg setzen sich beim "Sunnbänk-Treffen" zusammen, bis die Sonne untergeht. So wuchs die Freundschaft unter den Nachbarn, "sogar an Gittis Sterbebett waren alle einmal versammelt", erzählt ihr Mann. Gerne erinnert er sich an seine Reisen mit ihr: zweimal Kurdistan und sechsmal auf einem Segelschiff in der Adria: Diese Erlebnisse bleiben und können nicht verblassen.
Alle Geburtstage feiern, das war eines der Prinzipien von Brigitte Czapek, "bei unserer großen Verwandtschaft kamen dann schon etliche Leute zusammen", sagt ihr Bruder Andreas Lindorfer, der Bürgermeister von Rohrbach-Berg.
"Noch am Sterbebett hat sie verlangt, dass wir den 86. Geburtstag unserer Mama auf jeden Fall feiern, was wir auch tun werden." Vor knapp fünf Jahren erhielt sie die Diagnose Magenkrebs. Wenige Lebensmonate waren ihr vorhergesagt, sie hielt aber lange durch. Trotz 140 Chemotherapien.