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Alfred Pichler: Ein Kapitän für Geldanlagen

Von Bert Brandstetter   07.April 2020

Die Privatkunden waren sein Ein und Alles. Ihnen vermittelte er das Gefühl, mehr um ihre Geldgeschäfte besorgt zu sein als sie selber. Er war pünktlich wie die Uhr, freundlich und ausgesprochen höflich. Persönliches ließ er gegenüber seinen Kunden kaum durchblitzen. Die Firma war ihm wie eine vertraute Familie. Im Kollegenkreis gab er sich lustig und gesellig, sogar zum Tanzen war er aufgelegt.

Aufgewachsen ist Alfred Pichler mit zwei jüngeren Brüdern und einer Schwester auf einem Bauernhof in Feldkirchen an der Donau. "Er war der, der sich bei uns nach dem Tod unseres Vaters vor 20 Jahren um alles gekümmert hat", sagt Bruder Wolfgang Pichler. Ob es der Bau seines Hauses oder die Landwirtschaft des anderen Bruders war: Alfred managte Geldangelegenheiten, er half im Wald und kümmerte sich um die Blumen. Die Mutter lebt in einem Seniorenheim und Alfred widmete auch ihr viel Zeit. Er spielte in jungen Jahren gerne Gitarre, ausgedehnte Reisen in die ganze Welt waren früher sein Markenzeichen. Weil er früher Bootstouren als Bootsführer unternommen hatte, nannten ihn seine Kollegen in der Oberbank Linz-Dornach spaßeshalber "Kapitän". Vor allem aber dachte er an die Anlagen seiner Kunden, auch schon, als er seit zwei Wochen im Krankenstand war. Nicht im Büro sein zu können, war ihm unangenehm, wie sein Chef Christian Süßner berichtet. "Der Arzt bescheinigte ihm, Corona-positiv zu sein", erzählt Wolfgang Pichler. Eine Spitalseinweisung sei jedoch als nicht nötig befunden worden, weil sich nach einigen Tagen eine leichte Besserung ergab. Wie sich zeigen sollte, war diese Besserung leider nur kurzfristig. Als ihm Wolfgang vergangenen Sonntag Essen bringen wollte, fand er Alfred tot im Bett.

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19. April 2024