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Sie war die Mama der Linzer Revoluzzer-Szene

Von Erhard Gstöttner, 27. März 2017, 00:05 Uhr
Sie war die Mama der Linzer Revoluzzer-Szene Von Erhard Gstöttner
Maria Jedlitschka (1924-2017) Bild: (Friedl)

LINZ. Am 21. März ist die ehemalige Besitzerin der "Altstadt Diele", Maria "Berger Mami" Jedlitschka, mit 93 Jahren für immer eingeschlafen.

Zu ebener Erd’ gab es käufliche Liebe, im ersten Stock bastelten Studenten, Künstler und Intellektuelle Pläne für die Revolution. Mittendrin war die Bauerntochter Maria Jedlitschka, die das Animier- und Revoluzzer-lokal in den Sechzigerjahren von ihrer Mutter übernommen hatte.

Am 21. März ist die ehemalige Besitzerin der "Altstadt Diele" mit 93 Jahren für immer eingeschlafen. Morgen, Dienstag, findet ab 12 Uhr im Urnenhain in Linz-Urfahr die Verabschiedung von der verstorbenen Kaffeehausbesitzerin statt.

Weitum bekannt war das kleine Lokal im Haus Badgasse 16. Der offizielle Name des Gastronomiebetriebs war aber nur wenigen Menschen ein Begriff. Doch als "Berger Mami" war die Gaststätte legendär. "Dort wurde diskutiert, gestritten, gelacht, geblödelt, getrunken, geraucht und geliebt", erzählt die Architekturhistorikerin Edith Friedl, die Anfang der Siebzigerjahre als Kellnerin bei der "Berger Mami" arbeitete.

Der Spitzname des Lokals ging auf die Wirtin zurück. Denn Maria Jedlitschka war als Maria Berger geboren worden, am 31. Jänner 1924 als Bauerntochter in Hagenberg im Mühlkreis (Bezirk Freistadt). Nach der Pflichtschule übersiedelte Maria Berger nach Linz, besuchte dort die private Handelsschule Dr. Gatti und arbeitete als Sekretärin.

Auch Maria Bergers Mutter übersiedelte nach Linz, kaufte das Haus Badgasse 16 mitsamt der bestehenden Gaststätte. Anfang der Sechzigerjahre übernahm Maria Jedlitschka die "Altstadt Diele".

Zentrum der Revolution in Linz

Ende der Sechzigerjahre begann die wilde Zeit der "Berger Mami". Als 1968 auf der ganzen Welt Studenten revoltierten, fand dies in Linz nur zarten Widerhall. Rückblickend wird eine Demonstration gegen eine Fahrpreiserhöhung der damaligen ESG (heute Linz AG) als quasi-revolutionäres Ereignis in Linz gefeiert. An der 1966 eröffneten Universität in Linz-Auhof probten einige Studenten den Aufstand, darunter Christoph Leitl (seit 2000 Präsident der Wirtschaftskammer) und Wolfgang Moringer, der schon seit Jahrzehnten zu den besten Strafverteidigern Österreichs gehört.

Die "Berger Mami" war damals das nächtliche Revolutionszentrum von Linz. Eine bunte Schar versammelte sich im ersten Stock, Künstler wie der Maler Fritz "Rembrandt von Linz" Aigner (1930– 2005), der kommunistische Politiker, Journalist und Schriftsteller Franz Kain (1922–1997), Schauspieler, Musiker, Uni-Professoren, Studenten der damaligen Linzer Hochschulen sowie einige frühreife und aufmüpfige Schüler. Auch der seit 2013 amtierende Linzer Bürgermeister und Ex-Kommunist Klaus Luger (SP) erzählt gern von seinen Nächten bei der "Berger Mami".

"Beste Wirtin aller Zeiten"

So schrill die Gäste und so überschäumend deren Stimmung waren, Wirtin Maria Jedlitschka sei stets gelassen geblieben, erzählt die seinerzeitige Kellnerin und damalige Studentin Edith Friedl: "Maria war die beste Wirtin aller Zeiten. Sie behandelte alle Gäste zuvorkommend, war ,Mama‘, ließ ohne Probleme anschreiben, schlichtete Streit, wurde nie laut, bezahlte mich angemessen – und mochte die Menschen."

Mittlerweile ist aus der "Altstadt Diele" das "El Mariachi" geworden, eine Tequila- und Cocktailbar.

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16  Kommentare
16  Kommentare
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HiPhi (557 Kommentare)
am 27.03.2017 18:54

Klaus Luger Ex-Kommunist....jetzt wird mir einiges klar! zwinkern

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Puccini (9.519 Kommentare)
am 27.03.2017 12:16

Ich habe die Dame und ihr Lokal auch noch in Erinnerung.

Leb wohl, es war eine schöne Zeit.
Die Glatzköpfe standen (stehen?)an der Donaulände herum, interessanterweise auch eine Rotlicht-Einrichtung.

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cawo (657 Kommentare)
am 27.03.2017 11:29

Berger Mami Ruhe in Frieden hatten in den 70 er Jahren viel Spass in deinem Lokal.War damals eines der besten Lokale besonders in der früh

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Gugelbua (31.900 Kommentare)
am 27.03.2017 11:43

und die gute Frau hat viel "Geheimnisse" der Linzer Promigesellschaft mit ins Grab genommen grinsen

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amha (11.322 Kommentare)
am 27.03.2017 11:51

Nur weil Sie etwas nicht wissen, sind das noch keine "Geheimnisse". All jene welche dabei waren, schweigen. Nicht mehr und nicht weniger.

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tofu (6.975 Kommentare)
am 27.03.2017 11:27

Kannte die Frau bis dato nicht.

War sie Bordellbetreiberin? Falls nein, ist der Nachruf respektlos. Falls ja, erwarte ich weitere so kuschelweiche Nachrufe aus der Halbwelt.
Drogendealer, der viele mit guter Laune versorgte zB

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Gugelbua (31.900 Kommentare)
am 27.03.2017 10:46

weckt nostalgische Erinnerungen zwinkern
ruhe in Frieden

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PBaba (6 Kommentare)
am 27.03.2017 10:11

Ein wirklich peinlicher Nachruf auf eine linke Bordellbesitzerin.

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 27.03.2017 10:35

Und dafür hast du dich jetzt extra registrieren müssen?
Peinlich ist auch ein Wort dafür.

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Strachelos (7.167 Kommentare)
am 27.03.2017 11:24

die "Rechten" frisst doch nur der Neid, dass sie kein erinnerungswertes Lokal haben...

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peterarmin (696 Kommentare)
am 27.03.2017 09:52

Eigentlich ist es schockierend, mit welch kuschelweichen Worten hier Kommunisten dargestellt werden. Künstler, Intellektuelle ... andere, die rechtzeitig die Partei gewechselt haben, um an den Dauerfutternapf eines Politikers zu kommen.
Ganz so, als ob die Kommunisten nicht noch mehr Verbrechen und Genozide als die Nazis begangen hätten.
Man kann die Linksorientierung der meisten Journalisten ganz gut erkennen.
Da wird sogar aus einem Puff ein Intellektuellenlokal.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 27.03.2017 10:23

@peterarmin: Nur weil die Kommunisten im real existierenden Sozialismus viele Todesopfer zu verantworten haben, sind die Beisl-Kommunisten von Linz deshalb keine Bösewichte. Sie wollten die Welt wahrscheinlich weniger blutrünstig verändern oder haben so getan.

Immerhin sind sie gegen eine ESG-Tariferhöhung Sturm gelaufen, welch ein revolutionärer Akt. grinsen

Ex-Kommunist Klaus Luger passt ganz gut. Luger ändert seine Orientierung und seinen Standpunkt genau so, wie es ihm machttaktisch am besten passt. Leitl kann ich mir auch nur schwer als "linken Revolutionär" vorstellen.

Man sieht: Viele, die in ihrer Jugend linke Randexistenzen waren, sind später sehr elegant in das "Establishment" gewechselt (wenn sie konnten).

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amha (11.322 Kommentare)
am 27.03.2017 10:44

Sehe ich ebenso. Zu Zeiten eines Klaus Luger bei Bergermama ging es außerdem schon gar nicht mehr revolutionär zu - da stand die Beislphilosophie im Zentrum.

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shakesbeer (1.048 Kommentare)
am 27.03.2017 10:47

...Man sieht: Viele, die in ihrer Jugend linke Randexistenzen waren, sind später sehr elegant in das "Establishment" gewechselt (wenn sie konnten)...
Jojo, z.B. Arafat, vom Terrorist zum Friedensnobelpreisträger, oder Joschka Fischer, vom Steinewerfer und Sympathisant der RAF zum deutschen Außenminister uswusf ... zwinkern

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 27.03.2017 15:30

Wie heißt es so schön: "Nur Dummköpfe und Esel lernen nicht dazu."
Die von dir Genannten gehören offenbar weder zur einen noch zur anderen Kategorie.

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 27.03.2017 10:34

Dein Kommunistenhass spricht auch für sich - sieht Massenmörder, wo keine sind und nie welche waren.

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