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Nach Kuh-Urteil: Warnschilder statt Sperren

Von Manfred Wolf und Philipp Hirsch, 04. Juni 2019, 00:04 Uhr
Nach Kuh-Urteil: Warnschilder statt Sperren
Almbauern-Obmann Johann Feßl stellt Hinweisschilder auf, die auf die Gefahr, die von den Weidetieren ausgeht, hinweisen. Bild: (privat)

LINZ. Die Almauftriebe haben begonnen. Nach dem umstrittenen Urteil gegen einen Tiroler Landwirt wegen einer tödlichen Kuh-Attacke wollen sich die oberösterreichischen Almbauern absichern.

Der Almauftrieb beginnt heuer aufgrund des schneereichen Winters später als üblich. Diese Verzögerung nutzen die Almbauern, um sich rechtlich abzusichern. Auf grünen Warnschildern wird auf die Gefahr, die von den Weidetieren ausgeht, hingewiesen.

Der Grund für dieses Vorgehen ist ein Gerichtsurteil aus dem Februar. Damals wurde ein Tiroler Landwirt zu 490.000 Euro Schadenersatz verurteilt, nachdem eine deutsche Touristin auf seiner Alm von einer Kuh zu Tode getrampelt worden war. Der Aufschrei unter den Almbauern war nach dem so genannten "Kuh-Urteil" groß.

Es war ein Richterspruch mit weitreichenden Folgen: Zahlreiche Landwirte kündigten an, aufgrund des Risikos derartiger Schadenersatzforderungen auf ihren Almbetrieb zu verzichten. Zumindest in Oberösterreich hat offenbar kein Almbauer diese Drohung wahr gemacht. "Ich weiß von niemandem, der heuer seine Alm nicht mehr bewirtschaften möchte", sagt Johann Feßl, Obmann der Almbauern.

Ein Regelwerk, wie man sich auf der Alm richtig verhält, wurde erarbeitet und im März veröffentlicht. Um das Risiko von Haftungsklagen für Almbauern zu verringern, hat das Land Kärnten die bestehende Haftpflichtversicherung für Almbauern erweitert.

Auch in Oberösterreich ist eine derartige Erweiterung – also ein höherer Versicherungsschutz durch das Land – in Diskussion.

Das wird auch am 12. Juni bei einem Runden Tisch zum Thema Sicherheit auf den Almen Thema sein, wie Wilfried Söllradl aus dem Büro von Landesrat Max Hiegelsberger (VP) verrät. Diese Erweiterung könnte dann auch Graubereiche, die bei privaten Haftpflichtversicherungen bleiben, abdecken, zum Beispiel wenn ein Wanderer von einer Kuh verletzt wird, bei der nicht klar ist, wem sie gehört – Stichwort Gemeinschaftsalmen.

Zudem wurde am 5. April eine Gesetzesänderung in Begutachtung geschickt, die am 1. Juni hätte in Kraft treten sollen. Bisher nahm das Gesetz die Tierhalter stark in die Verantwortung. Künftig sollen auch die Almbesucher Verantwortung tragen. "Die Angst vor Rechtsunsicherheit darf nicht zwischen Almbauern und Touristen stehen. Es geht um das gute Miteinander auf Österreichs Almen und Weiden", sagt die ehemalige Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (VP). Die politischen Ereignisse der vergangenen Wochen machen es fraglich, ob diese Gesetzesänderung nun tatsächlich kommen wird. Ob die Übergangsregierung die Novelle – mit Mehrheit im Parlament – dann dem Bundesrat weiterreichen können wird, ist ungewiss.

Eine unangenehme Situation, die zu einer "typisch österreichischen Lösung" führen könnte: neun Länder, neun Gesetze.

"Es wäre natürlich willkommen, dass man eine einheitliche Regelung hat und kein Stückwerk", sagt Söllradl. Nachsatz: "Sollte es aber zu einer Bundesländer-Regelung kommen, dann wird sich diese am Bundesgesetzesentwurf orientieren. Schon aus praktikablen Gründen. Wenn ich zum Beispiel beim Wandern über eine Bundeslandgrenze gehe, sollte es auf beiden Seiten gleich oder ähnlich geregelt sein."

Neben diesen Überlegungen sowie der ohnehin vorhandenen privaten Haftpflichtversicherung der Landwirte hat auch Landesrat Markus Achleitner (VP) angekündigt, die Wegehalterhaftpflichtversicherung, die von den Tourismusregionen übernommen wird, zu erweitern.

„Jeder Wanderer ist selbst verantwortlich"

Johann Feßl ist Obmann der Oberösterreichischen Arbeitsgemeinschaft für Alm und Weide.

Wie lassen sich Kuh-Attacken auf den Almen am wirkungsvollsten vermeiden?

Feßl: Es muss der Bevölkerung, ob Bauer oder Almbesucher, klar sein, dass wir nicht alleine auf der Welt sind – schon gar nicht, wenn man auf den Almen bei den Tieren unterwegs ist. Wenn dieser Nachdenkprozess in Gang kommt, dann ist der Großteil der Gefahren schon gebannt.

Zusammengefasst: Kühe auf der Weide sind keine Kuscheltiere.

Selbst wir Landwirte, die jeden Tag mit den Tieren arbeiten, haben größten Respekt. Du weißt nie, was der Auslöser für eine Attacke sein kann.

Es ist unmöglich, die Almen gänzlich einzuzäunen. Zum einen, weil es sich ja oftmals um Bundesforste handelt.

Grundsätzlich zäunen wir unsere Tiere ohnehin ein. In diesen eingezäunten Bereichen befinden sich aber unsere Besucher, weil die Wege durchgehen. Und das wäre zu viel verlangt, wenn man das auch noch auszäunen müsste. Auf Hochalmen ist das von der Topografie alleine schon nicht möglich, bedenken Sie, wie schwer es im Karstgebiet ist, dass wir überhaupt Wasser für die Tiere haben.

Das Land Kärnten will einen erhöhten Betrag zahlen, damit das Risiko für Almbauern verringert wird. Ist das eine Lösung?

Wir wollen, dass es überhaupt nicht so weit kommen kann, dass etwas passiert. Die Verantwortung liegt bei jedem Wanderer selbst. Wenn er sagt, ich marschiere dort, wo Rinder und Pferde sind, dann bin ich selbst verantwortlich. Das ist der Grundsatz, den wir Bauern vertreten. Jeder Bauer hat eine Haftpflichtversicherung, keiner geht das Risiko ein, dass er diese für seine Tiere nicht abschließt. Aber: Wir haben so viele verschiedene Strukturen, da stehen plötzlich ganz andere Leute in der Verantwortung. Da ist nicht mehr der Viehbesitzer, sondern der Obmann einer Weidegemeinschaft verantwortlich, oder eine Sennerin, die keine Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat. Es gibt so viele verschiedene Fälle, und dafür wäre es notwendig, dass man eine Versicherungslösung hat, bei der nicht Einzelpersonen, die die Arbeit machen, zum Handkuss kommen, sollte etwas passieren.

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25  Kommentare
25  Kommentare
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( Kommentare)
am 04.06.2019 18:19

Also wenn ich ein Almbauer wäre ich würde einen 380 Volt Zaun um meine Alm ziehen, was wenn dies Tafel nicht dort steht wo gerade ein Preusse mit seinem Anhang vorbeikommt oder die Tafel umfällt. Mir wäre dass zu gefährlich, immerhin hängen Existenzen an solche hirnrissigen Urteilen.

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2good4U (17.368 Kommentare)
am 04.06.2019 12:18

"Diese Verzögerung nutzen die Almbauern, um sich rechtlich abzusichern. Auf grünen Warnschildern wird auf die Gefahr, die von den Weidetieren ausgeht, hingewiesen."

Wenn ein Richter fordert dass an gewissen Stellen (da z.B. stark frequentiert) ein Zaun aufgestellt werden muss hilft auch kein Schild um sich "rechtlich abzusichern".

Es geht ja um die Vermeidung von Gefahren und nicht um den bloßen Hinweis dass eine Gefahr besteht.
Sonst hätten wir im Auto Warnschilder anstelle von Sicherheitsgurten.

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 04.06.2019 12:17

Warnschild für die Einfältigen
„Leben auf eigene Gefahr“

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fai1 (5.984 Kommentare)
am 04.06.2019 12:08

Es ist traurig, dass man überhaupt Warnschilder aufstellen muss. Aber die Blödheit einiger Leute ist einfach unendlich. So wie der neueste Trend : ein Selfie, während man eine Kuh auf die Schnauze küsst.

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dieTraunerin (9 Kommentare)
am 04.06.2019 11:33

"Im Notfall sofort ableinen" ist eine gefährliche verharmlosende Empfehlung.

Den Hund abzuleinen bedeutet ja in der Regel, den Karabiner am Hundehals unter dem wuscheligen Hundefell zu finden und zu öffnen. Das kann bei einem unruhigen Hund schon ein bisschen dauern. Außerdem muss sich der Hundebesitzer hinunterbeugen, also eine Körperhaltung einnehmen, die der heranstürmenden Kuhherde noch das letzte Restchen Respekt nimmt.

Manchmal hört man statt dessen: "Im Notfall die Leine loslassen!". Aber auch dabei kann es Probleme geben. Wenn der Hund flieht und die Leine hinter sich herzieht, kann es leicht passieren, dass sich diese in einem Gestrüpp verheddert. Der Hund ist dann erst recht gefangen ist und der Herde hilflos ausgeliefert.

Besser ist es wirklich, Almen großräumig zu meiden, wenn man mit Hunden unterwegs ist.

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charon (422 Kommentare)
am 04.06.2019 12:50

Vielleicht gebe es auch noch die Möglichkeit, denn Hund gut auszubilden.
Bei Fuß, Sitz, Halt, voran und einen sichereren Rückruf kann man jedem Hund beibringen. Ist sogar möglich ohne ein Wort zu sprechen. Nur mit Handzeichen!
Man muß sich halt mit seinem Tier auch beschäftigen!

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il-capone (10.341 Kommentare)
am 04.06.2019 13:54

Ein Familienmitglied abrichten?

Das sind ja obszöne Domina-Spiele 😎

Vielleicht wärs besser, die Viecherl werden im Kinderwagen auf den Almen herumgeschoben, dann können die Halter ihren Trieb trotzdem abreagieren.
Und die Hundstrümmerl bleiben dann dort, wo sie hingehören.

z z z z z

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( Kommentare)
am 04.06.2019 11:05

Die frage ist nur,ob nicht gewisse Wanderer diese Schilder wieder ignorieren.aber wenigstens ist jetzt der Almbetreiber abgesichert,falls sich wieder jemand mit einer kuh anlegt.ironie off.

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charon (422 Kommentare)
am 04.06.2019 09:26

Der betroffene Bauer ist doch in die Berufung gegangen, oder etwa nicht?
Somit ist das idiotische Urteil noch nicht rechtskräftig und müßte auch in nächster Instanz, bei hoffentlich klarem richterlichen Menschenverstand, aufgehoben werden.

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loewenfan (5.471 Kommentare)
am 04.06.2019 08:25

und die Grundbesitzer werden sich die Taferl selbst kaufen müssen damit die Wahnsinnigen weiter auf Fremdem Besitz rumtrampeln können

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observer (22.145 Kommentare)
am 04.06.2019 08:17

Die Warnschilder werden nicht viel Effekt haben -sie sind in Wahrheit eine Alibiaktion. Wirklich effektiv sind nur die Trennung von Rindern von den Wanderern, Mountainbikern etc. Entweder durch Sperren für diese oder durch Abzäunungen für die Tiere. Jetzt hofft man halt, dass nicht oft was passiert und dass vor allem nicht mit so schrecklichen Folgen wie in dem bekannten Fall. Aber das Risiko ist genauso hoch wie vorher.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (25.942 Kommentare)
am 04.06.2019 08:23

Aber keine(r) kann mehr sagen, man hätte es nicht gewusst...

Alle wesentlichen Infos sind drauf, es ist verständlicher als Köstlingers 10 Gebote.

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2good4U (17.368 Kommentare)
am 04.06.2019 12:23

Nicht alle Touristen können gut Deutsch.

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runforfun (675 Kommentare)
am 04.06.2019 08:58

Nicht die Mountainbiker oder Wanderer sind das Problem, es sind die Hunde! Die Kühe nehmen die Hunde als Feinde wahr! Die größte Fehler ist, wenn die Hundehalter die Hunde vor den Kühen beschützen wollen. Bei Gefahr den Hund sofort frei laufen lassen - bedingt allerdings gut dressierte Hunde!

...und auf der Alm ist man nicht im Streichelzoo!

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 04.06.2019 09:29

Dem Observer geht´s halt um Bikerbashing. Ob´s zum Thema passt, ist da nebensächlich.

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observer (22.145 Kommentare)
am 04.06.2019 12:08

Dz hast eine vorgefasste Meinung - mr geht es da nicht um die Mountianbiker allein, sondern auch um andere. Wer lesen kann, der ist im Vorteil. Davon abgeshen, gehen Rinder auch manchmal ohne Grund auf Menschen los, ganz ohne Hunde und ohne, dass sich die Menschen den Rindern nähern. Ganz besonders junge Stiere sind da gefährlich. Das habe ich selbst erlebt. Daher sind nicht die Hunde allein das Problem, auch ohne solchen kann es ohne Anlass Probleme geben. Ich bleibe dabei, Wanderer und Rinder gehören getrennt. Schafe sind übrigens kein Problem, sofern kein Widder dabei ist. Widder können extrem angriffslustig und aggressiv sein, auch ohne Hunde als Widerpart.

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 04.06.2019 12:27

Angsthase versprüht Angstgase

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pepone (60.622 Kommentare)
am 04.06.2019 07:43

warum so kleine Warntafeln ?

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magicroy (2.783 Kommentare)
am 04.06.2019 07:53

Sind doch ausreichend groß. Die sind genau dort aufgestellt, wo man die Kuhweide betritt, man geht also unmittelbar daran vorbei.

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( Kommentare)
am 04.06.2019 11:07

Stimmt.und man kann davon ausgehen,daß alle lesen können.

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2good4U (17.368 Kommentare)
am 04.06.2019 12:26

Kinder, Analphabeten, fremdsprachige Touristen?

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 04.06.2019 06:59

Du diesem Thema wurde von unserer gestürzten Regierung gezeigt, wie rasch und kompetent sie bei aktuellem Anlass zum Umsetzen bereit war! Wäre mit den Rothäuten unmöglich gewesen.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (25.942 Kommentare)
am 04.06.2019 07:44

Das war purer populistischer Aktionismus.
Was ist dabei rausgekommen, außer das im Text erwähnte föderale Flickwerk?

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2good4U (17.368 Kommentare)
am 04.06.2019 12:25

Den 12 Stunden Arbeitstag hatten sie auch rasch umgesetzt, die Einkommenssteuersenkung braucht hingegen bis 2021.

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il-capone (10.341 Kommentare)
am 04.06.2019 04:47

Nachdem die DNA manch Zweibeiner aber schon viel von dem eines Schosshundes enthält, werden die grünen Täfelchen für sie nicht lesbar sein ...

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