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Verzweifelte Frauen können in Freistadt und Rohrbach auch anonym entbinden

Von Thomas Fellhofer   17.Juni 2020

Wie verzweifelt muss eine Mutter sein, um ihr neugeborenes Kind in einen Teich zu werfen? Die Frage ist im Mühlviertel allgegenwärtig, nachdem am Wochenende eine Babyleiche im Pregartenteich in Freistadt gefunden worden war. Mittlerweile steht fest: Das Mädchen hat selbstständig geatmet. Die Ermittler gehen von einem Ertrinkungstod aus. Ohne Aussage der Mutter ist weiterhin ungeklärt, wie das Mädchen in den Teich kam. Vieles spreche für eine Verzweiflungstat direkt nach der Geburt. Zusätzlich erinnerte man sich dieser Tage auch an das Findelkind Jonathan, welches zum Jahresende 2019 in Lichtenberg in einem Stiegenhaus abgelegt worden war. Die Eltern des Buben wurden diese Woche freigesprochen. Aber auch in diesem Fall bewegte die Frage nach dem Warum.

Anonyme Geburten

Um ebensolche Verzweiflungstaten zu verhindern, gibt es an den OÖG-Kliniken in Freistadt und Rohrbach die Möglichkeit einer anonymen Geburt. Zielgruppe sind alle Frauen, die wegen einer Schwangerschaft verzweifelt sind und keinen Abbruch mehr durchführen lassen können oder wollen. Man will so Kindestötungen oder unkontrolliertes Weglegen vermeiden. Das Alter der werdenden Mutter spielt dabei keine Rolle. In beiden Mühlviertler Kliniken gab es bereits anonyme Geburten. "Die Gebärende kommt ins Klinikum und gibt bekannt, dass sie anonym entbinden möchte. Damit werden keine Daten der Patientin aufgenommen, ihr ‚Name‘ für die Dokumentation ist ‚Anonym + laufende Nummer‘", erklärt Peter Stumpner, Primar der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Rohrbach. Anders als in Freistadt wird in Rohrbach lediglich der Fingerabdruck erfasst, für den Fall, dass die Mutter später Ansprüche geltend machen möchte. Der Fingerabdruck ist auf allen notwendigen Dokumenten und gilt als Unterschrift.

Jugendwohlfahrt wird informiert

Nach der Geburt wird die Jugendwohlfahrt über die Geburt informiert, und es werden die weiteren Schritte zur Adoption eingeleitet. "Das geschah im Falle der anonymen Geburt im Klinikum Rohrbach sehr rasch und unbürokratisch", erklärt Stumpner. Es gehe dabei immer um das Kindeswohl, daher sollen rasch Adoptiveltern bestimmt werden, die das Kind übernehmen. "In unserem Fall war die anonyme Geburt angekündigt und die Adoptiveltern waren unmittelbar nach der Entbindung anwesend. Der Mutter wurde angeboten, einen Brief für das Kind zu schreiben, der am 18. Geburtstag übergeben wird", erinnert sich der Primar.

Die nächste Babyklappe befindet sich in Linz hinter dem Haupteingang zur Frauenklinik (MedCampus IV).

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28. März 2024