Steigender Pflegebedarf soll mit mehr mobilen Angeboten gedeckt werden

Von (fell)   25.Jänner 2019

Mehr als 1000 pflegebedürftige Menschen mehr wird es im Bezirk Rohrbach im Jahr 2035 geben als heute. Aktuell werden vier Fünftel aller zu Pflegenden zu Hause betreut. In den Heimen werden nur mehr Menschen ab der Pflegestufe vier aufgenommen. Bezirkshauptfrau und Sozialhilfeverbands-Chefin Wilbirg Mitterlehner und Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (SP) wissen: "Wir müssen Betreuungs- und Pflegeleistungen ausbauen. Dazu brauchen wir vor allem Personal." Große Altenheimbauten wird es nicht geben, dafür neue Dienstleistungen für die Pflege daheim und in alternativen Wohnformen.

Langfristige Personalplanung

"Wir haben im ganzen Land einen Mangel an Pflegepersonal. Rohrbach sticht da ein wenig heraus. Hier ist die Not nicht ganz so groß", lobte Gerstorfer den Rohrbacher SHV für eine vorausschauende Personalplanung. "Wir planen ständig und wissen, wo wir Engpässe bekommen, und reagieren rechtzeitig. Ausruhen können wir uns deswegen nicht. Es ist ein ständiger Prozess", sagt Mitterlehner. Obwohl rein rechnerisch 2035 um die 200 Altenheimplätze fehlen dürften, ist der Bau eines neuen Altenheimes nicht geplant. Aus Sicht der Pflegebedürftigen besteht vielfach der Wunsch, so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung zu bleiben.

Der Schlüssel zu einer funktionierenden Pflege liege deshalb in den mobilen Angeboten. Außerdem sollen weitere alternative Wohnformen geschaffen werden. "Das wird eine Lösung irgendwo zwischen Altenheim und betreubarem Wohnen", erklärt Gerstorfer. Ein Altenheim ohne Nachtdienst oder eine Wohnform mit einer zentral organisierten mobilen Pflege – wie man es eben sehen wolle. "Die Devise laute ‘mobil vor stationär’. Hier sind wir in Rohrbach im Bezirksvergleich schon auf einem hohen Level", freut sich Wilbirg Mitterlehner. Übrigens seien die "Mobilen Dienste", die sich im Bezirk Rohrbach Arcus, die Caritas und das Rote Kreuz teilen, weitaus billiger als eine stationäre Pflege im Heim. "Ein Heimplatz kostet pro Jahr 36.000 Euro, die Pflege mit mobiler Unterstützung 6000 Euro", rechnet Gerstorfer vor.

Nichtsdestotrotz wurden in den vergangenen 20 Jahren die Pflegeplätze im Bezirk Rohrbach verdoppelt. "Wir können allerdings nur so viel anbieten, wie sich die Gemeinden leisten können", sagt Mitterlehner. Und bezüglich Finanzkraft hinke Rohrbach im Vergleich zu anderen Bezirken eben nach.

Sichere Jobs in der Pflege

Mitterlehner und Gerstorfer brachen auch eine Lanze für die Pflegeberufe: "Wir reden von sicheren Jobs und einem schönen Berufsbild", sagte Gerstorfer. Außerdem sei es wahrscheinlich, dass das Lohnniveau im Vergleich zu anderen Berufen schneller ansteige. Vermehrt sollen auch Erwachsene die Möglichkeit haben, einen Pflegeberuf zu ergreifen. Deshalb wurde das Fachkräftestipendium für Pflegeberufe nach 2018 verlängert.