"Konklave" im Mühlviertel: Wie wählt man einen Abt
SCHLÄGL. In wenigen Tagen stehen Abt-Wahlen an.
"Die Wahl eines Abtes ist ein geistlicher Vorgang", erklärt der scheidende Prälat des Stiftes Schlägl, Martin Felhofer. Nach 30 Jahren sei es an der Zeit, dieses Amt in jüngere Hände zu legen. Deshalb treten in den nächsten Tagen die 35 wahlberechtigten Mitbrüder des Konvents zusammen, um ein neues Oberhaupt zu wählen. Wahlberechtigt ist jeder Priester, der dem Orden mindestens seit fünf Jahren mit ewiger Profess angehört.
Jeder von ihnen kann theoretisch auch zum Prälaten bestimmt werden. Allerdings gehen der eigentlichen Wahl drei Abstimmungen voran: "Zuerst stimmen die Brüder darüber ab, ob der Abt auf Lebenszeit oder zeitlich begrenzt gewählt wird", erklärt Felhofer. Kommt eine zeitliche Begrenzung heraus, stimmen die Chorherren ab, wie lange die Amtszeit laufen soll. Zur Auswahl stehen neun, zehn, elf oder zwölf Jahre.
Die letzte Abstimmung vor dem eigentlichen Wahlgang legt fest, mit welchem Alter der künftige Abt seine Resignation einreichen muss, mit 65, 70 oder 75 Jahren. Erst dann schreiten die Mitbrüder zur Wahl. Als Wahlurne dient der Kelch von Martin Greysing aus dem 17. Jahrhundert. Vor der Wahl hinter verschlossenen Türen wird ein Gottesdienst gefeiert, in dem der Heilige Geist angerufen wird. Die Brüder wählen dann jenen Mann, den sie "alleine Gott und das Wohl der Gemeinschaft vor Augen, wirklich für würdig und geeignet halten".
Ist ein Kandidat dann mehrheitlich gewählt, ist er ab diesem Zeitpunkt Abt. Als Zeichen der Prälaten-Würde bekommt er das "Sisi-Kreuz" überreicht, welches weiland der Abt Dominik Lebschy von der Kaiserin höchstselbst bekommen hatte. Binnen drei Monaten folgt die Benediktion, bei der er vom Bischof Ring, Stab und Mitra überreicht bekommt.