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"Kinder, saget daheim: Heute war der Herr Schulinspektor da"

Von Karlheinz Sandner, 13. Jänner 2025, 14:56 Uhr
Bezirksschulinspektor
Richard Grabmair: Mann mit Weitblick. Bild: privat

BEZIRK FREISTADT. Das Wirken des langjährigen Bezirksschulinspektors Richard Grabmair wirkt vielleicht verstaubt. Aber war es deswegen falsch?

In den vergangenen Wochen überschlagen sich Medienberichte über diverse Schulprobleme wie "Ein Drittel der Erwachsenen kann nicht sinnerfassend lesen". Arbeitsmarktservice, viele Betriebe bis hinauf zu Universitäten beklagen, Jugendliche könnten nicht mehr ordentlich rechnen und schreiben – und auch nicht mehr grüßen. Woran das liegen mag, sei dahingestellt. Jedenfalls wurde in den vergangenen Jahren die Vermittlung von Kulturtechniken vor allem in den dafür grundlegenden Volksschulen erschwert – aus verschiedensten Gründen. Es scheint, die Behebung der schon länger mitgeschleppten Defizite ist ein Kampf gegen Windmühlen.

In einer noch heilen Schulwelt konnte dagegen Regierungsrat Richard Grabmair (1912–2012) agieren, der von 1952 bis 1977 als Bezirksschulinspektor im Bezirk Freistadt punkto Kontrolle erlernter Kulturtechniken einen heute wahrscheinlich belächelten Weg beschritt und "in seiner kernig-direkten Art und daneben in seinem verständnisvoll-gütigen Führungsstil für viele zu einer unvergesslichen Persönlichkeit wurde", wie Willibald Brückler in seinem Buch "Erinnerungen eines Schulinspektors – Richard Grabmair erzählt" (2012) zu schreiben weiß.

Der in Leonding geborene Schulinspektor hat den drei alten Kulturtechniken (seit der Lehrplanreform 2000 wurde mit "Suche und Aufbereitung von Informationen" eine vierte verankert) lebenslange Bedeutung zugemessen. Er nahm das vom lateinischen Verb "inspicere" (anschauen, begutachten, kennenlernen) abstammende "Inspektor" sehr ernst.

Er überprüfte genau das, worüber heute geklagt wird. Dementsprechend verliefen seine Inspektionen: kurzes Klopfen an der Klassentür, Eintritt und Überblicken der momentanen Situation in der Klasse (mit bis zu 50 Schülern), Warten auf das laute "Grüüüß Gott!". Nun überprüfte der Inspektor das Kopfrechnen, wobei die Befolgung seines Rates an Junglehrer, jede Rechenstunde mit fünfminütigem Kopfrechnen zu beginnen, von Vorteil war. Er überzeugte sich vom flüssigen Lesen und schloss aus den abgegriffenen Einbänden der Lesebücher, dass diese häufig in die Hände genommen würden. In den Schreibheften legte er besonderen Wert auf Buchstabenverbindungen, und die Deutschhefte bewiesen in seinen Augen, wie intensiv vor allem in der ersten Klasse die fünf bis sieben "Merkwörter" pro Woche geübt wurden.

Ein Blick in Hefte und Taschen

Abschließend wagte der ehemalige Gebirgsjäger-Hauptmann auch einen Blick in die Schultaschen, wobei er dafür ein untrügliches Gespür für den schlampigsten Schüler – meist einen aus der letzten Bankreihe – hatte. Wie auch immer die Inspektion ausfiel, verabschiedete er sich stets mit den Worten: "Kinder, saget (sic!) daheim: Heute war der Herr Schulinspektor da und hat euren Lehrer/eure Lehrerin sehr gelobt." Ein Bloßstellen gab es nicht. Bei der kritischen Nachbesprechung fehlte nie der Auftrag zu möglichst abwechslungsreichem Üben und Wiederholen! Waren das noch Zeiten?!

Grabmairs persönlich geprägter, aber zielgerichteter Inspektionsstil wäre heutzutage nicht mehr zeitgemäß, aber auch nicht mehr möglich. Denn der kontrollierende "Schulinspektor" (BSI) wich dem nicht mehr direkt kontrollierenden "Schulqualitätsmanager" (SQM). Das heißt, externes Controlling wich internem – durch die Schulleitung. Ob die Gegenwart auch die Vergangenheit braucht, wie man oft hört, darüber könnte man in Zeiten wie diesen nachdenken.

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Autor
Karlheinz Sandner
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7  Kommentare
7  Kommentare
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JuliusRom (445 Kommentare)
am 14.01.2025 17:41

SCHULQUALITÄTSMANAGER ??? Echt jetzt ? Sind das kleine durchsichtige Unsichtbare, aber mit einem großartig gefülltem Gehaltskonto ? Natürlich nur bei Eröffnungszeremonien und sonstigen Events, am Tennis- oder Golfplatz kurz SICHTBAR ! SCHULQUALITÄTSMANAGER - ICH FASS ES NICHT . . .

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filibustern (724 Kommentare)
am 14.01.2025 17:30

Alles was recht ist - aber ist das wirklich wichtig, dass der Herr mal Gebirgsjäger-Hauptmann war, und wenn ja, was sollte man daraus im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Schulinspektor ableiten? Dass er als Wehrmachtsoffizier eine Vorbildfunktion hatte und dass es gut war, dass er seine Kasernenhof-Mentalität auch in die Schule getragen hat? Hey, OÖN - welche Leute schreiben so ein Zeugs bei Euch eigentlich? Diesen früher-war-alles-besser-Mist könnt ihr Euch wirklich sparen!

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2020Hallo (5.218 Kommentare)
am 13.01.2025 19:43

Nun im Bezirk VÖCKLABRUCK könnte sich der Schulinspektor bei den höheren Schulen auch mal blicken lassen - Englisch und Mathematik Fächer wären sehr gefragt, wenn die Schüler einige Klassen vor der Matura den Stoff schon zu den Schularbeiten bekommen und das vorher nicht so recht lernen, bzw. der Lehrer relativ oft zu spät zum Unterricht kommt - da geht wohl einiges daneben, BITTE um Kontrolle auch der Schularbeiten! 🙈🙈👎

Es liegt nicht immer an den Schülern ! 🤷‍♀️

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Weltliner (773 Kommentare)
am 14.01.2025 06:54

kannst doch nicht verlangen dass die immer pünktlich sind.
Glocke gibt's auch koane mehr

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Weltliner (773 Kommentare)
am 13.01.2025 18:29

1957-1972

da wirds in ganz Freistadt einen bis zwei Gastarbeiter gegeben haben

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RainerHackenberg (2.050 Kommentare)
am 14.01.2025 15:11

was hat Ihr Kommentar mit dem Herrn Schulinspektor zu tun? Wenn Sie schon hetzen wollen, machen sie das doch woanders.

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Zaungast_17 (27.221 Kommentare)
am 13.01.2025 16:04

das waren insgesamt noch andere Zeiten ... nicht unbedingt die schlechtesten

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