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„Herr Doktor, mir wäre das Sterben schon recht“

29. September 2022, 16:20 Uhr
Arzt Johann Zoidl (l.) und Moraltheologe Michael Rosenberger im Dialog. (fell)

Moraltheologe Michael Rosenberger und Palliativmediziner Johann Zoidl im Dialog über Sterbebegleitung

SCHLÄGL. Sterbebegleitung und die Hilfe zum selbstbestimmten Scheiden aus dieser Welt waren Themen des Dialog-Abends im Stift Schlägl. Mit Beginn dieses Jahres ist das Sterbeverfügungsgesetz in Kraft getreten. Damit ist unter klar vorgegebenen Bedingungen assistierter Suizid erlaubt. Viele Fragen wurden im Gesetz geklärt, viele Fragen bleiben aber offen – vor allem moralischer Natur. Einige davon versuchten der Moraltheologe der Katholischen Privatuniversität Linz, Michael Rosenberger, und der emeritierte Abteilungsvorstand der Palliativmedizin bei den Barmherzigen Schwestern, Johann Zoidl, zu klären.

Der Arzt hat viele Male erlebt, wie es sich anfühlt, wenn das Leben eines Patienten zu Ende geht. „Um das akzeptieren zu können, braucht es einen Paradigmenwechsel im Denken des Arztes“, sagt er. Man dürfe den Tod nicht als Niederlage betrachten. Er erzählte von einer Frau, der er sagen hätte müssen, dass sie sterben wird. „Sie hat mir das erspart und von sich aus gesagt, ,Herr Doktor, ich möchte bei Ihnen sterben‘“, erzählte er. Doch worin liegt dann der Erfolg eines Arztes, wenn Patienten sterben? „Es geht um Vertrauen und um das Begleiten des Menschen. Wenn nichts mehr hilft, muss man in eine andere Ebene eintauchen“, verriet der erfahrene Palliativmediziner. Man müsse als Arzt aber auch lernen, ein Nein des Patienten zu akzeptieren. Zoidl sprach davon, dass der medizinische Fortschritt mitunter einen „Stress der Möglichkeiten“ auslösen kann. Dass der assistierte Suizid möglich ist, sei wichtig, allerdings beileibe nicht für jeden Patienten nötig. Denn die Palliativmedizin kennt viele Möglichkeiten, um den Abschied erträglicher zu machen. „Manchmal gehen einem aber dann doch die Argumente aus, warum es sich in unerträglichen Situationen noch lohnt, zu leben“, gesteht er. Palliativmedizin dürfe dann Symptome lindern und Schmerzmittel auch in hohen Dosierungen verabreichen. Ein Wunsch, den viele äußern: „Gebt’s mir was, damit ich einschlafen kann und nicht mehr munter werde“, hört man in der Palliativmedizin oft. Aber auch Menschen, die einfach sagen: „Herr Doktor, mir wäre das Sterben schon recht.“

Selbstbestimmtes Ende

Genau für jene Menschen sei eben das Sterbeverfügungsgesetz geschaffen worden. Dieses ermöglicht Patienten, die an einer todbringenden Krankheit leiden, unter bestimmten Voraussetzungen ihr Leben nach einem freien und selbstbestimmten Entschluss zu beenden. Mit diesem Thema tut man sich innerhalb der Kirche naturgemäß nicht ganz so leicht. Deshalb ist auch der Moraltheologe Michael Rosenberger froh, „dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern eher strenge Regelungen aufgestellt hat“. Er sieht es durchaus als gerechtfertigt, dass sich der Staat stark in diese letzte Entscheidung einmischt: „Sterben ist keine Privatsache. Es geht immer auch um die Menschen im Umfeld. Das wird oft unterschätzt.“ Dass es in absoluten Ausnahmefällen durchaus sinnvoll ist, einem Menschen den freiwilligen Abschied zu ermöglichen, räumt Rosenberger zwar ein, Verhältnisse, wie in der Schweiz, wolle er aber auf keinen Fall: „Innerhalb der letzten 20 Jahre sind die Zahlen von knapp 200 Menschen im Jahr 2002 auf 1250 im Jahr 2020 angestiegen, da gibt es einen gewissen Nachahmungseffekt.“ Er glaubt auch, dass hinter dem Wunsch eines assistierten Suizids oft eine tiefere Botschaft steckt, die es zu ergründen gelte. Wenn der Wunsch nur deswegen besteht, weil der Patient seinem Umfeld nicht zur Last fallen will, könne man versuchen, das Problem anders zu lösen. Ins Lavieren geriet der Moraltheologe schließlich, als es um das Spenden der Krankensalbung ging. „Man muss sich das ganz genau anschauen. Wir dürfen damit nicht den Eindruck erwecken, dass wir einen assistierten Suizid gut finden.“

„Es darf auch gelacht werden“

Dass es auf einer Palliativstation mitunter auch fröhlich zugehen kann, wusste Gastgeber Abt Lukas Dikany zu berichten. „Ich erinnere mich an eine Wirtin, die nach einem Schluck Bier mit ihrer Familie ein letztes Prosit der Gemütlichkeit angestimmt hat“, erzählte er aus eigener Erfahrung. Dies zeige, dass der letzte Weg eines Menschen ganz unterschiedliche Facetten zum Vorschein bringen kann.

Einig waren sich alle Diskutanten beim Dialog in der Stiftsbibliothek, dass es sinnvoll ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen – auch wenn man sich den eigenen Tod letztlich doch nicht vorstellen kann. (fell)

Lukas Dikany, Abt des Stiftes Schlägl, lud zum Dialog über Sterbebegleitung

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16  Kommentare
16  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
jamei (25.499 Kommentare)
am 30.09.2022 09:56

Aus dem Artikel:

Mit diesem Thema tut man sich innerhalb der Kirche naturgemäß nicht ganz so leicht. Deshalb ist auch der Moraltheologe Michael Rosenberger froh, „dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern eher strenge Regelungen aufgestellt hat“.

...somit ist wieder einmal bewiesen, dass Kirche und Staat NICHT getrennt sind......

Weil sich die Kirche schwer tut - müssen/sollten sich Menschen an "strengere" Gesetzte halten.
Verdammt noch mal - wenn ich meinen Krebs nicht mehr aushalte weshalb muss ich mich an Gesetzte halten?

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mehlknödel (3.539 Kommentare)
am 30.09.2022 11:42

Wenn's so einfach wäre! Einfach die Schuld der Kirche zuschieben.

Was aber, wenn du eine recht nette Verwandtschaft hast, der du schon lästig bist oder die gar an dein Erbe will? Was, wenn die befindet, du hättest nicht mehr alle sieben Zwetschgen beisammen und wenn die von den Ärzten verlangt, man möge dir barmherzig zum Tod verhelfen?

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2good4U (17.627 Kommentare)
am 30.09.2022 15:51

Was verzapfen Sie hier für ausgemachten Blödsinn?!

Assistierter Suizid passiert ja nicht auf Verlangen der Verwandtschaft.
Der Wunsch muss klar und unmissverständlich vom Sterbenden kommen.

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Rolatir (30 Kommentare)
am 30.09.2022 09:41

Doch, Sterben ist Privatsache!

Es ist wirklich erschreckend, wie stark hier immer noch der Einfluss einer Glaubensgemeinschaft ist und wie alle Menschen in OÖ von ihr bevormundet werden, auch wenn sie nicht dieser Glaubensgemeinschaft angehören.

Der Einfluss dieser Glaubensgemeinschaft in der Medizin und in der Pflege ist im normalen Alltag nicht so stark sichtbar, bei diesem Thema wird es jedoch klar erkennbar, wie hier wenige Menschen das Schicksal aller Bürger bestimmen.

Und unsere OÖ Regierung fühlt sich dieser Glaubensgemeinschaft stark verpflichtet.

So kann das nicht weitergehen. Der Einfluss muss sofort zurückgedrängt werden. Ass. Suizid ist gesetzlich verankert und darf von der Glaubensgemeinschaft nicht mehr blockiert werden, so wie es derzeit leider der Fall ist.

Eine klare Trennung von Kirche und Staat bzw. Kirche und Medizin/Pflege ist unumgänglich.

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2good4U (17.627 Kommentare)
am 30.09.2022 15:54

So ist es.

Die Kirche sollte nicht mehr Mitspracherecht haben als ein Fußballverein oder die Dorfmusikkapelle.

Ich finde es erschreckend anmaßend wie hier von Kirchenseite ins Privatleben von Menschen reingepfuscht wird.

Leider haben wir bis heute de facto keine Trennung von Staat und Religion, auch wenn das gerne so behauptet wird.

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Uther (2.244 Kommentare)
am 30.09.2022 08:42

Solange die Türkise Familie in einer Regierung ist wird einem das selbstbestimmte Sterben zu einer fast unüberwindlichen Hürde gemacht!
Das Sterbegesetz verdient diesen Namen nicht durch die Schikanen welche man durchlaufen muss!

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pprader (1.661 Kommentare)
am 30.09.2022 08:09

Sterbeverfügungsgesetz?
Eher Sterbveverhinderungsgesetz. Zu kompliziert, zu teuer und fast nicht umsetzbar, so lange Opus Dei in der Palliativmedizin verankert ist.

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Brido (1.903 Kommentare)
am 30.09.2022 07:58

Für diejnigen die Mitglieder sind , können sie von mir aus entscheiden, nicht jeder ist aber katholik. Der Staat schon gar nicht.

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srwolf69 (854 Kommentare)
am 30.09.2022 07:57

Die Kirche hat dabei gar nichts verloren. Sie kann ihre Meinung dazu haben und ihre katholischen Schäfchen beeinflussen aber das ist schon alles.

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t.a.edison (2.486 Kommentare)
am 30.09.2022 07:51

Wer früher tot ist, zahlt keine Kirchensteuer mehr - somit ist die Interessenslage wohl klar definiert.....

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kpader (11.506 Kommentare)
am 30.09.2022 06:22

Diskutiert nicht mit diese korrupten Kirche.

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Caesar-in (3.619 Kommentare)
am 29.09.2022 21:03

"Sterben ist keine Privatsache"? Es ist meine ganz persönliche Sache. Ich bin auf diese Welt gekommen und ich entscheide, wenn ich krank bin, dass ich gehe. Ich habe es mehrmals erlebt, dass sich die Angehörigen noch Jahre nach einer Entscheidung zu einer Lebensverlängerung (besser gesagt, Leidensverlängerung) Vorwürfe deswegen gemacht haben. Als sie dieses Leiden erlebt haben, haben sie erst erfahren, dass es nicht zum Wohle des Sterbenden war, sondern sie ihm den Abschied erschwert haben. Die Kirche steht hier auf dem falschen Platz. Menschlichkeit ist es, wenn der Mensch vom Leiden erlöst wird, aber nicht, wenn es wegen jahrtausendealter geistiger Fixierungen falsch gemacht wird.

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HugoBoss12 (1.672 Kommentare)
am 29.09.2022 20:40

Soll jeder selber entscheiden wann er gehen will!

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RobertReason (3.014 Kommentare)
am 29.09.2022 20:11

Lieberalisierung der assistierten Sterbehilfe. Aktive Sterbehilfe, nein.

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Brido (1.903 Kommentare)
am 30.09.2022 07:59

Steht gar nicht zur Debatte.

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Peter1983 (2.272 Kommentare)
am 29.09.2022 18:37

„Sterben ist keine Privatsache. Es geht immer auch um die Menschen im Umfeld. Das wird oft unterschätzt.“

Ist es im Prinzip sehr wohl - und am allerwenigsten geht es die Kirche etwas an!

In der Regel sprechen betroffene Personen ohnehin vorher mit dem Partner und den Kindern, sofern vorhanden. Kaum jemand wird diese - endgültige - Entscheidung alleine treffen. Und selbst wenn, ist das zu respektieren.

Ich kenne viele Beispiele, wo es für den Betroffenen, aber auch für die Angehörigen eine große Belastung war, denjenigen bitter leiden und verfallen zu sehen - vor allem wenn es offensichtlich ist, dass es keine Hoffnung/Hilfe mehr gibt.

Natürlich muss eine solche Entscheidung sorgsam getroffen werden - aber es ist leider so: Oft bringt es einfach nichts mehr, so hart es klingt.

Und wie ich finde, müssen hier teilweise die Medizin aber noch viel mehr die Kirche einlenken und umdenken.

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