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"Helden sind maximal jene, die das Töten verweigern"

11. Mai 2022, 00:04 Uhr
"Helden sind maximal jene, die das Töten verweigern"
Peter Paul Wiplinger Bild: A. S. Nowak

HASLACH. Josef Steffelbauer ist einer der wenigen österreichischen Deserteure und Opfer der Militärjustiz. Er wurde 1943 als Fahnenflüchtiger in Augsburg erschossen. Eine Gedenktafel wird am 15. Mai beim Kriegerdenkmal in Haslach angebracht.

In die Wege geleitet hat das der Haslacher Schriftsteller Peter Paul Wiplinger, der nun das Gedenken an den Widerstand seines Verwandten Josef Steffelbauer im Zweiten Weltkrieg gewahrt weiß.

"Zum Gedenken an den Haslacher Josef Steffelbauer, der aus der Deutschen Wehrmacht desertierte, weil er sich nicht länger am Krieg beteiligen und für die Verbrechen der Wehrmacht mitverantwortlich sein wollte. Er wurde am 12. 2. 1943 als Deserteur auf der Flucht erschossen." So lautet die Inschrift auf der Tafel, die am Sonntag um 10.30 Uhr in der Haslacher Pfarrkirche präsentiert und später am Kriegerdenkmal angebracht wird.

Initiator dieses Tuns ist der gebürtige Haslacher Peter Paul Wiplinger: "Die Wahrheit eines Ortes ist mehr und etwas ganz anderes als das, was in einer Ortschronik steht. Die Wahrheit, die ich meine, sind die nie erzählten, die verschwiegenen und vergessenen Geschichten jener Menschen, die damals gelebt haben", nennt er die Intention, die hinter seinem Bedürfnis steht, die Gedenktafel für Steffelbauer anzubringen.

Nicht die ganze Wahrheit

Er berichtet, dass der sogenannten "Nazizeit" in der Haslacher Ortschronik von 459 Seiten nur knappe 13 Textseiten gewidmet sind. "Und dies als Faktenaufzählung und Angabe von Ereignissen, die zwar stimmen, aber bei Weitem nicht die Wirklichkeit und schon gar nicht die Wahrheit des Ortes Haslach an der Mühl ausmachen und abbilden", so Wiplinger, und weist auf die besondere Bedeutung des Zusammenhangs zu den Ereignissen in der Ukraine hin. Er hofft: "Dass ein gewisses Umdenken dahingehend stattzufinden beginnt, das in der Einsicht mündet, dass nicht jene Menschen Helden sind, die andere töten, sondern eher jene ,die Helden‘ sind, die – dem Leben anstatt dem Tod zugewandt – eben dieses Töten von Menschen verweigern, auch im Wissen um das eigene Lebensrisiko; oder dass sie sogar ihr Leben verlieren, als Folge ihrer den Gehorsam verweigernden Haltung."

Denn, so glaubt Wiplinger: "Was wir längst schon wissen oder endlich wissen müssten ist, dass ein Krieg heute eben kein ,Krieg‘ mehr ist, sondern die wahllose und empathielose willkürliche Zerstörung von Leben und menschlicher Zivilisation. Und dass dies nie eine Basis für die Lösung eines Konfliktes sein kann, sondern ein sinnloser und inakzeptabler Anachronismus in der Menschheitsgeschichte ist."

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5  Kommentare
5  Kommentare
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allesistmOOEglich (5.632 Kommentare)
am 11.05.2022 21:01

"Die Wahrheit eines Ortes ist mehr und etwas ganz anderes als das, was in einer Ortschronik steht. Die Wahrheit, die ich meine, sind die nie erzählten, die verschwiegenen und vergessenen Geschichten jener Menschen, die damals gelebt haben", - wie wahr!

Wer Wahrheit sucht, wird in der Regel dort fündig, wo das "Narrativ" beharrlich schweigt, aus "Rücksichten". Dort lohnt es sich nachzubohren, denn verschwiegen wird gezielt, und selten aus Rücksichten (auf z.B. Dritte), als vielmehr aus Dummheit oder noch schlimmer: Berechnung.

Den Ausführungen über das Töten und Kriege an sich, auch diesen Ukraine-Krieg, dessen Rechthabereien und Machtmissbräuche Dutzende Millionen Menschen alleine in Europa (Europa als geographischer Raum) bezahlen, kann man nur uneingeschränkt zustimmen.

"Dummheit macht dumm die ihr begegnen", hat schon ein kluger Kopf (zu Ereignissen im Zweiten Weltkrieg) festgestellt, somit kann man den ukrainischen und EU-Kriegsbegeisterten nur weniger Dummheit wünschen.

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vonWolkenstein (5.562 Kommentare)
am 11.05.2022 08:52

Ich stimme mit Herrn Wiplinger völlig überein, dass in der NS-Zeit die Deserteure und Wehrdienstverweigerer wahre Helden waren. Sie waren aber nicht die einzigen.

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nichtschonwieder (8.309 Kommentare)
am 11.05.2022 10:12

Von...
Wie alt sind sie denn?
Wenn sie sich gerne erschießen hätten lassen.....
Deserteure werden heute noch bestraft. Mit bis zu 5 Jahren Gefängnis.

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LASimon (11.244 Kommentare)
am 11.05.2022 11:06

Es ist nicht jedem Menschen gegeben, ein/e Held*in zu sein. Deserteure und Widerstandslämpfer*innen waren aber die wahren Helden im Dritten Reich, denn sie haben sich einem verbrecherischen System widersetzt.

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RainerHackenberg (1.879 Kommentare)
am 11.05.2022 14:41

Deswegen sind Kriegsdienstverweigerer und Deserteure auch die wahren Helden und nicht die, die auf den Kriegerdenkmälern unter dem Schriftzug "UNSEREN HELDEN" genannten Gefallenen - das waren Opfer und Helden.

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