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Ein Schiff wird kommen – oder zwei, oder drei ...

Von Karlheinz Sandner, 19. März 2019, 01:04 Uhr
Ein Schiff wird kommen – oder zwei, oder drei ...
Letzte Arbeiten am Hochseeschlepper „Bison“, der demnächst vom Stapel laufen wird Bild: Irene Brückler

GUTAU. Zu Besuch in der "Schiffswerft" von Modellbauer Willibald Brückler.

"Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise!" Freddy Quinns Hit aus den 1950er-Jahren klingt einem unwillkürlich in den Ohren, betritt man in Gutau den Kellerraum eines schmucken Einfamilienhauses. Niemand würde vermuten, darin eine Schiffswerft vorzufinden. Eine Mini-Werft für Modellbau-Schiffe, betrieben mit großer Leidenschaft vom langjährigen VS-Direktor des Ortes, Willibald Brückler.

Acht Schiffe, zwischen 60 und 100 cm lang, liegen bereits im Kellerstüberl "vor Anker". "Ich baue keine historischen Schiffsmodelle. Bisher sind es zwei Jachten, von denen eine meiner Gattin Irene gewidmet ist, ein Zoll-Kontrollboot, dazu Schlepp- und Fischerboote", zählt der begeisterte Schiffbauer auf. Demnächst wird das neunte – der Hochseeschlepper "Bison" – vom Stapel laufen.

Den entscheidenden Impuls für den Modellbau bekam der damalige Lehramtskandidat im Jahr 1959 im Internat in Linz – im "Sales". Vielleicht haben Freddys Schnulzen die Sehnsucht des Siebzehnjährigen nach dem weiten Meer geweckt. Jedenfalls wollte ein Jahrgangskamerad ein Schiff bauen, kaufte sich einen Plan, scheiterte aber an der Umsetzung, sodass das unnütze Papier im Studiersaal umherlag. Da sagte sich Willi kurz entschlossen: "Dann bau ich es!"

Erstes Modell im Internat gebaut

Das handwerkliche Rüstzeug hierzu erhielt Brückler von seinem Vater in der Tischlerwerkstätte des Finanzamtes Freistadt, in der er von klein auf mithelfen durfte. Und so entstand sein erstes Schiff, die Jacht "Condor". Welle und Schiffsschraube besorgte ihm ein Innviertler Schulfreund preisgünstig in Bayern. Gearbeitet wurde daheim und im Internat, wo ihm der Präfekt sogar einen eigenen Raum zur Verfügung stellte. So gefördert, konnte der angehende Lehrer noch vor seiner Matura 1961 sein zweites Modell, den Schweren Kreuzer "Blücher", fertigstellen.

In den darauffolgenden Jahrzehnten gab es familiär und beruflich Wichtigeres zu tun. Nebst dem Volksschul-Lehramt legte er HS-Prüfungen für Maschinschreiben, Englisch, Biologie ab und absolvierte die Sonderschullehrerausbildung. Er unterrichtete in der einklassigen Grenzland-Volksschule Wullowitz und engagierte sich in der Kommunalpolitik. Erst in der Pension packte ihn der jugendliche Ehrgeiz wieder. Nun läuft beinahe Jahr für Jahr ein neues Schiff vom Stapel. Seit 2010 deren sieben. Die Arbeitszeiten dafür waren unterschiedlich: oftmals viele Stunden hintereinander, dann längere Zeit nichts. Wichtig ist die Freude am langsamen Wachsen des Modells.

Die Auswahl des Schiffes trifft Willi Brückler nach Abbildungen im Internet oder in der Fachliteratur. Dann folgt die Bestellung eines Planes in Deutschland (für 20 bis 100 Euro). Lange Zeit steht er dann vor dem an der Tür befestigten Plan, um sich die technischen Abläufe einzuprägen. "Was hier in einer Ebene zusammenläuft, muss ja beim Bau des Schiffes mit viel Vorstellungsvermögen in Details übersetzt werden und mit Kiel, Spanten, Reeling, Persenning, Speigatts, Schanzkleid und und und in dreidimensionalen Einklang gebracht werden", schildert der Hobby-Schiffbauingenieur. Manche Anregung holt er sich bei Schiffbaukollegen oder Modellbau-Messen.

In Baumärkten, Fachgeschäften und Tischlereien wird das Material besorgt. Bevorzugt wird Holz von Linde bis Buche oder Eiche verbaut. Brücklers wichtigster Grundsatz lautet: Keine Bausätze! Alles wird selber gefertigt, auch kleinste Teile wie Rettungsringe, Lampen oder Leitern, die manchmal auch misslingen. Voraussetzung für das handwerkliche Gelingen ist natürlich auch die Ausrüstung mit entsprechendem Werkzeug, wobei zum wichtigsten die Bandsäge mit Schleifvorrichtung gehört. Die Anfertigung der kleinsten Details erfordert Geschick und Geduld. Dazu gehört etwa viermaliges Lackieren. Zudem werden alle Schiffe mit Akku, Motor und Fernsteuerung ausgestattet.

Die Stapelläufe – ohne Schiffstaufe, Ehrengäste und Sektflasche – finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit im eigenen Swimmingpool statt, ehe es schließlich zur richtigen Jungfernfahrt nach Rechberg zum Badesee geht. Hier zeigt sich die Qualität der Arbeit, wenn es mit 15 bis 20 Knoten über den See geht. Bisher ist noch nichts über Schiffskatastrophen oder Schiffswracks am Seegrund bekannt. Inwieweit dann im Freundeskreis Seemannsgarn gesponnen wird, sei dahingestellt.

Modellschiffbau ist nicht das einzige Hobby des Oberschulrats: Garten- und Waldarbeit, Schwimmen, Stammtische, Ausflüge in das gastronomische Oberösterreich, Geigenspiel oder Theaterbesuche bereichern den Alltag. Dazu kamen in früheren Zeiten – wie es halt bei einem Schulmeister alter Prägung so war! – ehrenamtliche Tätigkeiten in Gemeinde und Vereinen. Der kulturell vielseitig Interessierte spricht auch perfekt Spanisch und hat sich als Schriftsteller einen Namen gemacht: Vier Bücher fanden beachtlichen Absatz.

Und dann gibt noch ein weiteres Hobby – ein sommerliches: Pflege und Ausfahrten mit seiner geliebten Puch SGS 250, Baujahr 1957. Und da ist Gattin Irene schon manchmal versucht, ihn mit Freddys Seemannslied "Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus!" zu verabschieden.

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