Die Physiotherapie ist viel mehr als nur Turnen
FREISTADT. Die Physiotherapeuten sind für den gesamten Bewegungsapparat "zuständig".
"Die meisten Leute denken bei Physiotherapie unvermittelt an die Rehabilitationsübungen nach einer Hüft- oder Knieoperation", lächelt Maria Horner, Leiterin der Physiotherapie am LKH Freistadt, bevor sie dann erklärt, dass ihr Fachbereich weitaus breiter aufgestellt ist. Tatsächlich umfasst das Aufgabengebiet der Physiotherapeuten neben den klassischen Aufbauübungen nach Gelenksoperationen, Kreuzbandrissen sowie Schulter- und allgemeinen Sehnenproblemen nahezu alle im Krankenhaus vertretenen medizinischen Fachrichtungen.
Aufbau und Stabilisierung
"Wir sind für Stabilisierung und Wiederaufbau des gesamten Bewegungsapparates, also Muskulatur und Skelett, zuständig", erläutert Horner. Damit sind die zehn Physiotherapeuten, zwei medizinisch-technische Fachkräfte sowie ein Masseur in ihrer Abteilung von der Rehabilitation nach einem Herzinfarkt bis hin zur Erhaltung der Mobilität bei Chemo-Patienten im onkologischen Bereich auf so gut wie jeder Station zuständig. Werden dem Infarkt-Patienten Bewegungsabläufe instruiert, die den idealen Ruhepuls gewähren sollen, gilt es beispielsweise bei Lungenproblemen die richtige Atemtechnik zu üben. Während bei neurologischen Problemen wie Bandscheibenvorfällen die Schmerztherapie im Vordergrund steht, wird beispielsweise bei der Gymnastik nach der Geburt am Wiederaufbau der Muskulatur gearbeitet. Das bekannte Beckenbodentraining wird aber nicht nur frischgebackenen Müttern angeboten, auch Inkontinenz-Patienten oder solche, die nach einem chirurgischen Eingriff einen künstlichen Ausgang erhalten haben, absolvieren diese Übungen unter fachlicher Anleitung.
Ergänzt wird dieses breite Spektrum an Behandlungen durch Elektrotherapie-Einheiten, Laser-Behandlungen, Moorpackungen, Lymphdrainagen und noch vieles mehr. Der Arbeitstag in Horners Abteilung beginnt um 7 Uhr und endet um etwa 16 Uhr. "Aus Kapazitätsgründen können wir nur Patienten unseres Krankenhauses behandeln, während des Aufenthaltes stationär, danach in der Ambulanz", berichtet die Abteilungsleiterin, zu der immer wieder auch andere Personen kämen.
Unterwasser-Übungen
"Aber obwohl wir ein relativ kleines Spital sind, haben wir einigen anderen in der Physiotherapie etwas Entscheidendes voraus", spielt Horner nicht ohne Stolz auf das in Freistadt zur Verfügung stehende Becken für Unterwasser-Übungen an. Patienten mit bestimmten Bewegungsbeeinträchtigungen hätten es im Wasser oft einfacher bei diversen Übungen. Das umfangreiche Einsatzgebiet der Therapeuten, die übrigens eine dreijährige Ausbildung auf einer FH absolviert haben müssen, erfordert engen Kontakt und Austausch mit dem medizinischen Personal. Daher ist in Freistadt zweimal wöchentlich jemand von der Physiotherapie bei der Visite auf der Unfallchirurgischen Station dabei, mindestens einmal in der Woche gibt es eine interdisziplinäre Besprechung zu Diagnosen und Therapieansätzen auf der Internen. In Maria Horners Abteilung wird über jeden zugewiesenen Patienten ein eigener physiotherapeutischer Befund erstellt, der dann gemeinsam besprochen wird. Was fällt der erfahrenen Physiotherapeutin in ihrem Arbeitsalltag auf? "Positiv ist, dass der Bewegung heute ein viel höherer Stellenwert eingeräumt wird als früher. Dennoch haben immer mehr junge Leute bereits Haltungsschäden, das heißt, Probleme mit dem Rücken oder der Fußstellung, da bedarf es noch mehr Anstrengung bei der Bewusstseinsbildung"
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