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Das große Aufräumen im Mühlviertler Wald

Von Anna Greslehner   23.April 2019

Die Uhr tickt: Bis spätestens Mitte Mai sollte alles Schadholz aus den Wäldern entfernt sein, um einem neuerlichen Befall durch den Borkenkäfer zuvorzukommen. Angesichts des Ausmaßes der Schäden stellt sich allerdings die Frage, ob und wie dies bewerkstelligt werden kann.

Denn während bei vielen Menschen die Freude über Sonnenschein und warme Temperaturen zu Ostern groß war, stellt gerade diese Witterung die Waldbauern vor große Probleme: Sie bräuchten kühles, feuchtes Wetter. Dann hätten sie für den Abtransport des durch Schneedruck und Windwurf angefallenen Schadholzes mehr Zeit, bevor der Borkenkäfer wieder aktiv wird. Innerhalb der nächsten Wochen sollte alles Bruchholz aus den Wäldern entfernt worden sein.

Angesichts des Schadensausmaßes sei das kaum zu bewerkstelligen, sagt Alfred Siegl, Obmann der Ortsbauernschaft St. Oswald bei Freistadt: "In 30- bis 40-jährigen Beständen sind wir mit Ausfällen von bis zu 90 Prozent konfrontiert. Da der Schneedruck so spät war, bleibt für den Abtransport überdies weniger Zeit als sonst."

Die betroffenen Bauern arbeiten an den Abenden und Wochenenden. Es ist ein Kampf gegen die Zeit, weiß Stefan Hinterreiter vom Waldbesitzerverband und zuständig für Sankt Oswald: "Ohne die Hilfe von Dienstleistern geht es meist nicht mehr. Als letzte Lösung bleiben oft nur mehr die Harvester." Diese Holzerntemaschinen, welche die Bäume vollmechanisiert fällen, entasten, ablängen und am Gassenrand ablegen, benötigen allerdings ausreichend Platz zum Arbeiten, weshalb auch gesunde Bäume gefällt werden müssen. Da fällt mitunter das Drei- bis Vierfache an Holzschnitt an. "Ein Problem beim Harvester ist sein Gewicht von etwa 20 Tonnen. Das verdichtet den Boden und erschwert die anschließende Wiederaufforstung", gibt Hinterreiter zu bedenken.

Wird nicht alles Schadholz entfernt, dauert die Intensivbetreuung der Waldflächen den ganzen Sommer an. Der Bestand muss dann wöchentlich auf Bohrmehl kontrolliert werden. Bereits 200 Käfer können einen Baum töten, nur vier bis sechs Wochen nach der Eiablage ist dann schon die nächste Käfer-Generation am Start. Selbst bei der niedrigsten Vermehrungsrate werden so innerhalb von vier Monaten aus 200 Schädlingen 200.000 – aus einem Käferbaum im Frühling können 1000 Käferbäume im Herbst entstehen. Durch den Klimawandel rückt der Borkenkäfer noch dazu in immer höhere Lagen vor.

Käfernetze sind ausverkauft

Stellt sich in Folge die Frage: Wohin mit dem ganzen Holz? Was in den Sägewerken nicht verarbeitet wird, kann zum Teil in Nasslagern deponiert werden, wo durch die ständige Bewässerung ein Käferbefall verhindert wird. "Allerdings kann das Holz in dieser Form maximal ein Jahr aufbewahrt werden", so Siegl. Eine weitere Möglichkeit sind imprägnierte Käfernetze, die über das gelagerte Holz gezogen werden. "Die sind aber mittlerweile ausverkauft", weiß Stefan Hinterreiter. Bleibt als letzte Möglichkeit die Verarbeitung zu Hackschnitzeln. "Gutes Holz zu häckseln kommt allerdings einer Sünde gleich", räumt Hinterreiter ein.

Angesprochen auf die Prioritäten für die kommenden Jahre sind sich Alfred Siegl und Stefan Hinterreiter einig: "Das wichtigste Glied ist die Wirtschaft. Forstwirtschaft ist gut, wenn der Ertrag stimmt. Um die Menge an angefallenem Holz verarbeiten zu können, wäre es enorm wichtig, dass die Sägewerke vorrangig regionales Holz verarbeiten. Zum anderen sollte es eine öffentliche Meinungsbildung darüber geben, dass Regionalität nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch hinsichtlich Energie wichtig ist: Biomasse und Regionalstrom müssten gefördert werden."

Alfred Siegl appelliert an alle Betroffenen: "Jetzt ist auf alle Fälle rasches Handeln gefragt, um Schlimmeres zu vermeiden. Behörde und Landwirtschaftskammer bieten zu allen Belangen sehr gute und umfassende Beratung an. Es sind alle aufgefordert, diese auch in Anspruch zu nehmen."

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