Bikerberg im Mühlviertel: 1001 Wege auf die Gis

Eine Geschichte über die Mountainbike-Routen auf die Gis … das wäre eigentlich ein Buch, denn es gibt unendlich viele Wege, Varianten, legale und – na ja, nicht ganz so legale Wege auf den Lieblingsberg der Linzer Radler.

Für Martina Hengstschläger, Chefin beim legendären "Giswirt", sind die Biker inzwischen das ganze Jahr über die stärkste Gästegruppe: "Schweinsbraten und als Nachspeis einen Topfenstrudel!", antwortet sie wie aus der Pistole geschossen auf die Frage nach dem Lieblingsessen der radelnden Gäste. Sie hat schon vor Jahren die Radständer ausgebaut und eine E-Bike-Ladestation eingerichtet, an der es sogar Adapter für unterschiedliche Akkusysteme gibt. Abgesehen von der großartigen Terrasse mit Panoramablick erwarten müde Biker auch eine kleine Reparaturstation mit Werkzeug, Ersatzschläuche für den Fall eines "Platten" und natürlich kühle Getränke.

Für die Touristiker gehört die Gisrunde inzwischen zum "Granitland Süd" und bildet eine Verbindung zum bestens ausgebauten MTB-Wegenetz im Bezirk Rohrbach. "Offiziell gibt es die Strecke L1 und L2 mit einer Beschilderung und vom Granitland die Strecke über den Pöstlingberg und Gramastetten, Eidenberg wieder auf die Gis", sagt der Radexperte Stefan Pauzenberger vom OÖ Tourismus.

Die L1 beginne in Gründberg und führe über den Klausenbachweg auf die Strecke des Gislaufs, des ältesten Berglaufs Österreichs (siehe Grafik/Wegbeschreibung). Zur Diskussion um die Einhaltung der beschilderten Routen meint Pauzenberger, angesichts des Bikebooms und der intensiven Nutzung gebe es selten Konflikte: "Klar gibt es immer wieder wo eine Abkürzung oder einen Singletrail (= Fahrspur im Gelände, bei Bikern besonders beliebt, Anm.), aber die Einheimischen wissen schon, wo sie fahren können, und die Gäste halten sich an die Beschilderung", sagt Pauzenberger. Von der Idee einer sogenannten Negativbeschilderung hält er wenig: Dabei würden alle Abzweigungen vom offiziell freigegebenen Weg mit Fahrverboten gekennzeichnet – das führe zu einem Schilderwald im Gelände, den man nicht haben wolle.

In Lichtenberg hat man sich inzwischen auf den Bikertransit eingestellt: Das Panoramastüberl im Ortsteil Asberg und das Esszimmer im Gemeindezentrum machen ordentlich Umsatz mit ihnen. Für einen kurzen Abschnitt der Granitland-Runde wurde sogar eigens ein Weg gebaut, um das Befahren einer landwirtschaftlich genutzten Wiese zu verhindern. Leider geriet die brutal steile Schotterpiste zur Bikerfalle, auf der zahllose Spuren von verzweifelten Notbremsungen zeugen – daran hat auch eine Warntafel nichts geändert.

Die "Oberbairing-Runde"

Jede Geschichte über die Bikerouten auf die Gis wäre unvollständig ohne einen Hinweis, dass man auch "von oben" kommen kann: Sehr viele Biker nutzen für den Anstieg die sogenannte Oberbairing-Runde über St. Magdalena über Waldwege nach Hellmonsödt, über die Glasau hinüber nach Kirchschlag und dann hinunter zur Gis, wo man über das sogenannte Rote Kreuz und eine Forststraße zur Giselawarte kommt. Dann fehlen nur noch 300 Meter Abfahrt zum Giswirt und der Einbindung in die zahllosen Wege nach Linz.

Rauf und runter, gemütlich bis steil

• Linzer Runde / Donau–Gis: Beginnt beim Gh. Lindbauer und führt über Radwege vorerst zum Gh. Lehner am Fuß des Bachlbergs. Dort muss man die Routenführung erraten, weil das nächste Schild erst 150 Meter weiter auf einer Hügelkuppe Richtung Pöstlingberg steht. Die Route führt über die knackig steile Moarwiesn auf den Pöstlingberg und weiter in die Koglerau. Der Koglerauspitz mit dem Donaublick ist fahrtechnisch nicht ganz einfach und leitet über zum gemütlicheren Teil über Neulichtenberg Richtung Gis. Für die Abfahrt kann man das Bleicherbachtal nehmen, das mit landschaftlich schönen Singletrails aufwartet – allerdings führt es nach Ottensheim und erzwingt damit eine Rückfahrt von rund 15 Kilometern auf dem stark frequentierten Donauradweg.
• Gis über Diesenleiten: Als Ausgangspunkt für diese Runde eignet sich ebenfalls das Gh. Lehner, nur fährt man nicht Richtung Pöstlingberg, sondern den Bachlbergweg hinauf zur Stückbauerkapelle. Nach dem schweißtreibenden Anstieg legt sich das Gelände ein wenig zurück, und der folgende Waldweg hat nur zwei steinige Steilstücke. Oben führt die Route über die Ebnerstraße, Lichtenberg und den Kaiserberg auf die Gis. Zurück kann man vom Kaiserberg aus über den Schmiedgraben den Diesenleitenbach entlangfahren und über den Merianweg zum Ausgangspunkt.
• Gislauf-Strecke/Bike-Challenge: Hier startet man in Gründberg und orientiert sich vorerst Richtung Haselgraben, wo man auf dem Klausenweg in einen mörderisch steilen (Asphalt-)Anstieg abbiegt. Der geht in die Höllmühlstraße über und führt – später weniger steil – über Schotter und eine kurze Walddurchfahrt zum Asbergring. Von hier nimmt man den Osbergerweg zum Panoramastüberl und weiter zur Gisstraße. Der kann man folgen oder an einer Serpentine halb rechts in den Wald abbiegen, um dem Weg folgend ohne störenden Autoverkehr ebenfalls den Gisparkplatz zu erreichen. Der Sieger der Gis-Bike-Challenge Daniel Eichmair raste übrigens zuletzt in 27:37 Minuten hinauf, nicht etwa nur zum Gasthaus, sondern noch 300 Meter weiter, denn das Ziel liegt am Waldrand unterhalb der Giselawarte …