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Als der Grenzschutz Heerschau in Rohrbach hielt

08.Jänner 2022

Es waren die ersten Wochen des Jahres 1962, als sich in Rohrbach eine imposante Heerschau zutrug: der Grenzschutztag des Bataillons Mühlviertel. Erst ein Jahr zuvor, im Jänner 1961, fiel die Entscheidung zur Aufstellung eines Grenzschutzes mit 150 Kompanien in 30 Bataillonen – eines davon im Mühlviertel. In Rohrbach, Leonfelden und Freistadt wurden also Kompanien zum Grenzschutz gegründet. "Vielleicht auch als Zeichen der Neutralität gegenüber NATO mit der Bundesrepublik Deutschland und dem Warschauer Pakt mit der damaligen Tschechoslowakei. In der Einsatzplanung war jedenfalls das Schwergewicht der Verteidigung eindeutig gegen Norden gelegt", schreibt Rudolf Födermayr im aktuellen Heft des Bezirks-Heimatvereins Rohrbach.

Einberufung in drei Kompanien

Im November 1961 erfolgten schließlich die Einberufungen der drei Mühlviertler Kompanien zur sogenannten "Standesevidenzkontrolle". Die erste von ganz Österreich in Freistadt, eine Woche später in Rohrbach, und nach einer weiteren Woche in Leonfelden. 588 Reservisten, die ihren neunmonatigen Präsenzdienst zwischen 1956 und 1960 abgelegt hatten, erhielten ihre Einberufungen.

Der Rohrbacher Grenzschutztag

Nach der ersten Aufstellungswelle in ganz Österreich wurde für das Grenzschutzbataillon (GzB) Mühlviertel ein "Grenzschutztag" geplant, um diesen Reserveverband der Bevölkerung und vor allem den Medien zu präsentieren. Als Ort wurden eben Rohrbach festgelegt, und am 18 Februar 1962 fanden in Freistadt, Leonfelden und Rohrbach die Standesevidenzkontrollen der diesmal im Kampfanzug eingerückten Reservisten statt, ehe es Richtung Rohrbach ging. Wegen Schneeverwehungen, Schneesturm und Glatteis waren schon während der ganzen Nacht Räum- und Streufahrzeuge im Einsatz gewesen, um das Einrücken der Soldaten und das Sammeln des Bataillons in Rohrbach zu ermöglichen. Zum Grenzschutztag reisten auch Verteidigungsminister Karl Schleinzer und Landeshauptmann Heinrich Gleißner an.

Krisenjahr 1968

Im Zuge des "Prager Frühlings" kam es zur bis dahin größten Truppenbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg, und auch im Mühlviertel erwartete man einen Einsatz. "Nach Meldungen in Radio und Fernsehen über den bewaffneten Einmarsch in die Tschechoslowakei rückten viele am Vormittag des 21. August an den Sammelorten ein. Andere riefen ihre Kommandanten oder beim Bataillonskommando an, um sich zu erkundigen, wann ihr Einsatz beginnt, ob sie ohne Einberufung zum Sammelort kommen sollen, warum es keine Alarmierung gibt, wann und wo Munition ausgegeben wird, und was sie ihren Familien sagen sollen. Sie erhielten immer dieselbe Antwort, dass eine Alarmierung und Einberufung des Grenzschutzbataillons 301 nicht vorgesehen ist", schreibt Födermayr. Daraufhin war der Grenzschutz in der Bevölkerung zur Übungstruppe abgestempelt.

Die Grenzschutzorganisation wurde danach in die Landwehr übergeleitet. Aus dem Grenzschutzbataillon 301 wurde das Landwehrregiment 301. 1977 wurde aus diesem Regiment ein "Miliz"-Verband. Dazu gehörte das "Leichte Landwehrbataillon 423" mit der Einsatzzone westliches Mühlviertel. Nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" (1989) und der Auflösung des Warschauer Paktes (1991) sah man keine akute Gefahr kriegerischer Auseinandersetzung. Dies hatte 2006 die Aussetzung der Milizübungen zur Folge.

Mehr dazu im 29. Heft des Rohrbacher Heimatvereins. Dieses gibt es bei vielen Gemeindeämtern des Bezirkes Rohrbach, in der Buchhandlung Frick in Rohrbach und im Kaufhaus Wöss in Kollerschlag.

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