Zwei Mühlviertler ebnen den Weg für den neuen Weltmeister

Von Marlies Czerny   21.November 2014

Mit einem km/h drehten gestern Mario Furtlehner aus Kaltenberg und Herbert Oberreiter aus Pierbach (beide Bezirk Freistadt) in einem Riesenreinigungs-Lkw die Runde auf der Formel-1-Strecke in Abu Dhabi. Mit bis zu 315 km/h werden sich dort am Sonntag im letzten Saisonrennen die Mercedes-Stallkollegen Lewis Hamilton und Nico Rosberg den WM-Titel ausmachen.

Näher als die VIP-Gäste und vermögendsten Scheichs werden die beiden Mitarbeiter der Firma Holzmann Fahrzeugbau GmbH am Renngeschehen teilhaben – und sich im Bedarfsfall zwischenschalten, damit alles sauber abläuft.

Eine Arbeit unter Hochdruck

Kommt es zu einem Unfall oder Verunreinigungen auf dem Yas Marina Circuit, dann rücken sie mit dem Spezial-Lkw samt Wasserhochdruckanlage (300 Bar) und Hochleistungsgebläse aus. Ausfließendes Öl wird beispielsweise aufgesaugt und die Strecke mit Hochdruck gereinigt. "Wir sind während des Rennens auf Standby und können uns am Ring frei bewegen", schildert Furtlehner. "Alleine nach dem Training finden sich massive Abriebe auf der Strecke, oft faustgroße Gummis. Das ist gefährlich. Wenn die aufgewirbelt werden, könnten sie dem nächsten auf den Helm schießen", erklärt Wolfgang Holzmann.

Es war ein Hilferuf in letzter Minute, der die Firma in Königswiesen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erreichte. Das Reinigungsgerät ist fix in Abu Dhabi stationiert – doch der dafür Verantwortliche war spurlos verschwunden. "Er hat nur das Fahrzeug hinterlassen, aber das kann kaum jemand bedienen." So bekam der Fahrzeugbauer einen Anruf seines bekannten Scheichs. Wenige Stunden später saßen Furtlehner und Oberreiter im Flugzeug.

"Der erste Tag war der blanke Horror, nur Stress", schildert Furtlehner, "wir mussten erst einmal das Fahrzeug wieder zum Laufen bringen." Der Anspruch sei hoch: "Es muss alles glänzen und perfekt sein für die High Society aus der ganzen Welt." Für die beiden Mühlviertler ist das keine gewöhnliche Dienstreise. Üblicherweise sind die Reinigungsmaschinen auf Flughäfen oder großen Parkplätzen im Einsatz. "Meine vier Kinder sind große Fans von Sebastian Vettel, ein Autogramm von ihm wäre super", sagt der 36-jährige Furtlehner. Er wird versuchen, dem künftigen Ferrari-Piloten einen sauberen Abgang zu ermöglichen – wenn schon nicht von Red Bull, dann von der Rennstrecke in Abu Dhabi.

 

Wissenswertes

2 Standorte hat der Fahrzeugbauer Holzmann. In Königswiesen steht das Produktionswerk, in Ennsdorf der Service- und Reparaturbereich.

2 Mercedes-Piloten haben die alleinige Chance auf den WM-Titel beim letzten Saison-GP in Abu Dhabi am Sonntag: Nico Rosberg (D) und Lewis Hamilton (Gb).

7 arabische Emirate gibt es: Abu Dhabi, Adschman, Dubai, Fudschaira, Ra’s al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain. Abu Dhabi („Vater der Gazelle“) ist die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).