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Wo die Landflucht beinhart zuschlägt

Von fell, lebe, 23. November 2018, 05:13 Uhr
Bürgermeister Schwarzenberg
Schwarzenbergs Bürgermeister Michael Leitner hofft auf Impulse durch den Breitband-Ausbau. Bild: privat

MÜHLVIERTEL. Schwarzenberg im Böhmerwald hat seit dem Jahr 2003 19 Prozent seiner Einwohner verloren, in Liebenau waren es zwölf Prozent. Ihre Lage an der Peripherie ist bei weitem nicht die einzige Ursache für die Landflucht in diesen Gemeinden.

Schön ist es es in Schwarzenberg allemal, ein wahrlich traumhafter Flecken Erde zum Leben. Dennoch kehren immer mehr Gemeindebürger ihrem Heimatort den Rücken. Von 2003 bis 2018 sank die Einwohnerzehl von 699 auf 566 (-19,03 Prozent). Damit ist Schwarzenberg in Oberösterreich die am stärksten von der Abwanderung betroffene Gemeinde. Diese Zahl relativiert sich durch die 150 Nebenwohnsitze, die in Schwarzenberg angemeldet sind: „Wir haben fast keine leerstehenden Häuser. Deutsche, Holländer und Belgier haben bei uns ihren Nebenwohnsitz“, sagt Bürgermeister Michael Leitner. 

Für die Statistik und damit für den Finanzausgleich bringt das freilich nichts. Dass sich junge Schwarzenberger nicht in ihrer Geburtsgemeinde niederlassen, schreibt Leitner unter anderem auch der Raumordnung zu: „Es gibt viele, die bauen möchten. Neue Baugründe zu widmen, ist aber schwierig. Wir haben deshalb auch schon eine Resolution in der Bürgermeisterkonferenz verabschiedet“, sagt er. Vor allem bei sogenannten Sternchenbauten sei die Raumordnung zu streng. Hoffnung setzt der Bürgermeister in den Ausbau des Breitbandes: „Wenn es möglich ist einen Teil seiner Arbeit von Zuhause aus zu erledigen, spielen Entfernungen nur mehr eine untergeordnete Rolle“. 

Das Thema Abwanderung beschäftigt die Gemeinde natürlich laufend: „Wir wollen nicht in Pessimismus verfallen. Wenn es aber ein echtes Bekenntnis zum ländlichen Raum gibt, muss sich auch in der Raumordnung was bewegen“.

bürgermeister von liebenau
Erich Punz, Bürgermeister von Liebenaus, fühlt sich auch vom Land im Stich gelassen. Bild: Volker Weihbold

Erich Punz, Bürgermeister von Liebenaus, fühlt sich auch vom Land im Stich gelassen.

Abwanderung vom Dach Oberösterreichs 

Wer aus Liebenau wegzieht, mit dem geht’s bergab. Tatsächlich ist Liebenau mit 970 Metern über dem Meeresspiegel die höchtgelegene Gemeinde Oberösterreich. Eine Besonderheit, die der Gemeinde im Bezirk Freistadt aber nicht davor bewahrte, dass ihr seit den 1970er Jahren 652 Bewohner den Rücken kehrten: Zählte man im Jahr 1971 noch 2249 Einwohner, so waren es 2003 nur mehr 1813 und derzeit 1597. Um ein Viertel weniger als vor 47 Jahren. 

Der Weg zu Arbeitsplätzen ist weit für die Liebenauer. Alleine nach Freistadt benötigt man mit dem Auto eine gute halbe Stunde, nach Linz – ohne Stau – etwa eine Stunde. Doch die Lage allein ist es nicht, die laut Bürgermeister Erich Punz (SP) diese Entwicklung nicht zu bremsen vermag. „Wir werden in unseren Bemühungen, die Menschen im Ort zu halten, auch ganz schön im Stich gelassen“, übt der seit 20 Jahren amtierende Bürgermeister Kritik am Land Oberösterreich. So habe Liebenau mit rigiden Vorschriften der Raumordnungsbehörde ebenso zu kämpfen wie mit dem System der Gemeindefinanzierung Neu: „Mit Projekten zur Erweiterung bestehender Siedlungen haben wir uns beim Land eine Abfuhr eingehandelt. Dabei hätten wir dort fertige Wasser- und Kanalanschlüsse.“ 

Der auferlegte Sparzwang verschlechtere das Service für die Bewohner: „Das geht von weniger Personal für den Winterdienst bis zur Benutzungsgebühr für Sportanlagen. Wir stehen ja praktisch unter Zwangsverwaltung.“ Sonntagsreden von der Stärkung des ländlichen Raums kann Punz schon lange nicht mehr hören. Denn statt Unterstützung erlebe er vermehrt Blockadepolitik: „Dass sich unter diesen Umständen mancher Liebenauer woanders hin orientiert, kann ich ihm nicht einmal übel nehmen.“

 
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9  Kommentare
9  Kommentare
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GausL (6 Kommentare)
am 24.11.2018 08:11

Hier geht es nicht um Parteifarben. Hier geht es darum, dass wir keine Jobs in der Gegend haben und nicht jeder bereit ist täglich mehr als eine Stunde zu pendeln. Es reicht nicht eine pauschale Raumordnung von der Linzer Innenstadt bis nach Liebenau. Hier muss auch individuell Rücksicht genommen werden. Wir in Liebenau erhalten unsere schöne Landschaft schon seit Generationen. Wir machen uns (Gott sei Dank) keine Gedanken, ob wir 20 ha für ein Stadion zu betonieren, aber wir müssen unseren jungen Familien die Möglichkeit geben sich ein Häuschen zu bauen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 23.11.2018 14:41

Danke für diesen Artikel von den zwei lokalen Redakteuren.

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( Kommentare)
am 23.11.2018 10:23

Die Statistik in Prozent ist nicht sehr aussagekräftig.
Wenn in einer Gemeinde zwei Personen leben und eine zieht weg, erreicht diese Gemeinde den höchsten Wert (50%) der Gemeindebürger haben die Gemeinde verlassen traurig

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xerMandi (2.161 Kommentare)
am 23.11.2018 13:11

Die Prozentangabe ist aussagekräftiger als die absoluten Zahlen. So kleine Gemeinden, dass zufällige Schwankungen im einstelligen Bereich der Personenzahl eine prozentuelle Rolle spielen würden, gibt es nicht.

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( Kommentare)
am 23.11.2018 13:27

xerMandi,
achso, die kleinen Gemeinden mit 2 Bürger gibt es nicht. zwinkern
Gut, dann reden wir halt von Gemeinden mit 1000 und 10000 Einwohnern. Wenn bei denen 10 Personen abwandern? Die Anzahl der abwandernden Personen ist gleich (10 Personen), nur einmal sind es 10% beim Anderen wandern nur 1% ab.
Der Finanzausgleich wird jedoch nicht nach Prozent der Bürger, sondern nach absoluter Zahl der Bürger ermittelt.

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sauwaldler (1.080 Kommentare)
am 23.11.2018 18:44

Wow, 10 Prozent von 1000 sind 10 Personen. Sie sind schon ein gewaltiger Rechenkünstler!!!

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Gfrasttraun (402 Kommentare)
am 23.11.2018 09:28

Vielleicht schafft es die jetzige Regierung da etwas zum Positiven zu verändern. Das von Liebenau die Leute wegziehen, passiert ja schon viele Jahre.

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derkommentator (2.246 Kommentare)
am 23.11.2018 12:47

Seit 3 Jahren gibt es schwarz-blau. Warum meinen Sie es könnte sich jetzt etwas ändern?

Blau vertritt die Interessen der Anwälte und vielleicht noch Ärzten, Schwarz vielleicht noch die der Bauern. Keine dieser Gruppen hat jetzt ernsthaft Interesse an der Entwicklung des ländlichen Raums.

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jago (57.723 Kommentare)
am 23.11.2018 14:45

Die Trennlinie ist doch gar nicht zwischen den Parteien definiert: die haben alle das selbe, grinsende Tortenstückdenken.

Die Wähler können wählen was sie wollen, sie kriegen immer Exekutive vor die Nase gesetzt, die ihnen Demokratie vorgeigen.

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