Wie aus Kindern schräge Vögel und Waldfeen werden
RECHBERG. Beim "Naturschauspiel" arbeiten kreative Kostümbildner mit Materialien aus der Natur.
"Huu, das ist aber glitschig. Soll ich mir das wirklich ins Gesicht klatschen?", fragt Carolina noch ein wenig verunsichert. Die Scheu, sich mit Natur-Materialien – und dazu gehört eben auch Tonschlicker – zu kostümieren und zu schminken, ist in den ersten Minuten des Naturschauspiel-Tags im Naturpark Mühlviertel allgegenwärtig. Doch schön langsam fassen die Kinder Mut, beginnen zu experimentieren, haben die tollsten Ideen für fantasievolle Verkleidungen aus Blättern, Weidenrinde, Stroh, Asche oder gebrannter, roter Tonerde.
Tarnen wie die Naturvölker
Genau dieses Ziel verfolgt der Workshop "Naturkostüme für schräge Vögel", den Willibald Katteneder auf der Köhlerwiese beim Freilichtmuseum "Großdöllnerhof" in Rechberg leitet. Der Künstler ist als Naturvermittler für die Veranstaltungsreihe "Naturschauspiel" im Einsatz und zeigt, wie man sich nach Art der Naturvölker verkleiden und schminken kann. Und zwar ausschließlich mit Materialien aus der Mühlviertler Natur. Auf dem vorbereiteten Werktisch stehen allerlei Gefäße mit angerührtem Ton bereit, die Pinsel sind aus geklopfter Rinde, als Befestigungshilfe wird frische Weidenrinde verwendet. "Wir orientieren uns an dem, was bei uns in der Natur vorkommt und was zum Teil heute noch bei Kulturen in Ozeanien oder entlang des Amazonas verwendet wird. Dort ist ja etwa Tonerde nicht nur für die Schönheit da, sondern auch als Sonnen- oder Insektenschutz." Mehrere Stunden hat Katteneder in die Vorbereitung investiert, um die passenden Rohstoffe zurecht zu legen. Anderes wie Farne, Blätter oder rote Beeren werden kurzerhand aus dem benachbarten Waldstück "geerntet".
Jana, die Mühlviertler Waldfee.
Die 20-köpfige Feriengruppe beginnt sich auf dem Gelände in die Aufgabe zu vertiefen. Aus den hohlen Stängeln von Sumpfblumen werden etwa zehn Zentimeter lange Stücke heruntergesägt und auf die Finger gesteckt. Als die Entdeckung die Runde macht, dass der Tonschlicker eine leicht klebende Wirkung hat, werden die Gesichter zusehends mit Blüten und Blättern verziert. "Herrschaftszeiten – jetzt ist mir der Bart abgefallen", ärgert sich Bianca, während Clara versucht, Kastanienschalen auf Wangen und Kinn zu kleben: "Das letzte Stück bekommt jetzt noch ein besonderes Platzerl."
Mit dem Auftrocknen des Tons folgt die nächste Erkenntnis: "Das Gesicht spannt total. Ich kann fast nichts mehr reden", staunt Michael. "Das ist auch so ein Trick der Naturvölker: Ton reinigt die Haut, saugt Giftstoffe auf. Ein vollkommen natürliches Peeling sozusagen", weiß Nikola Jakadovsky, die die Gruppe gemeinsam mit Katteneder durch diesen Vormittag begleitet. "Die meisten Kinder benötigen eine gewisse Zeit, bis sie sich mit den Naturmaterialien vertraut gemacht haben. Oft schmücken sie nur ihre Arme, sind im Gesicht recht sparsam", sagt die Keramikerin. Bei Erwachsenen-Gruppen habe man schon die abenteuerlichsten Kostümierungen erlebt. Katteneder: "Wenn einige Mutige am Werk sind, entstehen da innerhalb kurzer Zeit schon erstaunliche Ganzkörper-Verkleidungen."
Larissa als „Avatar“-Amazone
Abenteuerlicher Kopfschmuck
Je länger die Kostümierung dauert, desto erfindungsreicher werden die Teilnehmer: Baststreifen werden mit Farnen zu üppigen Kopfschmuck-Kreationen aufgetürmt. In kleine Fächer geschnittene Rinde bedeckt die Handrücken. Wirklich gewagt wird es, als sich die erwachsenen Betreuer bereit erklären, als Testpersonen für bunte Gesichtsbemalung zur Verfügung zu stehen. Josef Gokl aus Traun erweist sich dabei als besonders geduldiges Versuchskaninchen. Beinahe zentimeterdick wird sein Gesicht mit Ton bestrichen, zarte Blüten zieren seine Wangen.
Naturvermittler Willibald Katteneder
Schwerer Gang zum Waschtrog
Nach etwas mehr als einer Stunde trommelt Willibald Katteneder zum Finale. Die letzten Feinheiten an den Verkleidungen werden noch gerichtet, die Werkzeuge verräumt und beim abschließenden Gruppenfoto werden auch stolz die Bögen und Speere geschwungen, die die Kinder ebenfalls ausschließlich aus Naturmaterialien angefertigt haben. Dann geht es an die Waschtröge – denn auch wenn die schrägen Vögel, Waldgeister und Feen wirklich gut aussehen: beim Mittagessen beim Seewirt würde der abbröckelnde Ton im Schnitzel den Genuss doch ein wenige schmälern.
Die ersten Versuche beim Schminken mit Tonschlicker und Kastanienschalen.
Die Natur ist die faszinierendste Bühne der Welt
29 Schutzgebiete quer durch Oberösterreich sind heuer Teil der „Naturschauspiele“, einem Projekt der Abteilung Naturschutz des Landes Oberösterreich. In mehr als 100 „Naturschauspielen“ wird gewandert, gepaddelt, gesammelt, verkostet, geforscht und immer wieder gestaunt. Projektpartner sind der Oberösterreich Tourismus und das Oberösterreichische Landesmuseum.
6 Schauplätze im Mühlviertel sind im Naturschauspiel-Katalog vertreten: Die meisten Angebote steuert die Region Böhmerwald bei. Ebenfalls mit dabei sind das Tanner Moor, das Europaschutzgebiet Maltsch, der Naturpark Mühlviertel, der Lebensraum Waldaist-Naarn sowie das Lama-Trekking in Oberneukirchen.
7 Personen beträgt die Mindestgröße einer Gruppe. Dann werden die „Naturkostüme für schräge Vögel“ im Naturpark Mühlviertel vorbereitet. Die Teilnahmegebühr beträgt 12 Euro für Erwachsene und 7 Euro für Kinder. Terminvereinbarung unter 07264 / 46 55 18; info@naturpark-muehlviertel.at
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