Trockenheit: "Familien kämpfen täglich ums Überleben"

Von OÖN   20.Oktober 2017

"Für die meisten Familien ist heute jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Die Frauen in der Region sprechen nur noch darüber, wie sie Wasser für ihre Familien auftreiben können", erzählt Saria Amillen Anderson von GGF der Partnerorganisation von "Sei so frei", der entwicklungspolitischen Aktion der Katholischen Männerbewegung. "Sei so frei" schafft seit der Jahrtausendwende Lebensräume für die Bevölkerung in der Mara-Region. Dort hat es im Vorjahr überhaupt nicht geregnet und auch die Regenzeit im heurigen Frühling fiel viel zu kurz aus. Davon konnten sich heuer im Juni auch die OÖN in Begleitung von Sei-so-frei-Chef Franz Hehenberger überzeugen: Die Böden waren staubtrocken und der Mais war über einen Meter nicht hinausgewachsen. Die Pflanzen verdorrten in der sengenden Äquatorsonne. Nur die genügsameren Cassavapflanzen gediehen. Bis zur Ernte dauert es aber noch ein wenig und der Ausfall der Maisernte kann auch dadurch nicht kompensiert werden. Darum müssen Mais und andere Grundnahrungsmittel aus anderen Regionen zugekauft werden: "Die meisten Menschen hier leben von dem, was sie für sich selbst anbauen. Sie haben sonst kein Einkommen", erklärt Saria Anderson. Außerdem müssen viele Güter aus dem Ausland angeschafft werden und kosten das Vierfache vom Normalpreis. Tansania ist zudem eines der ärmsten Länder Ostafrikas und an die 80 Prozent der 50 Millionen Einwohner leben von der Landwirtschaft.

Extreme Wasserknappheit

Viele Wasserstellen sind inzwischen völlig ausgetrocknet. Die Familien – vor allem Mädchen und Frauen – müssen immer mehr Kilometer marschieren, um dann aus einem dürftigen Rinnsal verunreinigtes Wasser zu schöpfen. "Oft gibt es nicht einmal mehr dieses", sagt Franz Hehenberger. Die Frauen nehmen mittlerweile nicht selten einen täglichen Fußmarsch von 20 Kilometern auf sich, um 20 Liter Wasser aus einem Tiefbohrbrunnen zu holen. Deshalb ist Sei so frei bemüht, noch mehr Brunnen in den Bezirken Butiama und Rorya zu errichten. Dabei ist man auf Spenden aus der oberösterreichischen Heimat angewiesen. 135 Euro kostet es, beim Bau eines Brunnens einen Meter tief zu bohren. 1450 Euro kostet eine mechanische Handpumpe, die das Wasser aus 65 Metern Tiefe holt.

Saria Anderson arbeitet dazu mit Spezialisten aus der Provinzhauptstadt Musoma am Victoriasee zusammen und vermittelt gleichzeitig den Wasser-Komitees in den Dörfern das Wissen um den Betrieb eines Bohrloches. So legen sich die Wassergemeinschaften Geld für die Wartung der Pumpen zurück, um nicht wieder plötzlich auf dem Trockenen zu sitzen.

Warten auf den Regen

Mittlerweile sei die Situation im Norden Tansanias besorgniserregend: "Rettende Soforthilfe ist jetzt der erste, dringende Schritt", sagt Franz Hehenberger: "Schon 30 Euro reichen für einen 50-Kilo-Sack Mais, der den Familein hilft, die nächsten Wochen zu überleben." Denn bis zur nächsten Regenzeit dauert es noch eine Weile. Denn Regen ist auch trotz Tiefbohrbrunnen essenziell. Viele Schulen zum Beispiel "leben" von gesammeltem Regenwasser; ohne Regen vertrocknen auch kleinere Bäche und in weiterer Folge die Flüsse.

Unserer heutigen Ausgabe liegt ein Spendenzahlschein von "Sei so frei" bei (Spendenkonto: AT30 5400 0000 0069 1733