Tragweiner gab bei WM den Ton an
TRAGWEIN. Als Stadionsprecher gab Mario Sacher bei der Skiweltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen den Ton an. Dass er trotzdem den Österreichern die Daumen hielt, war für den Tragweiner selbstverständlich.
OÖN: Wie wurden Sie zum Stadionsprecher der kürzlich über die Bühne gegangenen WM?
Sacher: Es gab eine Ausschreibung dafür an der Pressearbeit in Garmisch mitzuarbeiten. Ich habe mich beworben und noch am nächsten Tag wurde ich angerufen. Ich machte bei einigen PR-Aktionen schon im Sommer mit und den Organisatoren fiel dabei vor allem meine Stimme auf. Es gab ein Casting für die 80 Bewerber, bei dem man Abfahrten kommentieren musste. Anfang Jänner bekam ich den Anruf, dass ich genommen wurde.
OÖN: Sie haben die ganzen zwei Wochen durchkommentiert?
Sacher: Ich war 16 Tage in Garmisch, habe alle Rennen und alle Trainings kommentiert. Wir waren zu dritt, ein Schweizer, ein Deutscher und ich. Das war auch von den Organisatoren so gewollt, um etwas Stimmung aufkommen zu lassen. Wir haben uns natürlich im Scherz gegenseitig ordentlich Gas gegeben.
OÖN: Fällt einem da überhaupt noch etwas ein, wenn man so viele Läufe kommentieren muss?
Sacher: Es ging in erster Linie darum, die Zuschauer zu animieren und Stimmung hineinzubekommen. Natürlich steht und fällt alles mit der Vorbereitung. Eine Woche lang habe ich mich intensiv damit auseinandergesetzt. Denn man muss ja auch zu den Exoten, die bei so einem Bewerb mitfahren, zumindest einen Satz sagen können und nicht nur den Namen.
OÖN: Wie war die Stimmung bei der WM generell?
Sacher: Ich habe sie als sehr, sehr gut empfunden. Wir haben die Menschen auch dementsprechend aufgeheizt und animiert. Ich weiß nicht, ob das im Fernsehen auch so rübergekommen ist, aber ich denke die Stimmung in Garmisch war nicht schlechter als bei anderen Rennen.
OÖN: Wie viel liegt das in der Hand des Stadionsprechers?
Sacher: Schon sehr viel. Es geht darum, die Zuschauer schon vor den Rennen zu einer Welle oder zum Aufstehen zu bewegen. Speziell die Deutschen sind da etwas reservierter, da muss man sie schon entsprechend animieren.
OÖN: Und die Deutschen haben sich von einem Österreicher sagen lassen, dass sie aufstehen sollen?
Sacher: Ja, das haben sie – überraschenderweise (lacht).
OÖN: Das Dreierteam Deutscher-Schweizer-Österreicher in der Sprecherkabine hat gut funktioniert?
Sacher: Wir haben uns zehn Minuten vor dem ersten Rennen kennengelernt, Aber wir waren Profi genug, so dass wir uns nach dem zweiten Lauf blind verstanden haben. Also hat das dann super funktioniert.
OÖN: Wie war das mit den patriotischen Gefühlen, wenn ein Österreicher, Schweizer oder Deutscher gefahren ist?
Sacher: Das war der Auftrag der Veranstalter, dass ich da ruhig den Österreicher heraushängen lassen konnte und die anderen bei ihren Läufern entsprechend anfeuern durften. Manche Medienvertreter wunderten sich sogar, dass die österreichischen Läufer emotionaler empfangen wurden als die deutschen.
OÖN: Sie wurden ja sogar beschuldigt, die Zeitnehmung manipuliert zu haben.
Sacher: In der ersten Woche der WM gab es große Probleme mit den Zwischenzeiten. Bei der Pressekonferenz der Zeitnehmungsfirma wurden dann diverse Ausreden gesucht. Unter anderem die, dass ein sehr emotionaler Stadionsprecher die Zeitnehmung beeinflusst hätte.
OÖN: Wem haben Sie die Daumen gedrückt, wer war der persönliche Favorit?
Sacher: Michael Walchhofer. Aber ich bin natürlich selbst Sportsmann genug zu sagen: Der Beste soll gewinnen. Im Skisport gibt es ja Gott sei Dank fast ausschließlich sympathische Sportler, von denen ich auch viele kennenlernen durfte.
OÖN: Das heißt Sie waren auch nach den Rennen mitten im Geschehen?
Sacher: Man trifft sich natürlich mit all den Sportlern und Funktionären, etwa im Österreicher-Haus. Da gab es natürlich immer ein nettes Miteinander. Manche Läufer trifft man auch zu späterer Stunde dann noch.
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