"Sie haben Vater die Pistole angesetzt"
MAUTHAUSEN. Bei einem Gedenkabend erinnerten sich Zeitzeugen an die Februar-Unruhen im Jahr 1934.
Knapp sieben Jahre alt war Franz Hackl, als drei Heimwehr-Soldaten in der Nacht des 12. Februar 1934 seinen Vater abholten. "Wir haben gehört, wie unten ein Auto vorgefahren ist. Dann sind drei Männer mit Stahlhelmen und Bajonett zu unserer Wohnung herauf und haben den Vater mit vorgehaltener Pistole verhaftet", schilderte der gebürtige Langensteiner am Donnerstagabend bei einer von der Bezirks-SP organisierten Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Bürgerkriegs. "Meine Geschwister waren damals fünf und drei Jahre alt. Wir alle haben furchtbar geweint und waren verängstigt. Als sie den Vater dann abgeführt haben, hat meine Mutter aus Verzweiflung geschrien: Wenn ihr ihn erschießt, dann erschießt mich auch!"
Als Steinbrucharbeiter habe Franz Hackl sen. sich bei den Sozialdemokraten engagiert. Zudem war er Obmann des Republikanischen Schutzbunds in Langenstein und stand damit ganz oben auf der Verhaftungsliste von Heimwehr und Gendarmerie. "Sechs Wochen war er dann in Linz im Gefängnis. Die Mutter war allein mit uns Kindern, und das bedeutete natürlich eine große Not. Wir litten Hunger. Zum Glück hat ihr die Fleischhauerin in der Nachbarschaft manchmal etwas zugesteckt", erinnert sich Hackl.
Das Gebiet um Mauthausen und Langenstein war mit seiner Steinindustrie eine Hochburg der Arbeiterbewegung in Oberösterreich. Anders als in Linz oder Steyr, kam es hier aber in den Februartagen 1934 zu keinen gewaltsamen Auseinandersetzungen. Das lag auch daran, dass die Informationsflüsse zwischen den Städten und dem Mühlviertel nur schlecht funktionierten. "Am 12. Februar hat mein Vater Gerüchte über Unruhen in Linz gehört. Aber niemand hat etwas Genaueres gewusst. Als es in der Nacht geklopft hat, dachte er zunächst, ein Bote bringe ihm Nachricht. Aber es war die Gendarmerie. Die hat ihn verhaftet und nach Perg gebracht", erinnert sich der Schwertberger Emmerich Billensteiner.
Tatsächlich war vereinbart gewesen, dass eine Lokomotive bei der Überfahrt über die Donaubrücke mit lang anhaltenden Pfeifsignalen für die 300 im Bettelberg-Steinbruch versammelten Arbeiter das Signal zum Angriff geben würde. Aber die Schutzbündler warteten auf dieses Signal vergeblich, wurden danach von anrückendem Militär überrascht und allesamt verhaftet.