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Schluss mit dem Spiel im Schloss

Von Von Reinhold Tauber, 28. November 2018, 09:06 Uhr
Schloss Wildberg
Im Rittersaal von Schloss Wildberg kehrt kulturelle Ruhe ein. Bild: Tauber

KIRCHSCHLAG. Nach 35 Jahren Arbeit macht der Kulturverein Wildberg am Sonntag den Laden dicht.

Es begann 1984 mit einer Lesung des Stifter-Erstlings „Julius“ mit Kurt Ockermüller, es endet am Sonntag dieser Woche ab 15 Uhr mit einer Lesung des Stifter-Erstlings „Julius“ mit Kurt Ockermüller. Damit ist die Klammer von 35 Jahren exzellenter Kulturarbeit am nördlichen Linzer Stadtdrand definiert. Denn jetzt ist Schluss mit dem Spiel im Schloss Wildberg. 

Die sagenhafte mittelalterliche Burgruine und das jüngere Schloss: 1975 ergriff der damalige Bezirkshauptmann von Urfahr-Umgebung die Initiative zur Bestandsicherung des in Starhembergschem Besitz befindlichen Kulturdenkmals. In den 80er Jahren zog (mit anderen) der damalige ORF-Sprecher und Sendungsgestalter Helmut Heinz Ecker mit Gattin ein und startete das Projekt der Einrichtung eines Kulturvereins im Schloss. Ideen, Konzept, Realisation ermöglichten ihm seine beruflichen und freiberuflichen Persons-Kontakte zu Musikern, Kräften des Landestheaters, Literaten, Komponisten. Es entwickelte sich schnell ein hochkarätiges Zentrum in dem alten Gemäuer, das mit dem zeitlichen, materiellen und finanziellen Einsatz nicht nur den Veranstaltungskern „Rittersaal“ wiederbelebte, sondern auch Nebenräume auf Eigeninitiative zur allgemeinen Nutzung dienstbar machte. Konzerte, Lesungen, Diskussionen, im stimmungsvollen Hof-Ambiente nicht nur kleine Theater-, sondern im Verlauf der Jahre auch 15 Opernaufführungen im Zeitrahmen von Telemann bis zum 20. Jh. wurden ermöglicht (darunter weit über die Region beachtete Inszenierungen wie des in der Nazi-Zeit verfemten Victor Ullmann „Kaiser von Atlantis“ im Jahr 2000, Beispiel). 

Im Juni 1984 startete die erste Kulturwoche, die Aktions-Spannweite wurde in wechselnden Konstellationen durchgehalten. Durch die Teilnahme des jetzigen Bruckneruni-Vizerektors Thomas Kerbl schon ab 1990 wurde der Draht zum Bruckner-Konservatorium für Vokal-Konzerte geknüpft. Als Ecker im November 2005 verstorben war, sprang Kerbl in die freigewordene Lücke des Vereinsleiters. Er entwickelte ein Programm, mit dem das Schloss zu einem Zentrum multimedialer Kunst werden sollte, auch in Zusammenarbeit mit der jungen oberösterreichischen Komponistenszene. Ebenso wurde eine Zusammenarbeit mit der sich formierenden Bruckner-Uni mit Opern-Inszenierungen gestartet. 

Damit ist jetzt Schluss. Im Juli 2016 wurde mit einer „Zauberflöte“ für Kinder die szenische Serie beendet und jetzt das Kulturprogramm überhaupt. Der Fruchtgenuss, also die vertragliche Objekt-Nutzung für Vereinsbelange, wurde schon 2013 beendet, jetzt der offizielle Vereins-Schlusspunkt gesetzt. Thomas Kerbl: „Es haben sich einfach die Zeiten geändert. Als wir begannen, gab es Wildberg, Stiftskonzerte, es war ein Traum nahe Linz … Jetzt gibt es Dutzende Festivals in Oberösterreich. Wir kamen in guten gemeinsamen Gesprächen überein (auch mit Starhembergs Verwaltung): Alles hat seine Zeit oder seine Nichtzeit. Diese Zeit ist hier um. Mein Tätigkeiten-Spektrum hat sich vervielfacht – Uni, Operetten Bad Hall, Musicals in Leonfelden -, eine weitere verantwortungsbewusste Tätigkeit hier ist nicht mehr gewährleistet. Aber: Mein Herzblut hängt an Wildberg. Meine erste Tätigkeit hier war als 18jähriger Korrepetitor in einer Produktion, die Kurt Ockermüller leitete, und ich blieb emotionsmäßig hier ‚hängen’. Es reißt ja jetzt nicht der Kontakt ab. Wenn die Gemeinde oder irgend ein Nachfolge-Verein mich und die Uni braucht, auch für Inszenierungen, dann stehen wir mit Rat und auch Tat zur Verfügung: ich als Person und das Haus, so weit wie irgend möglich.“ 

Eckers Witwe Heidi, Managerin vor Ort: „Wir schafften es nicht mehr. Die Kosten liefen uns davon. Helmut hat alles Geld seiner Nebengeschäfte in den Verein gesteckt und wir viel in die Infrastruktur des Hauses – Heizung, Raum-Adaptierung -, aber 10.000 Euro Fixkosten im Jahr können wir nicht mehr verkraften. Dazu kommen jahrelange zermürbende Auseinandersetzungen mit dem Eigentümer alleine zu Sanierungsfragen.“ 

Um öffentliche Fördermittel wurden in den letztvergangenen Jahren nicht mehr angesucht, da der sommerliche, förderwürdige Veranstaltungsbetrieb nicht mehr gegeben war. Schloss und Burg (letztere in Obhut des Heimatvereins Urfahr-Umgebung) stehen auf Kirchschlager Grund. Was sagt die Gemeinde zu der Sachlage? Bürgermeisterin Gertraud Deim: „Für uns als Gemeinde ist Wildberg sicher interessant, wir müssen jetzt die Ereignisse (Anm.: Abklärung von Rechtsfragen mit dem Eigentümer Starhemberg) abwarten, das hängt dann natürlich von den Bedingungen ab.“ Eine Verklammerung mit den ohnehin starken Kultur-Aktivitäten des Ortes wäre wünschenswert. Es gibt auch schon Anfragen privater Nutzer, doch das alles ist „im Zeitfluss“.

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1  Kommentar
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jago (57.723 Kommentare)
am 28.11.2018 18:02

Wildberg ist während des 30-jährigen Krieges eine höchst unrühmliche Außenstelle des Stiftes Wilhering beim Verfolgen der Mühlviertler Protestanten gewesen.

Das habe ich nicht in der Schule gelernt sondern im "Der Einäugige Reiter" von Fritz Habeck, den der Verlag leider nicht mehr auflegt. Amazon Der Einäugige Reiter

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