Roman Sandgruber – ein Mann gegen das Vergessen
ROHRBACH-BERG. Der gebürtige Gruber erhielt den Rohrbacher Kulturpreis.
Es waren der Pfarrer und der Schulmeister, die Roman Sandgruber, in Grub, dem letzten Winkel der ehemaligen Gemeinde Berg, 1947 geboren und aufgewachsen, entdeckten und fürs Petrinum in Linz empfahlen. Damals hofften die beiden wahrscheinlich, dass er Pfarrer oder Lehrer werden würde. Lehrer ist er dann auch irgendwie geworden, wenn auch in ganz anderen Sphären. Nun wurde Roman Sandgruber mit dem Kulturpreis der Stadtgemeinde Rohrbach-Berg und der Raiffeisenbank Region Rohrbach ausgezeichnet – reichlich spät, wie Bürgermeister Andreas Lindorfer zugab. Als Historiker, Buchautor und langjähriger Leiter des Instituts für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Kepler-Universität machte sich der gebürtige Gruber in der wissenschaftlichen Welt einen Namen. Sein Credo, man könne nicht Geschichte erzählen, wenn man keine Geschichten erzählt, machte ihn zum fesselnden Vortragenden und Autor. Das Zuhören zahlt sich bei Sandgruber jedenfalls aus, denn kaum jemand weiß so viel über die Geschichte Oberösterreichs wie er. "Er hat Nachhaltigkeit in Wort und Schrift manifestiert und wirkt dem Vergessen entgegen", bescheinigte ihm Laudator Franz Gumpenberger in einer "viel zu detaillierten Laudatio", wie der Geehrte Gumpenberger augenzwinkernd tadelte. Ein Augenzwinkern, welches von Generationen von Prüfungskandidaten geschätzt wurde.
29 Bücher und 240 Aufsätze und Beiträge in wissenschaftlichen Journalen stehen auf der Habenseite des Autors – oder vielmehr der Leser, denen die Lektüre von Sandgrubers Werken ein wahrer Genuss ist.
Informative Kolumne
In diesen kommen auch die treuen Leser der OÖN-Kolumne, die Sandgruber verfasst. Für seine zahlreichen wissenschaftlichen Ämter und Funktionen wurde der gebürtige Mühlviertler mit ebenso vielen Preisen geehrt. Der Rohrbacher Kulturpreis gehört sicher nicht zu den gewichtigsten Auszeichnungen, aber: "Ich freu’ mich sehr, weil es ein Preis der Heimat ist", gestand der emeritierte Professor. Denn auch in Wien und Linz habe er stets die Heimat hochgehalten: "Ich habe immer den Blick aufs Mühlviertel zu halten versucht, denn ich verdanke meiner Heimat sehr viel", sagte Roman Sandgruber. Gerne arbeitete er deswegen an der Festschrift zur Stadterhebung mit oder steuerte einen Artikel zur Kirchensanierung bei. Die Rohrbach-Berger Stadtväter, die ihn im Wikipedia-Eintrag über die Gemeinde sogar als einen der berühmtesten Söhne der Stadt führen, musste er dann dennoch ein wenig enttäuschen. "In meinem Pass steht als Geburtsort Grub und nicht Berg oder Rohrbach. Das ist übrigens auch bei meiner Frau so. Da steht Sexling drinnen, was bei mancher Grenzkontrolle schon zu Erheiterung führte." Auch Nachdenkliches gab Roman Sandgruber der bunten Gratulantenschar in der Raiffeisenbank Rohrbach mit auf den Weg. Er habe über die großen Unternehmerfamilien geschrieben und den Aufstieg und Fall von mächtigen Dynastien studiert: "Was bleibt, ist die Gewissheit, wie vergänglich alles ist."