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Neuer Kreativ-Treffpunkt für Jung und Alt

Von Karin Wansch   22.September 2014

Die Türen des Prückl-Wagner-Hauses am Marktplatz stehen täglich von acht Uhr früh bis sechs Uhr abends offen. Seit Sommer kann man hier im "Kostnix-Laden" im Vorhaus in Gebrauchtwaren gustieren, ein paar Regale daneben im "Kostbar.Laden" in selbstgemachten Produkten aus dem Ort. Mitarbeiter gibt es keine – wer fündig wird, nimmt sich einfach ein Gratis-Secondhand-Stück mit oder wirft das Geld für die Marmeladen, Säfte und Handarbeiten in die Kassa und notiert in einem Heft, was man gekauft hat. Das Vertrauen hat bisher noch niemand missbraucht. Im Gegenteil: Die Offenheit kommt gut an, wie die Einträge im Kassabuch zeigen, sagt Mitbegründer Otmar Affenzeller vom Energieverein.

Die beiden Mini-Läden sind Teil des OTELO – des "Offenen Technologielabors", das seit Mitte September im Prückl-Wagner-Haus ganz offiziell allen Neumarktern zur Verfügung steht. Gleichzeitig mit den Imkern hatte der Energieverein die Idee, das leerstehende Erdgeschoß zu nützen, etwa für einen Flamenco-Kurs oder eine Reparaturwerkstatt. Kreativ sein, reparieren, produzieren statt konsumieren und vor allem Spaß haben lautet die Devise im "Labor".

Pilotprojekt für Landgemeinden

Die OTELO-Philosophie stammt aus dem Salzkammergut (siehe Infokasten) und hat sich rasch verbreitet. Sie ist eigentlich für Gemeinden in Stadtnähe mit mehr als 4000 Einwohnern gedacht. Im unteren Mühlviertel versucht nun ein Agenda-21-Projekt, das Konzept auf kleinere Landgemeinden herunterzubrechen – nicht nur in Neumarkt, sondern in einem Gemeindenetzwerk, darunter auch Gutau, Freistadt, Windhaag/Fr. und die gesamte Mühlviertler Alm. "Die Voraussetzungen sind hier ganz andere", sagt Projektbegleiterin Maria Hochholzer vom Regionalmanagement OÖ. Die Fragen, die sich die Arbeitsgruppen stellen, lauten etwa: Braucht tatsächlich jede Gemeinde eigene Räume oder reicht ein mobiles OTELO? Können so viele OTELOS nebeneinander bestehen? Und wird das Angebot überhaupt angenommen? Christian Mayrhofer aus Gutau, der die Arbeitsgruppen koordiniert, ist zuversichtlich, dass der Versuch klappt: "OTELOS sind keine Organisationsform, sondern eine Denkart, die eine breite Bewegung werden könnte."

Haus der Zukunft in Neumarkt

Darin stimmt ihm auch Bürgermeister Christian Denkmaier zu: Bei der Gemeinde, Eigentümerin des Hauses, stießen die Initiatoren auf offene Ohren und Türen – das OTELO passt ideal zum geplanten Leader-Projekt "Haus der Zukunft". Mit der Wohnung im ersten Stock, die in ein paar Monaten frei werden soll, stehen rund 200 Quadratmeter zur Verfügung, auf denen u. a. altes Handwerk vermittelt und die Ortsgeschichte als digitales Heimatbuch präsentiert werden sollen. Denkmaier: "Wissen weitergeben, Dinge reparieren und nachhaltig leben – das ist ein Zukunftstrend, der genau das Gesamtkonzept für das Haus trifft."

 

OTELO – was ist das?

Opas Bastelkeller neu erfinden – mit dieser Idee wurden 2010 in Gmunden und Vöcklabruck die ersten beiden OTELOS (Offenes Technologielabor) gegründet. Die gemeinnützigen „Bastelkeller“ – Werkstätten, Projekt- und Gruppenräume – stehen Interessierten jeden Alters zur Verfügung; zum Austausch, zum Experimentieren und um kreativ zu sein, etwa im Radiostudio oder in der Reparaturwerkstatt. Die Gebäude stellen die Gemeinden zur Verfügung, ansonsten sind OTELOS unabhängig von Förderungen, selbsterhaltend und in möglichst einfachen Strukturen organisiert. Die Idee haben auch andere Gemeinden übernommen, darunter Kirchdorf, Ottensheim, Vorchdorf, Linz, Scharnstein und sogar die deutsche Gemeinde Angermünde. Mit dem OTELO in Neumarkt/Mkr. startete im September das Agenda21-Pilotprojekt „OTELO-Hochland“ mit 14 Mitgliedsgemeinden. www.otelo.or.at

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