"Natura 2000"-Gebiet Machland-Nord: Zahlreiche offene Fragen
NAARN IM MACHLAND. Befürworter betonen Chancen für Region und Bewohner. Vor Ort regiert noch die Skepsis.
Es war eine leidenschaftlich geführte Diskussion, die am Montag im Gasthaus Pühringer in Au/Donau rund um das geplante Natura-2000-Gebiet "Machland Nord" geführt wurde. Das Fischereirevier Donau-Perg hatte zu einer außerordentlichen Vollversammlung geladen, um über mögliche Schutzmaßnahmen zu sprechen, die Ende 2019 in Kraft treten sollen.
Auf einer Fläche von 11,25 km² wird sich das Gebiet entlang der Donau, der Flutmulde, des Hüttinger Altarms in Mitterkirchen, der Entenlacke Saxen sowie rund um die Burg Clam erstrecken. Geschützt werden damit hauptsächlich 14 bedrohte Fischarten (Frauennerfling, Donaukaulbarsch), Amphibien, Fledermaus, aber auch Fischotter und Biber. "Wir werden deshalb aber nicht Otter und Biber ansiedeln. Die sind ohnehin schon hier. Es geht darum, das zu erhalten, was wir haben", betonte Ökologe Stefan Auer vom Büro Blattfisch. Er ist Teil jenes Teams, das für die Naturschutzabteilung des Landes einen Management-Plan erstellt, der künftig quasi als Hausordnung für das Natura-2000-Gebiet im Machland dienen soll.
Den Einwand, dass geltende Verordnungen zum Betrieb der Donaukraftwerke oder die Hubschrauber-Tiefflugstrecke des Bundesheers ein Naturschutzgebiet von vornherein unmöglich machen, ließ Auer nicht gelten: "Die meisten Tiere sind von den Tiefflügen unbeeindruckt, und die rechtliche Komponente wird vor der Verordnung abgestimmt." Es gelte eben, eine umfangreiche Gemengelage an Interessen abzuwägen und Kompromisse zu finden.
Der künftige Management-Plan könnte sogar auch zum Vorteil der Fischer sein: Etwa, wenn Maßnahmen gegen die Verlandung festgeschrieben werden – bis hin zu Baggerungen. "Die Verlandung ist bei allen aquatischen Schutzgütern das Hauptproblem. Hier sind wir mit den Fischern auf einer Linie."
Auf konstruktive Zusammenarbeit setzt auch der Obmann des Fischereireviers Donau-Perg, Heinrich Hochstöger: "Zu glauben, dass wir Fischer das Natura-2000-Gebiet Machland-Nord verhindern könnten, wäre ein Irrtum. Wir sollten die Chance nutzen, jetzt am Management-Plan mitzuschreiben." Dabei können Lehren aus Fehlern einfließen, die etwa bei der Naarn-Renaturierung passiert sind.
Zahlreiche offene Fragen zum Natura-2000-Gebiet gibt es derzeit aus der Landwirtschaft. Hier wird der Ansatz verfolgt, dass durch Bewirtschaftung die Situation für geschützte Arten nicht verschlechtert werden darf. Maßnahmen zur Verbesserung des Ökosystems erfolgen auf Vertragsbasis mit den Grundeigentümern – freiwillig und gegen eine finanzielle Entschädigung. Details dazu werden in weiteren Informationsabenden in den Machland-Gemeinden präsentiert. (lebe)