Müllerin Berta Nestelberger arbeitet mit 84 noch im hauseigenen Bioladen
PERG. „Eine Registrierkassa steht nicht zur Debatte.“ Berta Nestelberger verkauft seit mehr als 25 Jahren Produkte im hauseigenen Naturkostladen. Ihr Markenzeichen: Sie zählt die Produktpreise mit Papier und Stift zusammen.
„Eigentlich wollte ich keine Müllerin werden, mich hätte viel mehr die Hauswirtschaft interessiert“, sagt sie. Da ihr Vater aber Anfang der 30er Jahre den Mauhart-Mahlbetrieb in Perg kaufte, half die 1928 in Windhaag geborene Frau schon als Schulkind in der Mühle mit. „Es war eine schwere Zeit, wir haben Tag und Nacht gearbeitet“, erinnert sie sich.
Ihre beiden Brüder starben bereits bei der Geburt. So war es klar, dass sie den elterlichen Betrieb übernimmt. Da traf es sich gut, dass sie 1946 einen jungen Meistermüller, den Sohn eines Bekannten ihres Vaters, kennenlernte. Schon ein Jahr später folgte die Hochzeit. 1956 starb Nestelbergers Vater, und das junge Ehepaar übernahm die Mühle. „Es ist sehr gut gelaufen, bis zum furchtbaren Jahr 1980“, sagt Nestelberger. Ein Großfeuer zerstörte das Firmengebäude. Drei Monate später folgte der nächste Schicksalsschlag: Ihr Ehemann starb an einem Herzinfarkt. „Es war schlimm, aber wir haben zusammengehalten und innerhalb eines Jahres alles wieder aufgebaut“, sagt die Pergerin. Da der Kundenstock gehalten werden musste, wurden ein Jahr lang Waren zugekauft. „Wir haben rasch auf Dinkel gesetzt, der war damals stark im Kommen und hat uns wieder auf die Beine geholfen“, sagt die Müllerin. Auch auf die steigende Nachfrage nach Bioprodukten reagierte der Betrieb prompt.
Heute führt Nestelbergers Enkel Norbert den Betrieb mit 22 Mitarbeitern. „Er macht seine Sache sehr gut.“ Berta Nestelberger steht aber nach wie vor täglich im Naturkostladen. „Ich mache es gern, so bin ich unter Leuten. Zuhause wäre ich allein“, sagt sie.