Ihr sollt die Männer schwächen, nicht anstacheln!

Von Von Karlheinz Sandner   23.Juli 2018

Fast könnte man sagen, nur über Stock und Stein erreicht man in Kefermarkt/Wittinghof hoch über der Feldaist-Klamm gelegen den „Pienkenhof“, wo in idyllischer Umgebung ein kleines, feines Theater blüht und gedeiht. Heinz Reiter und Germanistin Ilse Wagner scharten vor zehn Jahren Freunde um sich, um nicht seichtes Sommertheater, sondern anspruchsvolle Stücke auf die Bretter einer dem altwiener Pawlatschentheater ähnelnden Bühne zu bringen. Anfangs hatte man sich erfolgreich einige Male der italienischen Stegreifkomödie „Commedia dell´arte“ zugewandt, einem Genre, über das sich nur wenige Laienbühnen wagen, sowie einigen außergewöhnlichen Eigenproduktionen. Heuer gilt das Interesse der Komödie „Lysistrata“ aus der Feder des griechischen Autors Aristophanes. 

Der Premierenabend am Freitag war dank der gelungenen Regie und der feinen Leistungen der Protagonisten sehr unterhaltsam und auch spannend, denn es geht um Krieg und Frieden, und – wenn die Diplomatie am Ende ist – die List von Frauen ersehnten Frieden bringen könnte. Das Stück spielt 411 v. Chr. in Athen, als der Krieg gegen Sparta schon zwanzig Jahre dauerte. Lysistrata - übersetzt "Heerauflöserin" – trifft sich mit der Spartanerin Lampito und sie beschließen, Frauen aus ganz Griechenland zusammenzurufen, um durch eine einzige Maßnahme dem Krieg ein Ende zu bereiten: Sie werden sich ihren Männern so lange verweigern, bis endlich Friede ist.

Das Ensemble um Ilse Wagner setzt die Ideen des Autors – mit interessanten choreografischen Einlagen (von Elisabeth Heinrich) aufgelockert – leidenschaftlich und mit erstaunlicher Raffinesse um, ja, man könnte meinen, dafür besonders talentiert zu sein! Unter den Augen der Liebesgöttin Aphrodite (Elisabeth Heinrich) schmiedete die resolute Lysistrata (Andrea Hörhan) mit ihren erst zögernden Frauen Myrrhine (Margit Steinmetz-Tomala), Kalonike (Ingrid Heinrich) und Dione (Eva Hammer) die Pläne für den Liebesentzug und gewann auch Lampito (Lisa Huber) aus Sparta für die Idee. Die greisen Männer – die jungen sind alle im Krieg – wie der Ratsherr (Fridolin Blasl), Kinesias (Peregrin Puhony), ihr Anführer Philurgus (L. Huber) sowie ein Soldat (Ebrahim Popalzai) wollten das Vorhaben nicht akzeptieren. Schließlich führt der Liebesentzug tatsächlich zum Erfolg. 

Das löste sogar am Pienkenhof einen Freudentanz aus, und das Ensemble schwang mit Besuchern bei einem „Sirtaki“ durch den romantischen Hof. Der Dank des Publikums für die zumindest fiktiv aufgezeigte Möglichkeit zur Beendigung eines Krieges unserer Zeit war herzlicher Applaus.